Barbados

Am Sonntagabend sind wir spät in Le Marín angekommen. Der erste Segeltag wurde mit selbstgemischten Piña Coladas zelebriert. Gleichzeitig nutzen wir die Gegebenheiten, um in Lauras Geburtstag reinzufeiern. Die Älteren in der Crew haben uns mit in ihre Erinnerungen genommen und haben erzählt was sie in dem Alter damals erlebt haben.
Als es endlich Mitternacht schlug und die Geburstagswünsche und Lieder erklungen waren, setzte der Schiffer noch einen drauf und sang ein schwedisches Geburstagsständchen.
Die neue Woche begannen wir mit einem kleinen Arbeitsdienst inklusive Rigg-Check und holten die zur Reparatur gebrachten Segel vom Segelmacher ab.
Nachdem alles erledigt war, machten wir uns gegen 14 Uhr klar zum Ablegen. Das nächste Ziel lautete Barbados.
Es sollte wenig Wind sein, daher wollten wir über Nacht segeln, um am nächsten Vormittag dort anzukommen. Der Wind war ausnahmsweise mal mit uns, so dass wir einen perfekten Anlieger fahren konnten. Über Nacht nahm der Wind dann tatsächlich noch zu, so dass wir sogar einen Segel-in-Segelwechsel machten. Zum Mitternachts Wachwechsel sagte Ansgar, dass die Person, die zuerst Barbados erblickt, ein Eis spendiert bekommt. Als ich um 4 Uhr das Steuer von der anderen Wache übernahm, sah ich zwei kleine Lichter am Horizont, die sich später als Ansteuerung von Barbados herausstellten. In den nächsten Stunden erkannte man dann immer mehr Lichter.
Kurz vor dem morgendlichen Wachwechsel, den Hafen schon in Sicht, sah Bengt, dass der Schäkel am Traveller des Groß gebrochen war. Wir reagierten schnell, bargen das Groß und motorten die letzten Meilen in den Hafen. Das Anlegemanöver am Pier war schnell erledigt. Hier sollten wir nun auf den Dock-Master warten, um einzuklarieren. Die Zeit nutzen wir, um den Traveller direkt zu reparieren. Als dies erledigt war, machten wir uns auf den Weg zu unserer Mooring. Das Festmachen hier verzögerte sich etwas, da wir von einem spontanen Regenschauer überrascht wurden und man bei den Regenmassen kaum noch Sicht hatte.
Etwas übermüdet von der Nacht auf See, entschieden wir uns den restlichen Tag am Strand zu verbringen.
Nach diesem entspannten Nachmittag holte uns am nächsten Tag die Endeckungslust wieder ein und wir wollten den Norden der Insel erkunden.
Bereits die Busfahrt dorthin war ein Erlebnis, die Wanderung an der Steinigen Atlantikküste ein Traum. Teile der Crew wollten danach noch eine Rumdistillerie besichtigen, während wir einen berühmten Surfspot am Osten der Insel erkunden wollten. Doch das Glück war nicht ganz mit uns. Erst mussten wir relativ lange auf den Bus warten und dann hat er sich in einer Baustelle noch einen Platten gefahren, so dass wir die restliche Strecke zu Fuß zurücklegen mussten. Nach einer Halbenstunde Fußmarsch wurden wir dann netterweise von einem Schulbus eingesammelt, der uns mit in den nächsten Ort nahm. Zum Ort selbst wären es von dort aus noch ca. 1 km gewesen, wenn wir an der Kreuzung richtig abgebogen wären. So wurde die Strecke etwas länger aber den Strand haben wir letztendlich doch noch erreicht. Jedoch so spät, dass außer einem Drink in der Strandbar keine Zeit mehr war, weil wir sonst den letzten Bus nicht mehr bekommen hätten.
Zurück am Schiff war das Abendessen gerade fertig und der Abend wurde für die Planung der nächsten Tage genutzt.
Der Tag heute konnte vom Großteil der Crew noch für Inselerkundungen genutzt werden. Der restliche Teil der Crew machte sich am Vormittag dagegen an unsere Lieblingsbaustelle, den Motor. Denn auch diese Etappe sollen wir nicht ohne Probleme davon kommen. Nachdem wir dieses Problem gelöst haben, erledigten wir noch ein paar Einkäufe und lassen nun den Abend mit Drinks ausklingen, bevor es heute Nacht wieder auf See gehen soll.

