Emissionsreduktion vor Brest

Was kann es noch schöneres geben, als eine Tageswache voller Delfine und Wale? Genau! Eine gute Mütze Schlaf. Ob es die wohl für alle an Bord gab? Das Schiff lag schließlich ziemlich ruhig bei spiegelglatter See. Das dauerhafte Motoren zerrte aber doch am Seglerherz…und nicht nur an diesem, aber dazu später mehr.

Normalerweise könnte man sich gut darauf einigen, dass die 4-8 Uhr Wache die Härteste ist, heute war sie jedoch schon fast als Tagwache zu sehen, da schon kurz nach Wachbeginn die Sonne aufging. Wir haben die Zeit noch gar nicht umgestellt.
Aber was ist schon Zeit nach so viel Atlantik? Das kann ruhig noch ein paar Wochen so weitergehen…das Wetter spielt auf jeden Fall schonmal mit.

Wie sieht es denn eigentlich aus mit dem Wind? Das Herunterladen von etlichen GRIB-Files treibt ihn leider auch nicht an. Dafür gab es endlich mal wieder etwas mehr Sonne. Ich persönlich habe versucht mich schon wieder an das heimische Klima zu gewöhnen und es klappt schon ziemlich gut. Viele von uns Langfahrerinnen und Langfahrern frieren trotzdem noch im warmen Ölzeug und Pullover an Deck, während ich schon in kurzer Hose und T-Shirt das Wetter genießen kann.

Um 11 Uhr wurde ein obligatorischer Motorcheck durchgeführt und wir entschlossen uns jetzt endlich mal im Atlantik baden zu gehen. Die Sonne schien von oben herab, Temperatur angenehm warm, das Wasser tiefblau-transparent und Meeressäuger in 300m Entfernung. Was will man mehr? Genau: Seife. 15 Minuten Zeit gab es offiziell vom Schiffer für den Badestop und ja, es wurde mehr draus. Wer also wollte (alle) genoss das kühle Nass, aber wehe ihr blockiert nochmal die Leiter! (-Alfred). Je nach persönlichem Empfinden war das kühle Nass fast kühler als es nass war, denn inzwischen sind wir doch recht weit nördlich. Als fast alle fertig waren, gab es noch eine kleine Fotosession im Wasser für Malou und Jule, bevor dann doch eine Qualle vorbei schwamm.

Nach so einem Badespaß hätten sich Michael und ich uns über einen netten Strandkiosk mit Pommes gefreut. Jule zauberte uns aber auch etwas ebenso feines: Bruschetta und Quesadillas machen Pommes schon gute Konkurrenz. Wer will nahm noch Baked Beans dazu, ist aber nur für echte Feinschmecker. Aber Moment, was unterbricht mich da während meines Festmahls? Ein Ruf von oben! Delfin? Nein…Wal?! Ne, auch nicht…Hai! Wir haben tatsächlich unseren ersten Hai gesichtet. Nur ein zwei Mal streckte er kurz seinen Rücken aus dem Wasser. Trotzdem war es ein atemraubender Moment und man merkt immer wieder: Rufe nach Walen (und Haien) funktionieren einfach besser als der Ruf nach „All hands“.

Flau wie es war (1 Knoten wahrer Wind) begann die entspannteste Wache der Atlantiküberquerung: spiegelglatte See, warme Sonne von oben, gute Musik, Kaltgetränk. Wenn jetzt noch dieses blöde Motorgeräusch aufhören würde…
Oh man, ein Blick aufs AIS verrät mir aber irgendwann, dass die Wache doch nicht so entspannt werden würde. Wir sind nämlich kurz davor eine breite Route von großen Frachtern zu durchqueren, die aus dem Verkehstrennungsgebiet weiter nördlich von uns geschossen kommen und hier auf dem Weg von Nordeuropa nach Asien die Biskaya überqueren. Das Fernglas wurde nicht gescheut und das AIS war unser bester Freund. Für alle, die es noch nicht erleben durften: Distanzen und Zeit auf dem Wasser wirken immer deutlich größer, als sie im Endeffekt doch sind. Nicht umsonst ist wirklich das Minimum des Passierabstandes zu großen Schiffen eine Seemeile. Das macht das Manövrieren durch eine so breite informelle Schiffsroute nicht einfacher. Will man dem einen Schiff ausweichen, stellt sich der Kurs vom nächsten Schiff schon quer. „Wir haben ja noch eine halbe Stunde, bevor wir den passieren“, jedoch müssen Entscheidungen meist in wenigen Minuten getroffen werden, damit die
Kursänderungen dem Gegenüber klar erkennbar sind.

