Nachdem wir eine Nacht in Havanna verbracht haben, ging es Montag früh weiter nach Viñales. Eine dreistündige Busfahrt, wo wir uns die Zeit mit dem Känguru vetrieben und dabei mal wieder gut durchgeschüttelt wurden, brachte uns in den kleinen Ort im Westen des Landes. Auch dieser Ort besteht zum Großteil aus Casa Particulares aber es gibt auch einige Souvenirshops und Restaurants. Tatsächlich ist der Ort relativ belebt, da hier viele Touristen herkommen zum wandern oder anderen Outdoor Tätigkeiten. So wie wir auch. Nachdem wir unsere Rucksäcke im Casa abgelegt und unsere Sportklamotten aus den Tiefen dieser rausgesucht hatten, machten wir uns auf die Suche nach Wasserflaschen und einem Mittagssnack, denn wir waren mit Claudia und Martin auf eine Radtour verabredet. Vom verabredeten Ort aus gingen wir los, um Fahrräder auszuleihen. Wir bekamen sehr gute Mountainbikes und der Mann meinte, dass wir uns bei ihm melden sollen, falls es Probleme mit den Rädern gibt. Dann ging es auch schon los. Anfangs wirkten die Fahrräder etwas over the top, da wir asphaltierte Straßen befuhren. Nach kurzer Zeit machten wir einen Zwischenstopp bei La Cueva del Indio. Eine Tropfsteinhöhle, in der sich die Urbevölkerung Cubas versteckt hat. Danach ging es weiter in das Mogote Gebirge, das mit seinen einzelnen pompösen Felsen Mitten zwischen den landwirtschaftlichen Feldern ein einzigartiges Bild liefert. Nach und nach wurde aus der asphaltierten Straße eine betonierte Schlagloch Landschaft, die irgendwann in eine staubige Schotterpiste wurde. So langsam dämmerte uns auch, warum uns Mountainbikes geliehen wurden, denn auch hier war die Straße eher mehr Schlaglöcher als Straße. Nach 16 km erreichten wir einen kleinen Fluss, an dem wir eine Snack- und optional Badepause einlegten. Wir haben uns lange nicht mehr so über eine kalte Cola gefreut! Danach ging es weiter, wir hatten noch nicht die Hälfte der Strecke geschafft und dann ging es ab jetzt auch noch viel bergauf… Auf der weiteren Strecke kamen wir, etwas erstaunt, dass wir plötzlich auf der Südhalbkugel angekommen waren, durch die Provinz Chile, von der aus wir dann über den Gebirgskamm zurück nach Viñales fuhren. 2 km vor dem Ort machten wir noch einmal Halt an einem Restaurant. Das passte ganz gut, denn 100 m vor dem Restaurant gab mein Vorderreifen auf. Also setzen wir uns für eine kalte Limonade in das Restaurant, beobachteten den Sonnenuntergang und warteten darauf, dass jemand mit Hilfe vorbeikam. Nach kurzer Zeit kam ein Junge mit einem Motorrad und hatte im Gepäck ein neues Vorderrad. Wieder abfahrtsbereit machten wir uns bergab in Richtung Tal. Nach 5 h und 35 km waren wir erschöpft aber auch sehr hungrig zurück und sehnten uns sehr nach einer Abkühlung. Also gingen wir fix duschen und traffen uns danach erfrischt wieder, um einen Cocktail und etwas Essbares zu suchen. Da wir schon erwähnt hatten, dass Mojitos in Cuba günstiger sind als Bier, ist Viñales ein Traum für alle Mojito Liebhaber. Viele Bars bieten in ihrer Happy Hour Mojitos für 100 CUP an (je nach Wechselkurs also für 55 bis 80 ct). Und Happy Hour ist hier gefühlt immer. 