Atlantik und so

Joar, heut ist nicht viel losgewesen. Es gab Spiegelei zum Frühstück, das war schonmal ganz cool. Des Weiteren haben wir momentan recht wenig Wind, daher lag das Schiff aufrecht. Erstaunlich, wie voll man dann Tassen und Gläser füllen kann. Neben keinem Wind hatten wir aber viel Sonne. Die 23°C und leichte Briese erinnerten an den norddeutschen Sommer und so war die Stimmung sehr entspannt. Viele lasen, hörten Musik und Ulv gab mehrere Vorlesungen zum Motor. So verging der Tag mal wieder wie im Flug und die letzten Tage auf hoher See wurden genossen. Für etwas Unentspanntheit sorgte allerdings der Fund einer kleinen Kakerlake um 00:30, seitdem sitzt diese in einem alten Nutellaglas. Bei Zeiten gucken wir sie doof an und sie zurück. Es wurde nämlich viel über die effektivste Entsorgungsmöglichkeit philosophiert, denn einfach das offene Glas über Bord zu halten, ginge ja nicht. Da könnte sie zurück fliegen. Bis eine endgültige Lösung und mutige Person gefunden ist, wird sie wohl aber noch im Nutellaglas sitzen.

Entspannte Grüße von Bord

Frida

Kurzzusammenfassung:

Position: 47°01,87′ N 012°40,67 W

Gefundenes Schokomüsli: 0

Massagen: 3

Knapp an Saba vorbei!

Sonntag früh kam zum Sonnenaufgang Leben ins Schiff. Nach einer Sicherheitseinweisung und einem kurzen Frühstück (endlich wieder frischgebackenes Brot!!) gingen wir Anker auf und setzen Kurs auf Barbuda ab. Die Wetterprognose war eigentlich ziemlich gut, so dass wir zur Mittagssonne Barbuda anlaufen sollten. Leider entspricht die Prognose nicht immer der Realität und so trieben wir bei leicht achterlichen Winden eher vor Antigua lang. Wir machten uns Hoffnung, dass wir sobald wir aus der Windabdeckung der Insel raus waren, endlich den angesagten Wind bekommen sollten. Doch auch hier konnten wir lange warten. Daher entschieden wir uns einen Spi auszupacken. Mit der neuen Crew dauerte das Anbauen (ein Glück) etwas länger. Als wir alles vorbereitet hatten und gerade das Manöver besprechen wollten, war der Wind plötzlich ganz weg und wir kamen fast zum stehen. Noch bevor wir überhaupt anfangen konnten darüber zu diskutieren, ob wir den Motor anwerfen wollen, setzen auch schon ein guter Wind aus einer anderen Richtung ein, so dass wir nun am Wind segelten. Da sich der Wind stabilisierte, bauten wir den vorbereiteten Spi wieder zurück und Frida brachte die Angel aus, um ihr neu erlerntes Angelwissen auszuprobieren. Es dauerte keine halbe Stunde bis der erste Fisch anbiss. Wie uns das Meeresfische-Buch verriet, handelte es sich um einen hübschen Thonino. Die weiteren Angelversuche blieben trotz zwei Bissen ohne Erfolg.

Gegen frühen Nachmittag erreichten wir endlich Barbuda und warfen vor einem rosa Strand am Coco Point unseren Anker. Da wir bei unserem Manöver schon von einigen Schildkröten besucht wurden, dauerte es nicht lange bis die ersten Crewmitglieder mit Schnorchel und Flossen über Bord sprangen und sich auf die Suche nach den Meeresbewohnern machten. Leider war die Sicht sehr schlecht, weshalb das Schnorcheln schnell aufgegeben wurde und stattdessen das Dinghy ins Wasser gesetzt, um an den Strand zu fahren. Doch der Dinghy-Motor war anderer Meinung… Er schien beleidigt zu sein, dass er die letzten drei Wochen nicht benutzt wurde und wollte partout nicht seine Schrauben lösen lassen. Mit Liebe, etwas Gewalt und ganz viel WD40 konnte der Motor dann doch noch vom Brett am Heckkorb befreit und ans Dinghy angebracht werden, allerdings war zu dem Zeitpunkt die Sonne bereits am Horizont verschwunden und aus der Pantry stiegen der Geruch von Burgern den Niedergang hoch. Die nächtliche Ankerwache verlief, außer der üblichen Brotback-Aktion, sehr ruhig und wir machten uns nach dem Frühstück direkt auf in Richtung Codrington (Hauptstadt von Barbuda), um auszuklarieren und George zu fragen, ob er Zeit hat, eine Fregattvogel Tour mit uns zu machen.