Svenja

Schiffsführung mit (wenig) Durchblick im Tropenregen
Der wilde Norden von Barbados
Die Crew chillt im Pool

G1 und Green Flash

Nachdem die letzte Etappe eine Liegeetappe in Fort-de-France war, haben diverse Crewmitglieder der Etappe 10 die Chance ergriffen und sind im Lauf der letzten Woche nacheinander an Bord eingetrudelt. Am Samstag, dem offiziellen Crewwechsel Tag, sind wir nochmal losgefahren um zu wandern. Der Aufstieg zum Montage Pélé war landschaftlich sehr schön, leider aber auch wolkenverhangen. Am Abend wurden die letzten Neuankömmlinge vom Flughafen eingesammelt und damit war die Crew endgültig komplett und gestern sollte es endlich losgehen.

Die Crew wurde ungeduldig. Endlich wieder bootfahrn! Morgens letzte Einkäufe, Auto weggebracht, G1 angeschlagen und schon konnte es losgehen. Der Black Pearl Spi hat uns aus der Bucht von Fort de France gezogen, dann hoch am Wind um die Südküste von Martinique bis der Wind ganz einschlief. Toller Sonnenuntergang, bei dem es sogar einen kurzen Grünstich in der Sonne gab, ruhiges Segeln und viel Boot kennenlernen. Perfekter Erster Segeltag mit 12 glücklichen Gesichtern.

In Le Marín warten wir jetzt darauf, dass die G3 vom Segelmacher zurück kommt, und wir nach ausklarieren und Eis kaufen nach Barbados auslaufen können.

Ansgar und Hanna

Montagne Pélé
Ein paar Meilen mit Black Pearl
Le Marín bei Nacht

Zweistellig!

In der Nacht flaute der Wind etwas, aber er drehte zu unseren Gunsten und wir können nun ziemlich direkt Kurs auf St Lucia nehmen. So knackte meine Wache mit einer Punktlandung zum Wachwechsel um 24 Uhr die 200 Seemeilen zur Insel. Dadurch angespornt wollten wir es am Tag darauf auch mit den 100 Meilen aufnehmen. Nach einem wundervollen Naturschauspiel, bei dem man Vollmonduntergang und Sonnenaufgang gleichzeitig beobachten konnte, übernahm die Vormittagswache, um den Grundstein für dieses Unterfangen zu legen. Es wurde ein richtig toller Segeltag. Am Nachmittag beglückte uns der Wind mit 10 kn aus der richtigen Richtung, sodass die Meilen nur so purzelten. Um 18:15 pünktlich zum Sundowner war es dann soweit: Die Anzeige „distance to waypoint“ zeigte nur noch eine zweistellige Zahl. Damit ist die Ankunft nun in greifbare Nähe gerückt, was sich nach der langen Flaute fast unwirklich anfühlt. Die Vorfreude ist riesengroß und ich bin gespannt wie es sich abfühlen wird
 nach 18 Tagen auf See das erste Mal wieder den Fuß auf festen Boden zu setzen.

Kurzzusammenfassung:
Datum: 7.12.2022
Uhrzeit: 19:04
Position: 14° 17,6′ N 59° 25,0′ W
Meilen bis St Lucia: 94 nm
Top-Speed: 9 kn
Gehörte Weihnachtslieder: 3
Vorfreude auf die Karibik: RIESIG!