Nachdem wir nun den ersten Block Schiffe von Backbord passiert hatten, lagen noch ein paar Meilen Schiffsverkehr vor uns. Auf einmal merkte Jule von unten an, dass der Motor seltsam klinge. Ulv schaute sofort nach und ich befürchtete Schlimmes. Die entspannteste Wache wurde auf einmal zur stressigsten Wache: „Motor aus!“ Sofort gingen wir Maschine Null und Motor aus. Was war passiert? „Noch unklar, mach mal wieder an“, Maschine gingan, aus diversen Mündern hörte man nur wieder: „AUS!“. Maschine ging aus. Ok. Problemsuche: Öl? Nein. Batterie? Auch nicht. Oh, Kühlwasser war wärmer als sonst, aber noch unter alarmierender Temperatur. Das beobachteten wir weiter. Frida und Ulv hockten nun vor dem Motor und begutachteten, wo es ging.
Währenddessen machte sich bei mir schon ein Unbehagen breit. „Was machen wir denn jetzt ohne Motor? Wir sind in dieser Schiffsroute ohne jegliches Antriebsmittel gefangen…“
Wir sollten natürlich die umliegende Schifffahrt davon in Kenntnis setzen. Gemeinsam mit Michael (den ich leider aus seinem verdienten Schlaf reißen musste, sorry!) machten wir uns daran die anderen Schiffe über unsere Lage zu informieren und entwickelten Pläne für weiteres Vorgehen.
Nach diversen Checks, kam noch ein letztes Mal: „Motor an“, Motor ging an und sofort war ein ungesundes Geräusch zu hören: „MASCHINE AUS“, Maschine aus. Scheiße gelaufen, die Kühlwasserpumpe hatte es erwischt. Genauer gesagt, das Lager der Welle ist zerstört. Das ist an Bord nicht zu reparieren. Trotzdem
machte sich Frida direkt daran die betreffenden Teile auszubauen.
Mittlerweile war das gesamte Schiff wach und Hanna entdeckte ein weiteres Problem: eine Segellatte, gelöst vom Mastrutscher scheuerte bedenklich stark am Mast und an der Mastrutscherschiene, sodass man schon klar blank geschliffene Stellen erkennen konnte. Bei stehendem Segel wäre das noch auszuhalten, der leichte Schwell ließ das Segel aber unaufhörlich am Mast reiben. Als Maßnahme wurde also das Trysegel gesetzt, um unsere Sichtbarkeit zu gewährleisten, während das Großsegel zur Reparatur geborgen wurde.

Da unsere Lage nun eindeutig war, konnten wir weitere Maßnahmen in die Wege leiten. Der Schiffsfunk erhielt eine Nachricht über unsere Manövrierunfähigkeit und wir machten uns auf die Suche nach einem geeignetem Schlepper in der Nähe. Die ersten Schiffe wollten uns nicht anworten, ist auch irgendwie verständlich. So weit draußen, bei bestem Wetter. Das sollen die mal genießen!
Wie auch immer, wir setzen Signale, um erkannt zu werden und bereiteten uns auch auf eine Nacht des Umhertreibens vor, als auf einmal die 11 Meter Segelyacht Serendipity sich meldete! Halleluja, in zwei Stunden sind sie da! Mit der Besatzung dieser norwegischen Yacht hatten einige der Angereisten schon auf den Azoren am Flughafen gesprochen und unterwegs hatten wir auch schon einmal freundlichen Funkkontakt. Es war nun etwa 17 Uhr und am Großsegel wurde repariert, die Schlepptrosse professionell ausgebracht, an den Funkskills weiter gearbeitet und die Kühlwasserpumpe war schon fast ausgebaut. Machte doch irgendwie auch ein bisschen Spaß.
Nun zum erfreulichen Teil: es wurde an das Vorbereiten vom Abendessen gedacht. Der Erbseneintopf weckte wieder Lebensgeister bevor die Serendipity an unserer Steuerbordseite auftauchte. Mit einem eleganten Schlenker fuhren sie mit ihrem Heck an uns heran und nahmen unsere Trosse an. Als der Peter wieder Fahrt aufnahm, war wieder ein Stück Sicherheit da. Wir würden in absehbarer Zeit in Brest ankommen. Mit gemütlichen drei Knoten fuhren wir also als Geschleppte durch die Frachter und es wurden nicht weniger. Verrückte Kapitäne jeder Nationalität hielten es nicht für nötig bis 500m Entfernung ihren Kurs anzupassen. Durch Nerven per Funk konnte dem nachgeholfen werden.
Die Stimmung an Bord ist trotz und vielleicht aufgrund der ganzen Aufregung wieder top. Wir haben innerhalb weniger Stunden große Probleme auf ASV-Art lösen können: Improvisation. Was wird als nächstes passieren? Wir werden ankommen, irgendwie und irgendwann, mit etwas Glück sogar gerade rechtzeitig, dass die Abreisenden ihre Züge und Flüge erwischen.