😀 Während wir auf unser Essen warteten spielten wir, wie schon häufiger diesen Urlaub, eine Runde Qwirkle. Nachdem wir noch eine weitere Bar aufgesucht hatten, gingen wir bald in unsere Casa, denn wir waren echt müde vom Tag und wollten am nächsten Tag noch weiter die Gegend erkunden. Nach einem wunderbaren Frühstück machten Frida und ich uns auf zu einer 12 km langen Wanderung durch die Felder zu der Cueva del Palmarito. Auf dem Weg haben wir noch eine Abkürzung durch die Cueva de la Vaca gewählt, die wir allerdings schnell bereuten, denn wir mussten eine relativ steile Treppe hoch, um zu der Höhle zu gelangen und unsere Beine taten von der Radtour ziemlich weh… geschafft haben wir es trotzdem und der Ausblick vom Eingang der Höhle war echt schön. Die weitere Strecke durchs Viñalestal führte an viele rost-roten Feldern vorbei, wo im Winter Tabak angebaut wird. Momentan wachsen dort unterschiedliche Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr. Tatsächlich kann man den Bauern hier noch bei traditioneller Landwirtschaft, mit zwei Bullen vor den Pflug gespannt, beobachten, während man am Rande der Felder seinen Weg in Richtung Höhle sucht. Ab und zu wird man noch von einer Reitergruppe überholt, die eine geführte Tour zu der Höhle machen. Auf etwa halber Strecke durchs Tal wurden wir plötzlich aufmerksam auf eine handvoll bunter Vögel. Die kleinen Vögel waren gar nicht so leicht zu fotografieren aber letztendlich haben wir doch ein paar schöne Fotos machen können und haben abends im Casa rausgefunden, dass wir endemische vielfarben Todis in ihrer Bals gesehen hatten. An der Höhle angekommen mussten wir erstmal einen etwas nervigen Guide abwimmeln, bevor wir die Höhle erkunden konnten. Denn dieser „Guide“ war der Meinung das wir gesetzlich nicht ohne ihn in die Höhle durften. Nachdem wir ihn dann um die tatsächlichen Umstände, als das es eine öffentliche Höhle ist, aufgeklärt hatten, war er immer noch seiner Meinung aber aufgehalten hat er uns dann auch nicht.
Nach einer Mittagspause machten wir uns auf den Rückweg und machten einen Stopp bei einer Tabakfarm, wo wir eine Tour zum Thema Tabak und Zigarren bekamen. Passend dazu haben wir natürlich erstmal eine probiert und sie für gut befunden. Wusstet ihr das man eine Zigarre mit Honig am Mundstück rauchen kann um den Rauch zu versüßen? Die Tabakfarmer müssen 90 % ihrer Erträge an den Staat abgeben, die restlichen 20 % werden für den Eigenbedarf und Verkauf genutzt. 20 % weil natürlich kein Bauer so doof ist tatsächliche 90 % abgibt. Der Zigarren, Honig und Rumverkauf stellt dabei das Haupteinkommen der Familie da, denn mit dem was sie von dem Staat bekommen könnten sie nicht leben. So ist es übrigens mit so manchen Dingen in Kuba, eine Kuh z.B. kann nicht offiziell zum gänzlichen Selbstverzehr oder Weiterverkauf geschlachtet werden. Es wird erst an den Staat gegeben und dann bekommt der ehemalige Besitzer ein Teil ab. Nach der Wanderung haben wir uns erstmal schön Ramen gemacht, die wir bereits 20 Tage mit uns rumgeschleppt haben. War aber eine feine Sache! Guter Dinge sind wir dann nach einer Dusche wieder in die Stadt, um nach Essen zu suchen. Wir sind dann anscheinend in dem richtigen Restaurant hängengeblieben, denn zum Stromausfall startete der Generator. Wir verbrachten den Abend mit Livemusik und leckeren Fruchtsäften und fielen später glücklich und müde ins Bett.
Als wir am nächsten morgen im Büro der Busgesellschaft standen, war der Chef der Meinung das wir nur ein Ticket gebucht hätten, so stünde es in seinem System. Der Kaufbeleg für zwei hat ihn nur wenig beeindruckt. Unser Beleg wäre zwar richtig, aber sein System behauptet eben was Anderes und daher könne er Nichts machen. Erst der Busfahrer konnte ihn überzeugen uns ein zweites Ticket zu schreiben, Busfahrer*innen stehen hier nämlich in der Hierarchie ganz oben. Und so ging es für uns nach ziemlich genau 48 h in Viñales wieder zurück nach Havanna, wo wir die restlichen drei Tage unserer Landzeit verbringen werden.
Svenja