Frieda

Today is the day – Bergfest

Man könnte ja denken, dass nach über einer Woche auf See, mit den gleichen 12 Leuten, einem die Gesprächsthemen ausgehen. Doch kann ich berichten, dass das Gegenteil der Fall ist. Dabei sind die Themen weit gestreut. Von Fragen über die Definition von Liebe, die Ankunftsbeschäftigung, Bestechlichkeit, Vogelarten und Schiffstypen, ist alles dabei. Doch ein Thema, welches bereits seit Tagen in unseren Köpfen spukt, ist die Frage nach dem Bergfest. Auf den vergangenen Etappen feierten wir (mal mehr, mal weniger erfolgreich) die Hälfte der Etappe. Auf dem Atlantik erschien uns das jedoch unpasssend, wir wollten lieber die Hälfte der Überquerung feiern. Nun stellte sich aber die Frage, wann dieser Punkt überschritten ist. Akademisch, wie wir veranlagt sind, kamen verschiedene Thesen auf. Man könnte natürlich die Hälfte der von der ARC ausgeschriebenen Strecke nehmen, diese Option fiel aber schnell raus. Es wurde angemerkt, dass durch den von uns zurückgelegten
„Pissbogen“ ( der Schlenker nach Süden, um den Passat zu erreichen) wir ja deutlich mehr Strecke fahren. Alternativ stand auch die Option im Raum die Überquerung des mittleren Längengrades zu feiern. Eine weitere Idee war den Zeitpunkt zu feiern, wenn die bereits gefahrene und die noch zu fahrende Strecke identisch sind. Oder wir vertrauen auf Heiners alte Seekarte, auf der ein Ort mit der Bezeichnung „Bergfest“ eingetragen war, wie dieser entstanden ist, ist allerdings unklar. Gestern verschwand Heiner dann für längere Zeit in der Navi und legte das Bergfest für den heutigen Montag fest. Nach welchem Maßstab dieses festgelegt wurde, verschweigt er aber nach wie vor.
Doch um überhaupt am Ziel ankommen zu können, mussten wir noch einmal halsen. Rätselten wir gestern noch wo wir mit dem aktuellen Kurs ankämen, vermutlich Brasilien, allerdings hatten wir nicht die passende Karte, um das zu bestätigen. Jetzt aber düsen wir wieder mit bis zu 13 Knoten in Richtung St. Lucia.
Um 18 Uhr war es dann soweit,  der Schiffer lud zum Bergfest inklusive Sundowner. Zur Einstimmung auf die Karibik drang Reggae-Musik aus Boris. Jedoch war die Auswahl aufgrund mangelnden Internets sehr klein, drum griffen wir zur Gitarre und machten unsere eigene Musik. Danach wurden noch Hot-Dogs gereicht. Für mich ging es dann in die Koje und schon war der nächste ereignisreiche Tag zu Ende.


Kurzzusammenfassung
Datum und Uhrzeit: 29.11.2022; 02:00 (später als gewohnt…der Schreiber des Textes musste noch feiern)
Position: 15° 47,9’N; 039° 24,1’W
Wetter: Schweißtreibend, fühlt sich nicht an wie November 😉
Liedempfehlung: Three little Birds -Bob Marley
Top-Speed: 13,4 Knoten
Vernichtete Rumflaschen: 1, also ist morgige Aufgabe eine Flaschenpost zu schreiben
Gesichtete Sternschnuppen: mindestens 13
Annika

