ARC – 26. November

Kaum zu glauben, dass wir mittlerweile seit fast einer Woche unterwegs sind! In den letzten 24 Stunden war es weiterhin sehr aushaltbar an Bord. Frisch geduscht wie gestern lässt sich ein Nachmittagsschläfchen doch am besten genießen. Zur Kaffeezeit saß unser Schiffer frisch rasiert, im frischen Hemd und mit einem Zigarillo im Mittelcockpit. Kurz gesagt: Ihm ging es gut, und vom Rest der Crew kann man das gleiche behaupten. Gegen Abend wurde sogar die Musikbox herausgeholt und Crew und Schiffsführung versammelten sich zu einem spontanen Reggae-Jam im Achtercockpit. Nach dem Abendessen begann für uns die erste Nachtwache. In dieser Nacht zeigte sich zum ersten Mal seit Langem mal wieder der Mond, wenn auch nur für einen kurzen Besuch. Unter Spi surften wir die vom Meeresleuchten glitzernden Wellen hinunter und das Steuern machte eine Menge Spaß. Trotzdem ist es natürlich ganz nett, wenn man gegen Mitternacht die andere Wache wecken und mit der Aussicht auf 4 Stunden Schlaf
in der Koje verschwinden kann. In der zweiten Nachtwache bot sich uns dieses Mal ein besonders schöner Sonnenaufgang: Zum ersten Mal seit Beginn der Überfahrt versteckte sich die Sonne nicht hinter den Wolken, sondern es war am Horizont zu sehen, wie sie aus dem Meer auftauchte. Währenddessen zog aus der Pantry ein köstlicher Duft ins Achtercockpit, denn unter Deck wurden zum Frühstück Croissants aufgebacken. Als dann noch entdeckt wurde, dass über Nacht ein dritter fliegender Fisch seinen Weg an Deck gefunden hatte, war das Frühstücks-Glück perfekt. Die Fische wurden von Heiner perfekt zubereitet und nach dem köstlichen Frühstück verschwanden wir erst einmal gut gesättigt in unseren Kojen, um der anderen Wache das Feld zu überlassen.
Der Wind ließ tagsüber nicht nach, sodass der Nivea-Spi heute unter Deck bleiben musste und der Sturmspi dafür weiterhin die Sonne genießen durfte. Kurz nach dem Wachwechsel zum Mittagessen, während wir gerade die Sonne und das unendlich blaue Wasser um uns herum genossen, herrschte dann plötzlich Aufregung an Deck: Ein Wal! Tatsächlich war in einiger Entfernung ein großer Wal zu beobachten, der aus dem Wasser sprang und uns eine kleine Show bot. Laut unserem Meeresbiologen an Bord (der zugleich auch Astronom oder Experte für Bootstypen ist, je nachdem, was man gerade so braucht), müsste es sich hierbei um einen Buckelwal gehandelt haben.
Ewig währte aber auch das Sonnenglück des Sturmspis nicht, obwohl es schon schön war, mit 10-14 Knoten in die richtige Richtung zu sausen. Der Wind hatte aber so weit zugenommen, dass wir ihn rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit bergen mussten. Das ging recht zügig, denn mittlerweile wissen alle, was bei einem solchen Manöver zu tun und zu erwarten ist. Im Anschluss daran wurde die G3 mal wieder ausgebaumt. Jetzt rasen wir nicht mehr so dahin wie unter Spi, aber das Steuern ist jetzt wesentlich enstpannter. Und bestimmt fahren wir unserer Konkurrenz auch so noch davon. Zum Sonnenuntergang war fast die gesamte Crew wach und so konnten wir gemeinsam einen leckeren Sundowner an Bord des „Kreuzfahrtseglers“ Peter von Danzig genießen, sogar mit Orangenscheiben am Rand des Glases. Man könnte es wirklich schlechter treffen.
Jetzt muss ich zum Abendbrot kommen, denn Annika hat venezolanisch gekocht und es riecht schon verführerisch. Morgen wird Euch die andere Wache im nächsten Blogbeitrag berichten, wie es geschmeckt hat.

Kurzzusammenfassung
Datum und Uhrzeit: 26.11.2022, 20 Uhr Bordzeit
Position: 18 53,0 N, 032 44,8 E
Wetter: Wind aus Nordost, 6 Bft, sonnig/sternig mit kleineren Wolken
Gesichtete Wale: 1!
Frisch rasierte Schnurrbärte: 1
Beendete Käpt’n Blaubär-Kapitel: 6
Letztes Etmal (in 24 Stunden gesegelte Strecke): 195 Seemeilen
Gesamtzahl gefangener fliegender Fische: 3 ½ (ein sehr kleines Exemplar wurde wieder in den Atlantik entlassen)

Jette