Bene

Pos: 48°08,2’N ; 005°42,1’W
Stunden geschlafen: Nein
Frachter, denen wir ausgewichen sind: Ja

 

 

Unser Peter wird abgeschleppt…

Was ein waltastischer Tag!

Nachtrag zu gestern: Tatsächlich ist abends noch etwas passiert. Keine 30 Minuten nachdem der Blogbeitrag abgesendet wurde packte Michael und mich der Repariergeist und wir widmeten uns dem Großsegel, denn aktuell können wir nur mit gerefftem Groß segeln. Geht zwar auch aber mit ganzem Groß ist es natürlich angenehmer. Um einige Regattafans an Bord zu zitieren: „Wer refft verliert! „. Während der Reparatur landete auf unserem Peter mal wieder ein Vogel. Nach Spatzen, Schwalben, Krähen und Tölpel diesmal eine Ringeltaube. Wie es sich für einen Vogel gehört- natürlich auf dem Baum. Same same but different. Dass sich so ein Segelbaum nicht so gut eignet wurde uns (und dann auch schließlich der Taube) klar und so einigten wir uns mit ihr einstimmig auf den Platz unter dem Baum, wo sie dann auch erstmal blieb um uns interessiert zuzugucken. Aufgrund der mit der Nacht einherkommenden hohen Luftfeuchtigkeit verschoben wir das weitere Werkeln am Großsegel auf den nächsten Tag.
Gesagt getan fingen wir um kurz nach 7 Uhr wieder an, an unserem Bastelprojekt zu Arbeiten. Es wurden verschiedenste Möglichkeiten auspropiert- ein paar gute Ideen waren dabei, andere wurden wieder verworfen. Die gute Nachricht ist: Michael und ich glauben nun zu wissen wie man das Großsegel effektiv reparieren kann, die schlechte Nachricht ist: wir haben keine Bordmittel mehr um dies umzusetzten. Also werden wir nun erstmal weiter im gerefften Groß weitersegeln. Schade, dass es noch keinen Express Lieferservice auf dem Atlantik gibt… Immerhin wurde, während wir am Großsegel gearbeitet haben, noch etwas Wind gefunden. So konnte die Dieselfock eingestellt und die G1 in Betrieb genommen werden. Ebenso erfreulich war der Fund des doch so sehr vermissten Schokomüslis. „Leider“ konnten dieses noch nicht gegessen werden, denn die zu diesem Zeitpunkt abtretende Smutin Malou verwöhnte uns noch einmal mit leckeren Pancakes.
Zum Nachmittag ergab sich mit dem schönen Wetter mal wieder eine entspannte Stimmung und ein sehr entspanntes Segeln. Doch plötzlich kam wieder Leben ins Boot. Nachdem ein deutliches Blasgeräusch hörbar war und kurz danach der obligatirische „Wal in Sicht“ Ruf kam, versammelte sich fast die ganze Crew über Deck um Ausschau zu halten. Leider waren die Zwergwale (trotz des Namens nicht so klein) ziemlich weit weg und schnell wieder abgetaucht, so dass nicht jeder einen Blick auf diese wunderbaren Meeressäuger werfen konnten. Doch das sollten nicht die letzten Walsichtungen des Abends gewesen sein und so wiederholte sich die beschriebene Situation mehrmals. Einige dachten wohl, dass wir sie veräppeln aber als es dann hieß „Wal DIREKT voraus“ gab es keinen Zweifel mehr. Der erste Wal ließ sich zwei bis drei Schiffslängen voraus blicken und dann, als sich alle Interessierten über Deck befanden, tauchte ein weiterer Wal keine zehn Meter entfernt auf der Steuerbordseite a uf. Wir sind, auch wenn sich solche Anblicke in den letzten Tagen und Wochen gehäuft hatten, tief beeindruckt und erfreut über diesen Anblick und können unser Glück kaum fassen.
Nun geht es- leider wieder unter der Dieselfock- weiter in Richtung Brest.
Gerade wollte ich den Blog hochladen, da wurde dieses Vorhaben von einem weiteren Walalarm und keine fünf Minuten später von einem Delfinalarm unterbrochen. Da bleibt mir nur zu schreiben: Was ein waltastischer Tag!
Jule
Kurzzusammenfassung: Position: 47°41,43N 009°06,17W Kaputtgegangene Nadeln: 5 Wortspiele zum Thema Wal: 3 Gehäkelte und gestrickte Maschen: 159
Die Taube genießt die schöne Aussicht.
Vorbereitung zur weiteren Bearbeitung des Schothorns
Weitere Vorbereitungen, nun im Tageslicht.

