Von Walen und Delfinen

Die meisten Nächte in der letzten Woche waren relativ dunkel, da die Wolkendecke doch meistens recht flächendeckend war und man nur mit Glück den ein oder anderen Stern zu Gesicht bekam. Umso schöner ist es, heute bereits die zweite hellerleuchtete Nacht mit Fast-Vollmond erleben zu dürfen. So ließen sich auch letzte Nacht die wegen wenig Wind und einiger Welle schlagenden Segel besser ertragen. Da dieser Wind auch noch immer weiter drehte und wir inzwischen eher Richtung Norden als zu den Azoren segelten, schlossen wir die Wache mit einer Halse ab. Dadurch befindet sich meine Koje, wie bereits den größten Teil der Überfahrt, nun wieder in Luv, was mir eine weitere Nacht im Leesegel bescherte. Trotzdem wurde ich erst davon wieder wach, dass heute Morgen an Deck der Spi gesetzt wurde. Bald war zu hören, wie wir uns schneller durchs Wasser bewegten, sodass die Vorfreude auf die nächste Wache im Sonnenschein stieg. Wir waren kaum an Deck, als Bene am Steuer auf einmal aufgeregt nach Backbord zeigte und „Wal!“ rief. Dort waren zwei graue Rücken zu sehen, die genau auf uns zuhielten. Es waren Pottwale, ein großer und ein kleiner. Sie kamen so nahe, dass wir es innerlich alle schon krachen hörten, aber ungefähr zwei Meter vor unserer Bordwand tauchten die beiden ab, nur um hinter uns wieder an die Oberfläche zu kommen. Es war ziemlich beeindruckend, sie so aus der Nähe zu sehen. Nur wenige Stunden später, wir hatten gerade den Spi geborgen und den Klüver wieder gesetzt, erscholl ein weiterer Walschrei. Wieder Backbord, dieses Mal in deutlich größerer Entfernung, war Blas zu sehen. Das Schauspiel wiederholte sich ein paar Mal und einmal ließ sich der Wal auch blicken. Es schien wieder ein Pottwal zu sein, der dann auch schon wieder verschwunden war. Doch damit nicht genug. Bereits zuvor und auch später am Tag besuchten uns immer wieder Delfine. Sie bekommen wir in den letzten Tagen immer häufiger zu sehen. Heute waren es mindesten s zwei verschiedene Delfinarten und gegen Abend wurden wir eine ganze Weile von einer Schule begleitet, die es überhaupt nicht eilig zu haben schien und sich unserem Tempo anpasste. Zum Sonnenuntergang tauschten wir dann noch Klüver und Fock gegen die G1, da der Wind inzwischen eher von vorne kam. Jetzt segeln wir bei schönem Wind und ruhigem Wasser durch die helle Nacht und vertreiben uns die Zeit mit Blackstories. Jetzt wollte ich gerade unter Deck gehen, um den Blog abzuschicken, da muss der Walzähler nochmal erhöht werden. Eine Bootslänge entfernt tauchte an Backbord ein weiterer Pottwal auf um zu atmen. Fast ein bisschen gruselig, da man nur hoffen kann, dass die Wale uns erkennen, weil wir sie nicht kommen sehen. Hanna
Aktuelle Position: 38° 05,3’N  034° 24,3’W Etmal: 155nm Gesichtete Wale: 4 Verbleibende Meilen bis Horta: 274 Flötenübungstunden: 1 (zu viel)