ARC – 26. November

Kaum zu glauben, dass wir mittlerweile seit fast einer Woche unterwegs sind! In den letzten 24 Stunden war es weiterhin sehr aushaltbar an Bord. Frisch geduscht wie gestern lässt sich ein Nachmittagsschläfchen doch am besten genießen. Zur Kaffeezeit saß unser Schiffer frisch rasiert, im frischen Hemd und mit einem Zigarillo im Mittelcockpit. Kurz gesagt: Ihm ging es gut, und vom Rest der Crew kann man das gleiche behaupten. Gegen Abend wurde sogar die Musikbox herausgeholt und Crew und Schiffsführung versammelten sich zu einem spontanen Reggae-Jam im Achtercockpit. Nach dem Abendessen begann für uns die erste Nachtwache. In dieser Nacht zeigte sich zum ersten Mal seit Langem mal wieder der Mond, wenn auch nur für einen kurzen Besuch. Unter Spi surften wir die vom Meeresleuchten glitzernden Wellen hinunter und das Steuern machte eine Menge Spaß. Trotzdem ist es natürlich ganz nett, wenn man gegen Mitternacht die andere Wache wecken und mit der Aussicht auf 4 Stunden Schlaf
in der Koje verschwinden kann. In der zweiten Nachtwache bot sich uns dieses Mal ein besonders schöner Sonnenaufgang: Zum ersten Mal seit Beginn der Überfahrt versteckte sich die Sonne nicht hinter den Wolken, sondern es war am Horizont zu sehen, wie sie aus dem Meer auftauchte. Währenddessen zog aus der Pantry ein köstlicher Duft ins Achtercockpit, denn unter Deck wurden zum Frühstück Croissants aufgebacken. Als dann noch entdeckt wurde, dass über Nacht ein dritter fliegender Fisch seinen Weg an Deck gefunden hatte, war das Frühstücks-Glück perfekt. Die Fische wurden von Heiner perfekt zubereitet und nach dem köstlichen Frühstück verschwanden wir erst einmal gut gesättigt in unseren Kojen, um der anderen Wache das Feld zu überlassen.
Der Wind ließ tagsüber nicht nach, sodass der Nivea-Spi heute unter Deck bleiben musste und der Sturmspi dafür weiterhin die Sonne genießen durfte. Kurz nach dem Wachwechsel zum Mittagessen, während wir gerade die Sonne und das unendlich blaue Wasser um uns herum genossen, herrschte dann plötzlich Aufregung an Deck: Ein Wal! Tatsächlich war in einiger Entfernung ein großer Wal zu beobachten, der aus dem Wasser sprang und uns eine kleine Show bot. Laut unserem Meeresbiologen an Bord (der zugleich auch Astronom oder Experte für Bootstypen ist, je nachdem, was man gerade so braucht), müsste es sich hierbei um einen Buckelwal gehandelt haben.
Ewig währte aber auch das Sonnenglück des Sturmspis nicht, obwohl es schon schön war, mit 10-14 Knoten in die richtige Richtung zu sausen. Der Wind hatte aber so weit zugenommen, dass wir ihn rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit bergen mussten. Das ging recht zügig, denn mittlerweile wissen alle, was bei einem solchen Manöver zu tun und zu erwarten ist. Im Anschluss daran wurde die G3 mal wieder ausgebaumt. Jetzt rasen wir nicht mehr so dahin wie unter Spi, aber das Steuern ist jetzt wesentlich enstpannter. Und bestimmt fahren wir unserer Konkurrenz auch so noch davon. Zum Sonnenuntergang war fast die gesamte Crew wach und so konnten wir gemeinsam einen leckeren Sundowner an Bord des „Kreuzfahrtseglers“ Peter von Danzig genießen, sogar mit Orangenscheiben am Rand des Glases. Man könnte es wirklich schlechter treffen.
Jetzt muss ich zum Abendbrot kommen, denn Annika hat venezolanisch gekocht und es riecht schon verführerisch. Morgen wird Euch die andere Wache im nächsten Blogbeitrag berichten, wie es geschmeckt hat.

Kurzzusammenfassung
Datum und Uhrzeit: 26.11.2022, 20 Uhr Bordzeit
Position: 18 53,0 N, 032 44,8 E
Wetter: Wind aus Nordost, 6 Bft, sonnig/sternig mit kleineren Wolken
Gesichtete Wale: 1!
Frisch rasierte Schnurrbärte: 1
Beendete Käpt’n Blaubär-Kapitel: 6
Letztes Etmal (in 24 Stunden gesegelte Strecke): 195 Seemeilen
Gesamtzahl gefangener fliegender Fische: 3 ½ (ein sehr kleines Exemplar wurde wieder in den Atlantik entlassen)

Jette

Der wievielte Tag auf See ist heute?

Zu Beginn unserer ersten Nachtwache wurde seit Tagen mal wieder deutlich, dass andere Schiffe in unserer Nähe sind, auch wenn wir sie nicht sehen konnten. Zuerst funkte uns der alte Peter an, um zu hören wie es uns geht. Danach meldete sich ein weiteres Schiff bei uns, welches unsere Hilfe benötigte, weil ihr Guthaben des Iridium-Go (Satellitenempfang) aufgebraucht war und sie, außer UKW-Funk, keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen können. Sie baten uns eine Mail für sie rauszuschicken. Also taten wir genau das. Heute früh erhielten wir per Mail direkt eine Antwort, dass die Hilfeleistung erfolgreich war und sie für uns bereits eine Flasche Champagner kalt gestellt haben. Wir freuen uns schon mit den beiden in St. Lucia gemeinsam anzustoßen.
Die restliche Zeit der ersten Nachtwache verging relativ entspannt und wir freuten uns über die 4h Schlaf, die uns bevorstanden.
Die zweite Nachtwache ab 4 Uhr ging etwas schläfrig los. Nachdem wir weiter im 6. Leben des Käpt’n Blaubären gelesen hatten, tat sich die Diskussion auf, wie dunkel es denn heute Nacht sei, auf der Skala von Prof. Nachtigaller. Nach einigem Hin und Her überlegen wurden wir uns einig, eine Nacht ohne Mond aber mit Sternen müsste in etwa eine Dunkelheit von 0,5 Nachtigall haben.
Zum Sonnenaufgang begann es Leben in der Pantry zu geben. Der Smut beglückte uns mit einem English Breakfast und frisch gebackenem Brot. Gut gesättigt und glücklich von der mit Spi durchseglten Nacht wanderten wir in unsere Kojen und die andere Wache fing an, an Deck Action zu machen, denn wir wollten tagsüber wieder auf einen größeren Spi wechseln, um im Hellen möglichst viel Strecke zu machen. Als ich zum Mittagessen geweckt wurde (es gab Labskaus für alle verschiedenen Ernährungsformen), strahlte der Nivea Spi in der Sonne und es war viel zu warm. Der Gedanke, dass es in Kiel in den letzten Tagen schon geschneit hat und in ein paar Tagen der erste Advent ist, kommt uns etwas absurd vor. 😀