Atlantik und so

Joar, heut ist nicht viel losgewesen. Es gab Spiegelei zum Frühstück, das war schonmal ganz cool. Des Weiteren haben wir momentan recht wenig Wind, daher lag das Schiff aufrecht. Erstaunlich, wie voll man dann Tassen und Gläser füllen kann. Neben keinem Wind hatten wir aber viel Sonne. Die 23°C und leichte Briese erinnerten an den norddeutschen Sommer und so war die Stimmung sehr entspannt. Viele lasen, hörten Musik und Ulv gab mehrere Vorlesungen zum Motor. So verging der Tag mal wieder wie im Flug und die letzten Tage auf hoher See wurden genossen. Für etwas Unentspanntheit sorgte allerdings der Fund einer kleinen Kakerlake um 00:30, seitdem sitzt diese in einem alten Nutellaglas. Bei Zeiten gucken wir sie doof an und sie zurück. Es wurde nämlich viel über die effektivste Entsorgungsmöglichkeit philosophiert, denn einfach das offene Glas über Bord zu halten, ginge ja nicht. Da könnte sie zurück fliegen. Bis eine endgültige Lösung und mutige Person gefunden ist, wird sie wohl aber noch im Nutellaglas sitzen.

Entspannte Grüße von Bord

Frida

Kurzzusammenfassung:

Position: 47°01,87′ N 012°40,67 W

Gefundenes Schokomüsli: 0

Massagen: 3

Zwischen Regenbögen und Babydelfinen

Es ist wieder soweit, die Tage auf dem Peter verschmelzen ineinander und man weiß gar nicht mehr so genau welcher Wochentag oder Seetag es ist, von Kalendertagen ganz zu schweigen. Mitten auf dem Atlantik ist das aber auch nicht so relevant, denn man hat sich, das Wasser und das Boot. Also stellt man sich die wirklich relevanten Fragen, die man so an Bord hat. Diese wären: – In wie vielen Tagen kommt man circa in Brest an? – Kann man etwas an der Besegelung optimieren? – Wer ist denn jetzt schon wieder auf der Toilette, wo ich doch gerade auch gehen müsste? – Wo zum Geier ist dieses verflixte Schokomüsli?
Insbesondere die letzte Frage beschäftigen Teile der Crew ganz besonders, denn nicht jede*r segelt bis nach Kiel zurück und könnte sich über den Fund des Müslis beim Putztag erfreuen. So wurden heute schon mal drei mögliche Lagerorte bisher erfolgslos anvisiert, wovon einer aber aufgrund des Segelns auf dem Backbordbug doch noch vertagt wurde… Sollten sich diesbezügliche Neuigkeiten entwickeln, werden wir keine Kosten und Mühen scheuen davon zu berichten.
Ansonsten ist das Segeln mal wieder ganz schön. Der Wind spielt mit, ebenso das restliche Wetter, denn bis auf kleine Nieselregenphasen ist es doch recht sonnig. Außerdem bekommen wir immernoch regelmäßig Besuch verschiedener Delfinschulen. So ergab sich für uns in der Frühwache ein, unserer Meinung nach, sehr besonderer und schöner Anblick. Es erschien ein Regenbogen und dazu eine Delfinschule mit einigen Jungtieren, die kaum größer als ein kniehoher Segelstiefel waren. Wir hatten vorher schon viele Schulen gesehen, eine mit Delfinbabys war- zumindest für mich- noch neu. Genau so kitschig wie sich das eben beschriebene anhörte, hörte sich wohl auch das Gequietsche von Malou und mir an, sodass die anderen Wachführer so gar nicht überrascht waren als wir davon berichteten.
Natürlich ist auch das baldige Eintreffen auf Europas Festland ein großes Thema. Die Tage, die uns auf dem Atlantik überbleiben sind mittlerweile an einer Hand abzählbar und so genießen wir die letzten Tage und schätzen genau diese Momente noch mal Wert, die eben sonst nicht so allgegenwärtig sind.
Jule
Position: 46°04,27N 014°45,31W Heute kaputtgegangene Gegenstände: 2 Heute reparierte Gegenstände an Bord: 1 Reparierbare Gegenstände an Bord: deutlich mehr als 1. Luftlinie nach Kiel: knapp 1080 sm