Das Ausklarieren ging erstaunlich schnell und auch George hatte Zeit, so dass wir noch einen kurzen Ausflug an den Strand machen konnten, bevor der Großteil der Crew von George abgeholt wurde. Holger, Frida und ich haben währenddessen Wetterdaten besorgt und versucht den Hafenmeister auf Saba zu erreichen. Die Wettervorhersage sah gut aus, daher machten wir uns zum Sonnenuntergang auf den Weg nach Saba, um dort gegen Morgen anzukommen. Schnell mussten wir feststellen, dass der Wind deutlich weniger war und auch der in der Seekarte vermerkte Strom nicht vorhanden war. Dementsprechend langsam kamen wir in der Nacht voran. Bei Sonnenaufgang war St. Kitts querab, St. Barth und Statia konnte man am Horizont erkennen aber von Saba war noch keine Sicht.

Mit All-Hands setzen wir den Nivea Spi und übergaben dann an die Backbord-Wache. Als wir vier Stunden später wieder an Deck kamen konnte man Saba endlich sehen, allerdings waren wir noch weit weg. Also beschlossen Frida (Skipper of the Day) und Andreas, dass wir Saba links liegen lassen und direkt durchfahren zu den British Virgin Islands.  Nachdem wir auf Etappe 11 wegen zu viel Wind und Welle Saba nicht anlaufen konnten, hatten wir dieses Mal tatsächlich Hoffnung, dass es klappen könnte aber offensichtlich gönnt uns der Wettergott nicht, dass wir den Vulkan auf Saba besteigen.

Svenja

Frida mit ihrem gefangenen Fisch

St. Kitts und Nevis

St. Kitts und Nevis

Von St. Barths aus wollten wir sehr gerne nach Saba segeln, weil wir viel Gutes über die Wandermöglichkeiten dort gehört haben. Wir haben aber auch gehört, dass es dort keine geschützte Ankerbucht gibt und sich auch der Zugang zum Land schwierig gestalten könnte. Deswegen wurde kurzerhand der dortige Hafenmeister angerufen, was kurze Zeit später große Enttäuschung auslöste: An der Stelle, an der die Mooringtonnen liegen, stehen 1,5 Meter Schwell und der Hafenmeister rät dringend davon ab, in nächster Zeit nach Saba zu kommen. So machten wir uns auf direktem Weg auf nach St. Kitts. Der Kurs war ideal für Klüver/Fock und wir kamen sehr schnell voran. Es gab auch wieder mehrmals die Gelegenheit, auf dem Vorschiff ein Bad zu nehmen, sei es beim Klüver bergen oder später beim Setzen der G3, als wir auf der Zielgeraden höher an den Wind gingen. So erreichten wir am Nachmittag den kleinen aber netten Hafen in Basseterre, St. Kitts. Das Einklarieren war, wie wir bereits vorgewarnt wurden, recht kompliziert und involvierte Personen von 4 verschiedenen Behörden. Vielen Dank Barny, dass du das immer wieder auf dich nimmst!

Insgesamt waren die Menschen aber sehr gastfreundlich und nachdem wir längere Zeit auf eher europäisch geprägten Inseln unterwegs waren, war der Kontrast zwar groß aber auch willkommen. Am Freitag haben wir nochmal einen Arbeitsdienst eingelegt, um dann am Samstag die Wanderung zum Mount Liamuiga in Angriff zu nehmen. Das ist, wie könnte es anders sein, mal wieder ein Vulkan. Der Aufstieg war ein wunderschöner Weg durch Regenwald und im wahrsten Sinn des Wortes über Stock und Stein. Manchmal führte der Weg über Felsbrocken und dann wieder mehrere Meter über die Wurzeln eines einzigen Baumes nach oben. Weil nicht alle das gleiche Tempo drauf haben, sind wir dieses Mal von Anfang an in zwei Gruppen losgegangen. Kurz bevor wir den Krater erreichten, kam uns die „Krawallgruppe“ schon wieder entgegen und hatte einen Tipp für einen Aussichtspunkt für uns. Wenn man auf dem Grat nicht zum offiziellen Ende sondern in die andere Richtung geht, kommt man zu einem Felsen von  dem man einen wundervollen Ausblick hat. Nicht nur in den Krater hinein, sondern auch auf die andere Seite zum Meer.