Begleitet von fliegenden Fischen übernahm unsere Wache das Ruder und die abziehende Wache tat es unserer Aktion gestern nach und nutze die Mittagssonne für eine Körperwaschung im Mittelcockpit.
Vor kurzer Zeit haben wir ein Schiff am Horizont gesichtet. Von unserer On-Shore Crew wurde uns heute früh mitgeteilt, dass ein Mitstreiter 10 nm vorraus sein soll. Im AIS konnten wir identifizieren, dass es sich um genau dieses Boot handelt, es inzwischen aber nur noch 6 nm voraus ist. Gibt kaum was, was den Racing Mode an Bord besser aufrechterhält, als wenn man weiß, dass man zu seinen Konkurrenten aufholt. 😉
Nachdem wir unseren Trimm nochmal optimiert haben, sitzen wir jetzt in einem Lesekreis im Achtercockpit und genießen im Schatten der Segel die Atmosphäre und einen Kaffee.


Kurzusammenfassung:
Datum und Uhrzeit: 25.11.2022 17:00 Uhr Bordzeit
Position: 19°16,3′ N; 028°44,0′ W
Wetter: Nordostwind, 3-4 Bft, sonnig
Zurückgelegte Strecke in 24h: 200 nm
Gefangene fliegende Fische: 1
Musikempfehlung des Tages: Fliegende Fische – Neon Schwarz
Frisch geduschte Leute: 6
Rasierte Bärte: 2
Stimmung an Bord: Lässt sich mit Kraft gerade so aushalten aka sehr gut 😉

Svenja

Die Tiefen einer Nachtwache

Je länger man unterwegs ist, desto interessanter werden die Gespräche an Bord. Henry verkündete zum Wachwechsel in die ersten Nachtwache, dass der Atlantik hier 5000 m tief sei. Daraufhin begann die Überlegung wie es denn wäre hier zu ankern. Könnte man die 5-fache Leinenlänge (25 km) oder die 3-fache Kettenlänge (15 km) leichter wieder einholen, wenn man weitersegeln will? Und was für einen Radius müsste man für den Ankeralarm einstellen, damit er definitiv nicht auslöst, wenn man schwojet aber auch nicht zu weiträumig ist?
Nachdem diese wichtigen Fragen hinreichend diskutiert waren, machte sich die abziehende Wache auf den Weg in ihre Koje und wir widmeten uns einem Herren, der ebenfalls viele interessante Gedanken hatte: Walter Moers. Während ich am Steuer stand, laß Laura aus dem 4. Leben des Kapitän Blaubärs vor. Bei so vielen Leckereien, wie es auf der Feinschmecker Insel gab, bekam man schon fast wieder Hunger, dabei hatten wir doch gerade erst zu Abend gegessen… ein Glück ist es ja nichts Neues, dass man an Bord ständig Hunger hat. Ein Hoch auf unsere gute Auswahl an Snacks. 😉
Immer wieder erstaunlich wie schnell 4h Nachtwache vorbei gehen, wenn man sich gut unterhält oder in ruhigen Minuten mit Sternschnuppen gucken beschäftigt ist.