Eine smutige Angelegenheit

Es gibt nicht viele Dinge auf See die ich so sehr vermisse wie eine anständige Pommes oder eine Pizza. Das sind einfach Dinge die, die Pantry im Grunde nicht hergibt. Unser Ofen braucht schließlich knapp 1 ½ Stunden um Brot zu backen und bei Lage ist es doch schon recht sportlich der heißen Ofentür auszuweichen. So wurde bei Landgang eigentlich immer mindestens das Eine oder das Andere gesucht. Doch auf dem Atlantik gibt es eben wenig Landgang… Angetrieben durch einen kleinen Lagerkoller hatte ich vergangene Atlantiküberquerung dann angefangen in Nachtwachen mit Pfannenpizza zu experimentieren. Das ist für 4 Leute mit ordentlich Zeit eine entspannte Sache. Zu meinem nächsten Tag als Smutin wollte ich allerdings auch mal Pizza für die gesamte Crew anbieten. Nach ordentlich Vorbereitungszeit, 2,5 KG Teig und bestem Segelwetter später haben insgesamt 16 Pizzen die Pantry verlassen. Die Stimmung war höchst italienisch, so wurde Pizzaflitzer rauf und runter gehört. B ene spricht mitlerweile nur noch italienisch, Jule ist mit einer Pizza unterm Kopfkissen eingeschlafen und Michael hat mit den anderen Lübecker’n eine Gruppe gebildet die er seine „la familia“ nennt. Pizza lässt sich erstaunlich gut mit Zutaten aus Dosen backen, hatte ich vorher so noch nicht auf dem Zettel gehabt. Neben dem was unter Deck passiert ist wurde natürlich auch weiterhin gesegelt. Der Peter schläft schließlich nie. Wir hatten angenehme Winde die uns Spi setzen ließen, zwischendrin konnte sogar eine Spihalse vom Wachführerzettel abgehakt werden. Zum Abend hin drehte der Wind allerdings wieder und die See wurde rauer. Unter Klüver Fock versuchte ich mich dann daran Bolognese zu kochen. Der Sicherrungsgurt in der Pantry hat sich mal wieder bezahlt gemacht und die Töpfe hab ich schließlich auch „angeschnallt“. Denn zuvor ist mir der gerade fertig gewordene Tofu von der Ablage gehüpft. Als Tofu aus Bodenhaltung hat es aber dennoch Abnehmer*innen gefunden. Zusätzlich kam dann noch das ungute Gefühl wenn 2 Liter Tomatensauce Richtung Vorschiff hüpfen. Da macht man sich doch einige Gedanken ob Gummistiefel nicht doch um einiges angebrachter als Sandalen wären. Letztendlich hat aber alles gepasst und ich war mal wieder froh das ich als Smutin nicht abbacken muss :). Sonst haben wir noch ein wenig mit einem befreundeten Segler aus Faial gefunkt und uns ein wenig in der Gegend umgeschaut. Der Atlantik ist auch hier blau, über uns ziehen Wolken ihre Bahnen und unter uns ist immer noch eine verdammt große Menge Wasser.
Uns geht’s gut, auf Bald
Frida
Kurzzusammenfassung: Position: 43°13,62′ N 017°87,49 Immer komischer werdende Crewmitglieder: 5 Erfolgreiche Aufforderungerungen „den Kahn gerade zu halten“: 0 Verbrauchter Käse: 1,2 Kg

Blogeintrag vom 09.06.23 – Auf dem Weg nach Frankreich

Nach einem soliden ersten Tag auf See taktieren wir heute mit dem Tiefdruckgebiet, welches es sich in unserer geplanten Route breit gemacht hat. Eine Flaute in der Nacht haben wir genutzt um die Batterien zu laden. Nach etwas Wind am vormittag flaute es dann am frühen Nachmittag wieder ab. Den wenigen Wind nutzten wir, um den Spi vorzubereiten. Ein erwarteter Winddreher sollte den Einsatz bereits zeitnah möglich machen. Dieser kam dann auch und wir konnten den Spi setzen. Nach einer kurzen Zeit mit Kurs in Richtung Lissabon konnten wir mit einer Halse Kurs auf Brest nehmen. Nun segeln wir gemütlich schaukelnd bei bester Sonne in den Abend hinein. Dank dem Dreiwachsystem bleibt neben Schlafen und Segeln noch genügend Zeit für weitere Aktivitäten. Sei es die Arbeit mit dem Sextanten oder dem Lesen eines guten Buches (z. B. zum Thema Tauchmedizin).
Neben den Wachen und den Segelmanövern gehört auch die Verpflegung zum Alltag an Bord. Zum Mittagessen gab es heute Quesadillas. Wahlweise zum vielen Käse zusätzlich mit Thunfisch, Pepperoni oder Chiliflocken. Die Versorgung an Bord ist gut und es mischen sich Lebensmittel aus Bermuda, den Azoren und Überbleibsel aus früheren Etappen. Damit bleiben sowohl die Hauptmahlzeiten als auch die Snacks abwechslungsreich. So sind die Vorräte an Thunfisch und Oliven schier unerschöpflich. Auch frisches Brot wird weiterhin gebacken. Dazwischen gibt es Haferkekse, Schokolade, Bananen und Nüsse. Als Abendessen wird gerade ein Risotto vorbereitet. Dazu gehören neben Zwiebeln und Cherrytomaten anscheinend auch Kinderriegel, die jedoch schon bei der Vorbereitung verzehrt werden müssen. So findet auch der Smut immer genügend Freiwillige, die ihn bei den Vorbereitungen unterstützen.
Felix
Position um 18:30 UTC: 40° 15.2′ N, 022° 23.2′ W Verzehrte Haferkekse: ca. 20 Geschälte Zwiebeln: 8 Gefahrene Halsen: 3