Weil wir durch das Wegfallen von Saba relativ viel Zeit auf dieser Etappe haben, sind wir gestern noch nach Nevis gesegelt. Die 10 Meilen waren schnell vorbei, sodass wir noch einen halben Tag hatten, um diese Insel zu erkunden. Einige sind in Richtung Stadt losgezogen, ein paar sind am Strand spazieren gegangen und wir haben uns für einen Spaziergang auf dem „Nevis Heritage Trail“ entschieden. Das ist ein Waldweg, der direkt am Rand von Charlestown startet und über das Gelände einer ehemaligen Plantage führt. Zu den Hauptgebäuden konnten wir nicht, weil das Privatgelände ist, aber wir haben eine Hausruine und daneben den größten Baobab-baum der Insel gesehen. Dieser Baum ist sehr beeindruckend, weil er unglaublich groß ist. Außerdem stellt er laut einigen Crewmitgliedern die perfekte Boulderwand dar. Als wir weiter oben am Hügel eigentlich schon wieder umdrehen wollten, hat Malte noch einen Aussichtsturm entdeckt. Der war mir persönlich nicht ganz geheuer und ich bin lieber unten geblieben, aber die Aussicht muss sehr schön gewesen sein. Sobald Barny einen Beamten gefunden hat, bei dem man auch wirklich Ausklarieren kann, wollen wir uns heute auf den Weg nach Antigua machen.

Hanna

Regenwald auf St. Kitts
Engstellen beim Aufstieg
Blick in den Mt. Liamuiga
„Krawallgruppe“ auf dem Grat
Gruppe 2 hats auch geschafft
Baobab und Hausruine auf Nevis

Nikolaus

Auch wenn es bei unserem Wetter hier schwer vorstellbar ist, ist heute doch Nikolaus. Zum Glück hat er uns auch auf dem Atlantik gefunden und so konnten wir nach der Nachtwache alle eine kleine Überraschung aus unseren im Mittelcockpit aufgestellten Stiefeln ziehen. Vielen Dank an unsere fleißige Nikoläusin! Irgendwer hat uns auch noch eine Tüte Wind vorbeigebracht, das ist natürlich sehr erfreulich. Allerdings kommt der Wind jetzt leider genau aus der Richtung, in die wir fahren wollen, also heißt es: Kreuzen. Und das, wo wir eigentlich ja für diese Etappe achterlichen Wind gebucht hatten. Aber mittlerweile sinken die Ansprüche, Hauptsache, das Boot fährt überhaupt. Und das Fahren am Wind hat auch seine Vorteile. Man hat an Deck mehr Fahrtwind und so fühlt es sich in der brennenden Sonne nicht mehr so heiß an. Und unter Deck herrschen jetzt auch nur noch angenehm kühle 28°C. Außerdem entstehen auf diesem Kurs ganz hervorragende Plätze oben auf dem Sonnendeck in Luv.

Seglerisch bestand die größte Action des Tages heute aus einer Wende. Ansonsten muss man weiterhin zusehen, dass man die Zeit in der Wache oder der Freiwache ausreichend spannend gestaltet. Schlafen, essen, spielen, lesen, essen, steuern, Tagebuch schreiben, essen, Blogbeitrag verfassen,… Heute Nacht kamen zur Abwechslung mal ein paar Delfine vorbei und begleiteten uns ein paar Minuten. Tagsüber haben sich lange keine mehr blicken lassen, aber dafür gab es auch heute wieder ein paar Vogelsichtungen. Dank des Vogelbestimmungsbuchs kann man sich dann auch eine Weile damit beschäftigen, herauszufinden, was man da so gesichtet hat. Heute waren es zum Beispiel ein Rotfußtölpel und noch etwas anderes, das nicht nah genug kommen wollte, um sich bestimmen zu lassen. Auch der Himmel bietet wunderbare Unterhaltung in Form von malerischen Sonnenauf- und Untergängen. Mit Glück gibt es nachts auch einen schönen Monduntergang zu beobachten. Wir drücken der heutigen 4-8 Uhr-Wache die Daumen, dass ihr Monduntergang ebenso schön wird wie unserer letzte Nacht.