In unsere zweite Nachtwache starteten wir alle etwas müder aber nachdem wir ein weiteres Kapitel im Buch gelesen hatten, waren auch hier wieder unterschiedlichste Gesprächsthemen im Raum. Dies endete darin, dass wir beim Sonnenaufgang alle wild durcheinander Zeilen von „Drink doch eine met“,  „I shot the Sheriff“, „Radio“ und „Unangenehm“ vor uns hersummten. Wie man mehrere Ohrwürmer gleichzeitig haben kann ist uns noch nicht ganz schlüssig aber es geht… 😀

Kurzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 23.11.2022, 8:00 Uhr
Position: 22°50,3‘ N, 022°40,7’ W
Wind: 4-5 Bft
Zurückgelegte Strecke in 12h: 109 nm
Nachthöchstgeschwindigkeit: 14 kn
Gesichtete Sternschnuppen: 13 1/2, ach ne… das waren ja die Leben des Kapitän Blaubär
Gesichtete Schiffe: 0


Svenja

Tag 3 der ARC

Aktuell geht die ARC für uns so vergnüglich weiter, wie es sich gestern schon abgezeichnet hatte. Nachdem wir gestern noch den ganzen Tag mit der ausgebaumten G3 unterwegs waren, wurde heute mal ein anderes, etwas bunteres Vorsegel ausgepackt. Jetzt surfen wir unter Spi die Wellen runter und am Steuer zu stehen ist ein großer Spaß. Noch muss man rechtzeitig eine Nummer ziehen, um mal steuern zu dürfen, auch wenn uns wohl noch ein paar Tage Zeit bleiben werden, um den Spi auszukosten. Leider funktioniert das mit dem versenden von Bildern von See aus ja nicht so gut, sonst könnten wir euch sehr schöne Aufnahmen vom Sturmspi präsentieren.

Die letzte Nacht war auch eine sehr aushaltbare. Sobald die Sonne weg ist, ist die T-Shirt-Zeit zwar vorbei, aber in Ölzeughose und Fleecejacke ist es auch sehr schön an Deck. Vor allem, wenn man gerade die wichtige Position der Sternschnuppenwache bekleidet. Sternschnuppen gab es in den letzten beiden Nächten zahlreiche zu sehen, da muss man sich am besten vor der Wache ausreichend Wünsche zurechtlegen, damit einem im entscheidenden Moment auch einer einfällt.

Auch ansonsten geht es uns gut. Wir werden vom täglich wechselnden Smut wunderbar bekocht und das Bordbistro hat auch ausreichend köstliche Snacks im Angebot. Mittlerweile haben wir uns auch alle so weit eingeschaukelt, dass auch jeder was davon hat. Und die Solarpanele haben uns heute, bevor der Spi angefangen hat, seinen Schatten darauf zu werfen, ordentlich mit Strom versorgt. Da konnten zum Mittagessen einige sonnengekühlte Biere aus dem Kühlschrank genossen werden.
Nur die Walsichtungen halten sich bisher in Grenzen, aber man muss ja auch noch ein Highlight für die nächsten Blogbeiträge übrig lassen.

Kurzzusammenfassung:
Datum und Uhrzeit: 22.11.2022, 17 Uhr
Position: 24°24,4‘ N, 020°59,3’W
Wetter: tagsüber Sonne satt, nachts Sterne und Sternschnuppen satt
Wind: 5 Bft
Seekrankheit: 0%
Wale: 0
Stimmung: zickezackezickezacke… schlecht! (Gruß an die Crew von Etappe 6 – in echt natürlich super!)

Jette

ARC Start – Atlantiküberquerung Tag 1

Als wir gestern in Las Palmas abgelegt haben, gab es eine große Auslaufparade. Alle haben vor Euphorie gestrahlt und ihre Freude mit ihrem Horn ausgelebt. 😀
Auch wir haben uns sehr gefreut endlich wieder die Segel zu hissen und den Atlantik zu überqueren. Die Windvorhersage war gut für uns und Sonne hatten wir auch.
Also legten wir los und setzen die Segel. Als wir dann den Motor ausschalten wollten, passierte genau das, was wir nicht erwartet hatten: Nichts. Der Motor lief einfach weiter… Es waren nur noch 15 Minuten bis zum Start. Wir waren uns alle einig, dass könne gar nicht wahr sein, denn wir hatten die letzte Woche so viel am Motor gearbeitet und er ging immer ohne Probleme aus.
Also macht sich Chris auf die Suche nach dem Fehler am Schaltpanel, diese funktionierte jedoch. Als der Startschuss gefallen war, lief unser Motor immernoch im Leerlauf mit… Also wählten wir unseren altbekannten Telefonjoker: Lutz.
Die Ferndiagnose ging fix und plötzlich war der Motor aus. Riesen Freude an und unter Deck. Danke Lutz, dass du immer den richtigen Rat für uns hast. 🙂
Nachdem wir nochmal getestet hatten, ob der Fehler wirklich behoben war, konnten wir uns endlich auf die Regatta konzentrieren. Wir optimierten den Segeltrimm und erfreuten uns an dem guten Wind und wunderschönen blauen Wasser, welches in großen Wellen am Schiff brach. Die Freude teilten allerdings nicht alle Crewmitglieder, denn die Seekrankheit sollte uns nicht ganz verschonen… Wir hatten 5-6 Bft mit zunehmender Tendenz in Richtung Nacht. Und genauso kam es auch. Nachts stand fast durchgängig die 7 Bft auf der Anzeige und das Steuern war ein echter Kraftakt. Zum Morgen hin wurde der Wind ein bisschen weniger und die Stimmung an Bord besser. Inzwischen haben wir uns schon relativ gut eingeschaukelt und sausen mit Geschwindigkeiten von bis zu 14 Knoten die Wellen runter.
Svenja