Eine Insel mit einem Berg und dem weiten großen Meer

12. Tag auf See: die Stimmung ist gut und die Vorfreude auf die Azoren groß. In der Nachtwache von 04.00-08.00 Uhr hieß es dann unter wunderschönem Sonnenaufgang voraus: Land in Sicht! So zeigte sich die Insel Faial unter dem pfirsich-lavendelfarbenen Aquarell des Morgenhimmels. Zu unserem Glück konnten wir die schöne Stimmung mit köstlicher selbstgemachter Pfannenpizza von Frida genießen. Die Insel und unser Ziel Horta kamen näher. Unter G1 glitten wir die Küste entlang und staunten über die tolle grüne Landschaft der Vulkaninsel. Wir hatten Glück, denn zu dem Zeitpunkt war diese nahezu frei von Wolken und so konnten wir die ganze Schönheit in Völle erkennen. Kurz vor dem Hafen gab es natürlich noch das obligatorische Empfangskomitee einer Delfinschule. Horta sollte nicht nur für uns den sicheren Hafen darstellen. Es war wahrlich ein Ameisenhaufen voller Segelboote und deren Insassen vor Ort. So war es völlig normal, dass wir im 4. Päckchen lagen und die Bucht voll mit ankernden Booten war, wo sich der Peter zunächst erstmal durchquetschen musste. Die Stimmung in diesem Hafen war wirklich ganz  besonders toll mit den vielen Offshore-SeglerInnen und AbenteuerInnen. Ein wahrer Segel Hotspot! Nachdem wir nachmittags einklariert hatten feierten wir den ersten Teil der Atlantiküberquerung mit gutem Essen und dem ein oder anderem Drink im berühmten Seglertreff Peter Café Sport. Zu Ennos Überraschung wurde aus dem Abend sein Junggesellenabschied. Wir trugen rosa Hütchen und Enno eine blinkende, regenbogenfarbene Glitzerkrone, womit er die Hauptattraktion des Abends darstellte. Ausgeschlafen und leicht verkatert sollte der Peter am nächsten Tag geputzt und kleinere Reparaturen gemacht werden. Die Wäsche zu waschen stellte sich als großes Abenteuer heraus. Da so viele SeglerInnen in Horta saubere Wäsche brauchen und es mit drei Wäschereien eindeutig zu wenig Waschmöglichkeiten in Horta gibt. Wer also auswandern und gutes Geld verdienen möchte: Eröffnet einen Waschsalon in Horta. Während nach dem Putzen ein wenig am Peter rumgewerkelt wurde, startete die Einkaufscrew auf zum Supermarkt. In der Zwischenzeit mussten wir uns auf die sicherere gegenüberliegende Pier verlegen, da uns ein mächtiges Tief bevorstand. Zu unser Überraschung und Freude legte sich die Frauencrew der Maiden direkt zu uns ins Päckchen- was für eine Ehre! Am Folgetag teilte die Crew sich in eine Wander-, Tauch- und Bikergang auf. Die Tauchgang erkundete in 18m Tiefe die bunte Unterwasserwelt und schlafende Vulkankrater. Ein anderer Teil der Crew mietete sich Roller und cruiste auf den in Wolken liegenden Vulkankrater und um die vielfältige Insel. Die Vegetation von Faial ist der Wahnsinn: Fichtenwälder durchsetzt mit Farnen, leuchtende Blumen in allen möglichen Formen & Farben und saftige grüne Wiesen prägen das Landschaftsbild, dazwischen grasende Kühe mit Blick auf das weite und wilde Meer. Die Bikergang besuchte ebenfalls ein „neues“ Stück Insel. Vor ca. 60 Jahren ist im Westen von Faial ein noch unter Meeresspiegel liegender Vulkan ausgebrochen, der damit einen recht großen Landabschnitt gebildet hat- sehr imposant daneben zu stehen. Den Abend ließ ein Teil der Crew in Horta ausklingen. Die Bikergang traf sich ein paar Dörfchen weiter in einem portugiesischen Restaurant, um sich für die kommende Atlantiküberquerung zu stärken und über Bikergang-Dinge zu philosophieren. Wieder beim Peter eingetroffen durften wir,  zur Freude der Crew, das Schiff unserer Nachbarinnen, die Maiden, anschauen. Drei nette Mädels der Maiden Crew zeigten und erklärten uns alles über das Schiff und deren Bildungsauftrag- wirklich beeindruckend! Am Tag darauf hieß es dann Leinen los und auf Richtung Brest. Unter Klüver und Fock dümpelten wir zunächst im Schutz der Azoren umher und natürlich gab es ein Abschiedskommitee in Form einer Delfinschule. Wie auch sonst. Im Scheine des Sonnenuntergangs zwischen den Inseln segelten wir weiter Richtung Nacht, wo uns ein wunderschöner klarer Sternenhimmel und Meeresleuchten begrüßte. Zur Feierlichkeit des Wachwechsels gab es dazu um 00:00 ein Feuerwerk auf der Insel querab. Gerade in diesem Moment musste ich das Tablet kurz zur Seite legen, weil wir wieder Besuch von Delfinen bekommen haben. Und die paar Süßen haben sich ordentlich Mühe gegeben aus dem Wasser zu springen- wirklich sehr schön anzusehen. Fazit bisher: Erste Atlantiketappe war super, die Azoren sind wahnsinnig schön und wir freuen uns alle auf die nächsten Seemeilen über den Atlantik. Salzige, nasse, kalte, etwas sonnige und glückliche Grüße aus dem Achtercockpit Malou
@Svenja: heute zeigte sich in den Wellenkronen das seltene magische klare türkisblau 🙂 @Flo: Vegnogg wurde noch nicht verköstigt, die kuriosen Zewarollen wurden noch nicht ausgepackt. Updates folgen.
Position um 10:05 Uhr: 38°53,93 ‚N  025°55,85 ‚W Vollgekotzte Pützen: 3
Schöne Aussicht vom inaktiven Vulkan Caldeira
Mit dem Moped die Azoren unsicher machen
Der Vulkansand peitscht ordentlich am Körper