Gerade eben musste das Verfassen dieses Beitrags zugunsten einer Gesangseinlage für einen Moment unterbrochen werden. Seit wir vor ein paar Tagen beim Sundowner „Island in the Sun“ gesungen haben, sind einige Crewmitglieder diesen Ohrwurm nämlich nicht mehr losgeworden. Zum Glück war Henry bereit, uns beim Beheben dieses Problems behilflich zu sein und holte die Gitarre heraus. Damit es auch wirkt, haben wir auch noch ein paar andere Lieder angestimmt, unter anderem ein nachträgliches Lied für den Nikolaus. Mal sehen, was die nächsten Tage jetzt so gesummt wird.

Jetzt werden wir versuchen, uns einen angekündigten Winddreher zu Nutze zu machen, sobald er da ist, und den Wind, den wir aktuell haben, nicht zu verscheuchen.

Kurzzusammenfassung

Datum und Uhrzeit: 6.12.2022, 20:30 Uhr

Position: 14°57,2′ N, 057°27,8′ W

Distanz bis St. Lucia: 214 Seemeilen

Frisch gewaschene Wäsche: 3 Unterhosen

Gelesene Käpt’n Blaubär-Kapitel: 9

Frisches Obst und Gemüse: 1 Avocado und 3kg Zwiebeln

Ohrwurmempfehlung des Tages (1): Ein Stern – DJ Ötzi

Ohrwurmempfehlung des Tages (2): Island in the Sun (Wir entschuldigen uns im Vorhinein für eventuell entstandene Ohrwürmer)

Jette

Es geht bergauf!

Nachdem die Flaute am gestrigen Tag doch etwas auf die Gemüter geschlagen hat, sieht die Welt heute schon ganz anders aus. Als wir verschiedene Konkurrenten im AIS mit 6kn an uns vorbei ziehen sahen, haben wir beschlossen, zeitweise auch die Dieselfock (Motor) zur Hilfe zu nehmen. Doch sobald ein Hauch von Wind zu verspüren ist, herrscht freudige Aufregung und die Segel werden klar gemacht. So auch gestern Abend. Endlich durfte auch die Black Pearl, unser schwarzer Spi, an die frische Luft. Unter traumhaften Segelbedingungen, wiegten wir die andere Wache in den Schlaf. Doch plötzlich kam von hinten eine schwarze Wand. Ganz schnell ging der Spi weg und die G3 wurde gesetzt. Am Ende der Wache waren wir zwar ziemlich müde, aber glücklich. Leider ging mit uns auch der Wind wieder schlafen. So wechselten sich seither Segel und Motor ab.

Zur Freude aller gibt es noch andere Stimmungsmacher, insbesondere das Essen. Das hatten wir natürlich beim Verstauen der Lebensmittel bedacht und einige Highlights tief versteckt. So kamen heute zum Frühstück wieder frische, neue Brotaufstriche auf die Back (den Tisch). Jetzt steht Gabor bereits seit Stunden in der Pantry und brät frische Pfannkuchen um die Flut an überzähligen Eiern zu bekämpfen.

Kurz vorm Mittagessen kam dann wieder Stimmung in den müden Haufen. Der Wind hatte gedreht und nun konnten wir unter G1 weiter düsen. Tatsächlich ist der Wind seitdem konstant, drückt die Daumen,  dass das so bleibt. Die Freude darüber ist natürlich so groß, dass die Steuerfrau das Ruder während des „Quixx“ spielens nicht los lassen wollte.

Während wir einen der schönsten Sonnenuntergänge beobachteten, bekamen wir Gesellschaft an Bord. Eine ziemlich müde Schwalbe landete an Bord und verirrte sich sogar mehrfach unter Deck.