Was kann der Hecht dafür, dass die Welt so groß ist?

Der Hecht kann natürlich nichts dafür, die Schuld dafür müsste man wohl bei jemand anderem suchen. Wenn die Welt nicht ganz so groß wäre, hätte uns der flaue Wind der letzten Tage nicht so viel ausgemacht und dann wären wir bestimmt schon längst auf Madeira. Aber die Welt ist nun mal so groß wie sie ist, und eigentlich ist das ja auch ganz gut so, denn so hatten wir in den letzten Tagen viel Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens, die man an Bord neben dem Segeln so macht. Hauptsächlich essen, schlafen und Blödsinn reden. Während der Wachen kommt an Letzterem oft so einiges zusammen, gerade während der Nachtwachen. Das Interessante dabei ist, dass der Gesprächsbeginn teilweise eigentlich sehr sinnvoll klingt, aber im weiteren Verlauf gleitet das Gespräch dann doch in Richtung Unsinn ab. Die Themen sind dabei sehr vielfältig. Es wurden beispielsweise schon die Hautpflegeroutine der Crewmitglieder, die Auswirkungen von Geschwindigkeiten über 1000 Knoten auf den Körper und der Einsatz der Solarpanele bei Mondlicht diskutiert (unsere Solarpanele liefern trotz hellstem Mondschein übrigens keinen Strom). Gegen 3 Uhr heute Nacht beschlossen wir in der Backbord-Wache, dass das Wort „sunset“ eigentlich mit „Sonnenaufgang“ statt „Sonnenuntergang“ übersetzt werden müsste, da es ja auch „to set sail“ heißt, wenn ein Segel hochgezogen wird.
Weitere gute Unterhaltung liefert auch die viel genutzte Musikbox. Je nachdem, wer gerade sein Handy verbunden hatte, waren wir entweder die Metal-Wache, die Rock-Wache oder die Karneval-Wache. So erfährt man Ungeahntes über den Musikgeschmack der Mitglieder der eigenen Wache und alle kommen mal mehr, mal weniger auf ihre Kosten. Und es stellen sich unverhoffte Erkenntnisse ein, wie zum Beispiel die, dass Kuddeldaddeldu gar nicht danach fragt, was der Hecht dafür kann, dass die Welt so groß ist, sondern, was er selbst dafür kann. Wer hätte das gedacht?
Im Laufe des letzten Tages frischte der Wind tatsächlich endlich mal etwas auf und heute Nacht konnten Geschwindigkeiten von bis zu 9 Knoten erreicht werden. Nach dem Frühstück gerade eben hatte der Wind sogar so weit gedreht, dass es zum neu definierten Sunset einen Spi-Set gab und jetzt geht es mit bis zu 11,4 Knoten weiter Richtung Madeira. Etwas über 100 Meilen haben wir noch vor uns.
Wegen eines verlorenen Schere-Stein-Papier-Turniers musste ich jetzt leider heute smuten und damit die Metal-Wache verlassen, aber da man als Smut jederzeit steuern darf, wenn man will, ist das zumindest heute noch einigermaßen erträglich.
Jette

Zum Abschluss noch eine einstimmige Zusammenfassung des bisherigen Tages: GEIL!

Ab und zu wird auch doch ernsthaft gesegelt
Das Wasser ist unendlich blau!