Wir holen die Karibik nach Kiel!

Während der Peter am gestrigen Sonntag die letzten Meilen auf die Azoren bewältigte, traf sich der Rest der Orga-Gruppe und ein paar freiwillige Helferlein um die Party-Vorbereitungen zu beginnen. Denn nach so langer Zeit soll dem Peter in wenigen Wochen ein gebührender Empfang bereitet werden. Auf dem Hof warteten einige Paletten auf uns, die die Grundlage der Dekoration bilden sollten. Ziemlich bald war von überall das Geräusch von Hammer und Stichsäge zu hören und der ein oder andere fühlte sich an die Krusenkoppel zur KiWo erinnert. Zudem flogen überall Bast und Muscheln rum, sodass erste Karibik-Erinnerungen hochkamen und einige Heldengeschichten ausgetauscht wurden. Am frühen Nachmittag steigerte sich das Karibik-Feeling, denn die Farben wurden ausgepackt. Zum Abschluss wurde der Grill angefeuert und wir ließen diesen erfolgreichen Tag gemütlich ausklingen.

Hier ein paar Eindrücke, wer aber das Ergebnis sehen will, muss am 01. Juli selbst vorbeikommen;)

Der letzte ganze Tag auf See

Der Morgen des letzten vollen Segeltags der Atlantiküberquerung Part 1 begann so wie die Nacht zuvor aufhörte. Unter G1 und vollem Groß glitt der Peter dem Ziel Horta entgegen. Unter blauem Himmel konnte das Ölzeug tagsüber endlich wieder gegen Fleece und kurze Hose getauscht werden. Durch den ausnahmsweise mal konstanten Wind aus gleichbleibender Richtung flog der Tag nur so dahin. Die von achtern schiebende Atlantikdünung lässt das Boot immer wieder an den 10 Knoten kratzen, weshalb die Zeit am Steuer durchgehend hart umkämpft ist. Zum Mittag gab es selbstgemachte Knödel zu Brokkolisuppe und am Nachmittag zauberte Profibäckerin Jule Rosinen und Schokobrötchen aus dem Ofen. Auch die Tierwelt ließ sich zum Abschluss noch einmal von ihrer besten Seite Blicken: Nach der ersten Taubensichtung am Mittag folgte am Nachmittag der mittlerweile obligatorische Wal Ruf von Deck. Am Abend versüßte dann noch eine Schule Delfine inklusive diverser Sprungeinlagen den Abschlus s eines angenehm ereignislosen Tages. Bei unveränderter Besegelung und 12-15 Knoten scheinbaren Wind aus 50-60 Grad, fliegt der Peter unter Vollmond und wolkenlosen Himmel in eine malerische letzte Nacht hinein. Die wellenlose See und der ununterbrochen vorranpreschende Peter lassen auch die Gedanken sausen. So macht sich einerseits Vorfreude auf die Azoren breit, andererseits auch Wehmut, denn für einen Teil der Crew bedeutet die Ankunft in Horta auch das Ende der Reise und erste Flüge müssen direkt nach den Anlegen gekriegt werden. Zeit für einen gebührenden Abschluss bleibt da wohl eher nicht. Doch immerhin lassen sich danke der konstanten Windverhältnissen, auch in den Wachen erste Fazits ziehen. Doch für Atlanik-Erstlinge wie mich fällt eine Zusammenfassungen der Überfahrt erstaunlich schwer. Doch zum Glück haben wir auch Segler aus älteren Generationen dabei, die bereits diverse Ozenüberquerungen hinter sich haben. Die scheinen sich insgesamt recht einig zu sein. „Abwechslungsreich“ heißt es da zunächst. Jo stimmt, bis auf Sturmfock und Leichtwindspi wurde jedes Segel gut gelüftet. „Flott“ heißt es weiter. Auch hier würde ich zustimmen, lag die Durchschnittsgeschwindigkeit gefühlt bei 8 Knoten. (Wie hoch sie wirklich war, muss noch ausgerechnet werden). Schließlich wird noch „nasser als beim letzten Mal“ angemerkt. Auch das scheint einleuchtend, waren die Bodenbretter unter Deck teils tagelang durchgenässt.
Vielleicht ist es aber auch noch etwas zu früh für ein abschließendes Fazit, schließlich fehlen die letzten 100sm noch. Wir melden uns dann von den Azoren, wo wir Morgen gegen frühen Nachmittag voraussichtlich festmachen werden.
Alfred
Bordzeit: 22:39 Meilen bis Horta: 100 Gesichtete Portugisische Galeren seit Etappenbeginn: 15.000-3.000.000 Gefangene Fische: 0 (Bewölkung passt nicht, kann man nichts machen)
Schönstes Segelwetter
Land in Sicht!