Jetzt müssen gleich Schuhe geputzt werden, denn schließlich ist morgen Nikolaus;)

Kurzzusammenfassung

Datum und Uhrzeit: Montag, 05.12.2022, 19:25

Position: N 14°46.221′ W055°35.175′

Distanz bis Saint Lucia: 320 nm

Verwendete Vorsegel in den letzten 24 Stunden: 4

Zeitdifferenz zu Deutschland: 4 Stunden (wir haben die Zeit nochmal zurück gestellt)

Wetter: Schokolade schmilzt noch, aber es fühlt sich mit Wind von vorne angenehmer an

Gehörte Weihnachtslieder: bisher 0, sehr zum Leidwesen einiger Crewmitglieder

Musikempfehlung des Tages: Summer Wine

Frisch gewaschene Wäsche: neigt sich dem Ende 🙁

Annika und Laura

Ein Gedicht – Grüße von Bord

Das folgende Gedicht hat uns die Peter-Crew für die Weihnachtskneipe geschickt.

Kaum zu glauben es ist schon Dezember,

das zu fassen fällt wirklich schwer,

wir segeln aufm Atlantik im Passat,

und das bei über 30 Grad.

Spi rauf und wieder runter,

die Crew ist weiterhin munter,

Backbordbug und Steuerbordbug,

Essen und Moral sind immernoch gut.

Die Crew des Peter von Danzig euch herzlich grüßt,

auf dass ihr euch das Gedicht mit Mümmelmann versüßt!

Heute ist der Wurm drin!

Als ich heute früh ins Bett ging, übergaben wir ein laufendes Schiff, wenn auch nicht schnell, aber es lief.

Gegen Mittag wurde ich wach als es hieß, dass wir jetzt den Motor anmachen. Denn wir wurden im Laufe des vormittags von drei motorenden Booten überholt und wir selbst hatten keine Fahrt mehr im Schiff. Für alle die sich jetzt wundern, in unserer Division der ARC ist es erlaubt zu motoren, dies wird dann am Ende mit der Ankunftszeit verrechnet.

Zum Mittagswachwechsel wurde dann ein Badestopp eingelegt, denn es war wirklich kein Wind. Wir freuten uns alle auf eine Abkühlung, leider war das Wasser dafür aber etwas zu warm… Für eine Runde planschen und eine Dusche war es trotzdem sehr gut. Das Gefühl bei 5000 m Tiefe in der langen Atlantikwelle baden zu gehen, ist einfach unbeschreiblich.

Zum Ende des Badens beschwerten sich plötzlich drei Crewmitglieder, dass es an einzelnen Körperstellen brannte, so als ob man von einer Feuerqualle erwischt wurde. Im Wasser sehen konnten wir nichts, aber tatsächlich konnte man ganz dünne, blaue Nesseln um den Arm bzw. am Rücken auf der Haut sehen. Schnell wurde gehandelt und die Nesseln entfernt.

Als sich alle vom Schock erholt hatten und wir wieder segelklar waren, setzen wir den Nivea Spi und versuchten möglichst viel Nutzen aus dem wenigen Wind zu machen.

Wir waren gerade mitten im 9. Leben des Käpt’n Blaubären, als der Spi plötzlich vorfiel, denn der Schäkel vom Achterholer war aufgegangen. Schnell gingen wir das Problem an und konnten es innerhalb weniger Minuten lösen.

Zwei Stunden segelten wir noch fröhlich weiter, bevor der Wind wieder komplett einschlief. Es war sogar so wenig Wind, dass wir den Spi direkt in seinen Sack im Vorschiff bergen konnten.

Danach schmissen wir den Motor an und kontrollierten gleichzeitig auch die Steuerseile, denn das Steuern war in den letzten Tagen etwas anstrengender geworden. Zum Glück konnte Gabor das Problem identifizieren und beheben, bevor es zu einem wirklichen Problem geworden ist.

Während der Inspektion beschwerte sich der Motor plötzlich, dass ihm zu warm sei. Auch hier wurde das Problem schnell gefunden und konnte behoben werden.

Nachdem wir nun alle Wehwechen beseitigt haben, werden wir jetzt noch einige Stunden motoren, denn der Wind ist immernoch nicht mehr geworden…

Kurzzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 04.12.2022, 20 Uhr

Position: 14°42,5′ N; 053°30,7′ W

Wetter: Südwind, 1-2 Bft, bewölkt

Gesichtete Tiere: Delfine, ein weißer Reiher, der auf unserem Vorschiff seine Mittagspause machte

Gut riechende Personen: 12

Svenja

Noch einmal richtig beißen!

Flaute gehört, meiner Meinung nach, zu den zermürbendsten Situationen, mit denen man auf See so konfrontiert ist.