Von Walen und Delfinen

Die meisten Nächte in der letzten Woche waren relativ dunkel, da die Wolkendecke doch meistens recht flächendeckend war und man nur mit Glück den ein oder anderen Stern zu Gesicht bekam. Umso schöner ist es, heute bereits die zweite hellerleuchtete Nacht mit Fast-Vollmond erleben zu dürfen. So ließen sich auch letzte Nacht die wegen wenig Wind und einiger Welle schlagenden Segel besser ertragen. Da dieser Wind auch noch immer weiter drehte und wir inzwischen eher Richtung Norden als zu den Azoren segelten, schlossen wir die Wache mit einer Halse ab. Dadurch befindet sich meine Koje, wie bereits den größten Teil der Überfahrt, nun wieder in Luv, was mir eine weitere Nacht im Leesegel bescherte. Trotzdem wurde ich erst davon wieder wach, dass heute Morgen an Deck der Spi gesetzt wurde. Bald war zu hören, wie wir uns schneller durchs Wasser bewegten, sodass die Vorfreude auf die nächste Wache im Sonnenschein stieg. Wir waren kaum an Deck, als Bene am Steuer auf einmal aufgeregt nach Backbord zeigte und „Wal!“ rief. Dort waren zwei graue Rücken zu sehen, die genau auf uns zuhielten. Es waren Pottwale, ein großer und ein kleiner. Sie kamen so nahe, dass wir es innerlich alle schon krachen hörten, aber ungefähr zwei Meter vor unserer Bordwand tauchten die beiden ab, nur um hinter uns wieder an die Oberfläche zu kommen. Es war ziemlich beeindruckend, sie so aus der Nähe zu sehen. Nur wenige Stunden später, wir hatten gerade den Spi geborgen und den Klüver wieder gesetzt, erscholl ein weiterer Walschrei. Wieder Backbord, dieses Mal in deutlich größerer Entfernung, war Blas zu sehen. Das Schauspiel wiederholte sich ein paar Mal und einmal ließ sich der Wal auch blicken. Es schien wieder ein Pottwal zu sein, der dann auch schon wieder verschwunden war. Doch damit nicht genug. Bereits zuvor und auch später am Tag besuchten uns immer wieder Delfine. Sie bekommen wir in den letzten Tagen immer häufiger zu sehen. Heute waren es mindesten s zwei verschiedene Delfinarten und gegen Abend wurden wir eine ganze Weile von einer Schule begleitet, die es überhaupt nicht eilig zu haben schien und sich unserem Tempo anpasste. Zum Sonnenuntergang tauschten wir dann noch Klüver und Fock gegen die G1, da der Wind inzwischen eher von vorne kam. Jetzt segeln wir bei schönem Wind und ruhigem Wasser durch die helle Nacht und vertreiben uns die Zeit mit Blackstories. Jetzt wollte ich gerade unter Deck gehen, um den Blog abzuschicken, da muss der Walzähler nochmal erhöht werden. Eine Bootslänge entfernt tauchte an Backbord ein weiterer Pottwal auf um zu atmen. Fast ein bisschen gruselig, da man nur hoffen kann, dass die Wale uns erkennen, weil wir sie nicht kommen sehen. Hanna
Aktuelle Position: 38° 05,3’N  034° 24,3’W Etmal: 155nm Gesichtete Wale: 4 Verbleibende Meilen bis Horta: 274 Flötenübungstunden: 1 (zu viel)