Die Nacht über war noch alles ganz wunderbar. Eine Halse zum Sonnenuntergang beförderte uns perfekt auf Zielkurs und der Wind nahm endlich zu. Wir wurden mit 15 kn (in Böen sogar bis zu 20 kn!) beschenkt und schon war wieder das vertraute Gluckern am Heck des Peters zu hören. Balsam für die Seele! Es wurde sich wieder ums Steuer gerissen und es machte so viel Spaß, dass selbst die 4-8 Uhr Wache schnell vorüber war.

Doch im Laufe des Tages hieß es schon wieder: Durchhalten! Mit durchschnittlich 7 kn Wind hat man das Gefühl niemals anzukommen. Auch die Taktikabteilung unserer Shore-Crew bestätigte, dass wir noch ein langes Rennen vor uns haben, denn die Wetterprognosen sehen nicht besonders gut aus und wir müssen für das letzte Stück noch einmal unser bestes geben.

Aber die Moral wird weiterhin hoch gehalten! Ein beruhigender Gedanke ist, dass es den anderen Teilnehmern nicht anders geht. Alle dümpeln auf dem Atlantik mit relativ niedriger Geschwindigkeit vor sich hin. Gegen die brennende Sonne wurde ein Sonnensegel gespannt und eine kühlschrank-kalte Limo brachte uns richtig nach vorn. Außerdem ist heute Weihnachtskneipe und wir konnten über das Iridium sogar mit Kiel telefonieren. Die Feierlichkeiten waren dort aufgrund der 3-stündigen Zeitverschiebung schon weiter fortgeschritten und man konnte die ausgelassene Stimmung, die im Bootshaus herrschte, spüren. Natürlich wurde auch hier gebührend gefeiert. Statt Glühwein gab es zwar Rum-Cola, aber sonst wurden Traditionen gewahrt. Der Weihnachtsmann (Heiner) trug uns im passenden Outfit (mit Mütze und rotem Hemd) die Geschichte des Kuddeldaddeldu vor und es wurde zusammen gesungen. Denn Kultur tut Not. Alle haben sich auch über den Stollen, den Annika seit Gran Canaria in ihrem Schrank versteckt gehalten hatte und den es als Überraschung gab, gefreut. Weihnachtsstimmung geht also auch bei 30 Grad.

Kurzzusammenfassung

Position: 14° 12,0′ N 052° 02,9′ W

Wind: wenig

Durchschnittsgeschwindigkeit: langsam

Sonne: brennt

Frieda

Es flappt!

Wie gestern schon angekündigt, ist der Wind momentan eher flau. Auf der Ostsee würde man sich über die 3 Bft wahrscheinlich freuen, hier ist es mit der Atlantikwelle eher ätzend, denn die Segel flappen nur noch.

Um die Phase des wenigen Winds auszuhalten, gibt es verschiedene Optionen. Als Freiwache wird viel geschlafen oder im Salon gesessen und gelesen, was anderes kann man in der Hitze unter Deck auch nicht wirklich tun.

Hat man gerade Wache, ist Prio 1 das Suchen von Schatten. Ist dies  gelungen, lässt es sich auch hier sehr gut lesen. Black Stories wurden auch als gut empfunden zum Zeitvertreib, hier kann vor allem die ganze Crew involviert werden und lässt die Person am Steuer nicht in der Hitze alleine. Wer Glück (oder Pech) hat und Putzdienst hat, kann dies auch sehr ausgiebig tun und damit der Sonne für ein paar Minuten entfliehen. Auch das Schreiben einer analogen Mail (aka Flaschenpost) wurde schon angegangen.

Heiner nutze die Flaute, um dem Smut als Gehilfe zu dienen und zauberte aus Dosenfleisch sehr leckere Frikadellen.

Zum Sundowner hin, haben wir mal wieder eine halbe Stunde Reggea gehört und dazu einen Rotwein genossen.

Kurzzusammenfassung:

Datum und Uhrzeit: 02.12.2022, 20 Uhr

Position: 14°01,8′ N; 049°12,3′ W

Wetter: 2-3 Bft, dauerhaft sonnig bzw. sternenklar bei Nacht

Musikempfehlung des Tages: Red, Red Wine – UB40

Gesichtet: Ein Single Hand Segler und viele große Algenfelder

Highlight des Tages: Halse zum Wachwechsel, um wenigstens in die richtige Richtung zu fahren.

Svenja