Frida
Position: 36°43’60 N, 044°26,35 W
Der Ruderquadrant kam gestern Nachmittag noch an, dieser wurde direkt eingebaut. Sönke hat uns dann noch zu heute kurz vor Ende der Öffnungszeiten ausklariert, jetzt tanken wir noch Wasser und Diesel und dann geht’s 1800 Seemeilen zu den Azoren. Updates folgen.
Nachdem klar war, dass wir noch nicht am Sonntag lossegeln konnten und so mehr Zeit auf Bermuda haben, entschieden wir uns noch etwas von der Insel zu sehen. So brachte ich morgens Svenja zum Flughafen, wo sie Flo und Lennart traf um mit den Beiden wieder nach Deutschland zu fliegen. Danach ging es für die Leute an Bord in Kleingruppen zu verschiedenen Orten auf der Insel.
Frida, Malou und ich fuhren mit dem Bus nach Hamilton Parish, um einen Teil der wunderschönen Natur auf Bermuda zu erkunden. Zu erst ging es zu den Tropfsteinhöhlen Crystal Cave und dann zum Fantasy Cave, wo wir eine geführte Tour durch die nur mit Guide betretbaren Höhlen gemacht haben. In der ersten Höhle ging es knapp achtzig Stufen hinunter in ein atemberaubendes, wunderschönes Ambiente. Das spiegelglatte, klare Wasser und das Licht der Lampen ließ die Stalaktiten auf der Wasseroberfläche widerspiegeln, was die ohnehin schon sehr schöne Höhle noch atemberaubender machte.
Danach ging es in die andere Höhle, welche im Vergleich zur ersten Höhle zwar kleiner aber trotzdem sehr schön war.
Nach dem Besuch in den Tropfsteinhöhlen ging es weiter zum Blue Hole Park, einem frei betretbaren Nationalpark mit ebenso schöner Natur. Wir sahen noch mehr Höhlen und einige Lagunen, in denen man teilweise baden konnte. Bei der größeren Lagune konnte man von einem knapp 3m hohen Vorsprung sogar hineinspringen, was wir uns natürlich nicht zweimal sagen ließen. So sprangen wir in das schön erfrischende, kalte nass und waren inmitten einem schönen Mangrovenwald und den Klippen, von denen wir gesprungen waren. Danach spazierten wir noch im Park herum und sahen weitere Höhlen, die wir mit Taschenlampen erkundeten.
Zum krönenden Abschluss gönnten wir uns ein Eis und fuhren zurück zum Boot, wo es schon bald Abendessen gab. Kurz vor dem Essen kam dann noch Henrik, welcher aufgrund eines Flugausfalls erst am Sonntag anreisen konnte. Auch hier war es natürlich von Vorteil, dass der Ruderquadrant noch nicht da war und wir somit eh noch nicht ablegen konnten.
Gestern hieß es, dass wir erst einmal auf standby bleiben sollten, denn wir hofften dass der Ruderquadrant ankommen würde, welcher direkt eingebaut werden sollte. So wurde wieder ein Mal die nähere Umgebung erkundet und noch ein paar Lebensmittel und/oder in Touristenshops eingekauft. Mittags kam dann jedoch die ernüchternde Nachricht, dass der Ruderquadrant leider noch nicht angekommen ist und es vor morgen auch nicht wird, also wurde der Rest des Tages frei zur Verfügung gestellt. Während ein Teil zum Blue Hole Park fuhr, machten sich Malou und ich auf zu einer Kirchenruine, welche man um 19. Jahrhundert angefangen hatte zu bauen aber nicht fertiggestellt wurde, sowie zu einem verlassenen Gebäude in dem Frida und Lennart schon in den Tagen zuvor waren.
Als wir wieder zurück kamen, empfing uns ein herrlicher Duft, denn Smutin Frida war inmitten des Kochprozesses und zauberte uns leckeres Essen. Danach klang der Abend in einer äußerst gemütlichen Runde aus. Es gab den bermudischen Rumcocktail Dark & Stormy sowie eine äußerst musikalische Runde. Der Gesang wurde unterstützt von einer Gitarre, den auf den Bahamas erstandenen Flöten sowie einem Schneebesen und Schneidebrett.
Auch wenn es natürlich ärgerlich ist, dass wir unseren Zeitplan nicht einhalten können, so versuchen wir das beste daraus zu machen und die Zeit im Hafen zu genießen. Nichts desto trotz hoffen wir, dass der Ruderquadrant zeitnah ankommt, damit wir endlich die Atlantiküberquerung starten können.
Jule
Hallo zusammen. Erstmal Entschuldigung für die spärlichen Updates der letzten Tage. Je nachdem, wen man an Bord fragt, lassen sich die letzten Tage mit “Heiter bis wolkig”, “ziemlich stressig” oder “absolut wahnsinnig” beschreiben. Doch was war geschehen?
Die Ankunft in Bermuda verlief zunächst problemlos. Bei schönen 3-4 Windstärken glitt der Peter die Südküste entlang hoch nach St. George, wo uns ein kleiner, komplett leerer Hafen in einer der vielen schönen Buchten Bermudas erwarten sollte. Nach einer Halse und abschließendem Anlieger ins Fahrwasser hinein, sollten dann zügig Groß und G1 Fallen. Doch Bermuda liegt leider immer noch im Bermudadreieck und so verlief leider mal wieder nichts nach Plan. Nach Einschalten des Motors stellte sich schnell heraus, das sich der Motorhebel nicht mehr bewegen ließ. Zwischen einem engen, von Flachs umgebenen Fahrwasser musste also zügig gewendet und Bermuda zunächst der Rücken gekehrt werden. Wieder musste Vollzeitingenieurin Frida ans Werk. Ein paar Minuten und mehrere gewaltvolle *Dongs* später konnte das Kuppeln dann zumindest per Hammer und Schraubendreher erzwungen werden. Aufgrund des doch recht langen Kommunikationsweges zwischen Motorschapp und Achtercockpit, sowie der zeitlich doch nicht unerhebliche Verzögerung bei dieser rudimentäreren Art des Kuppelns, erschien diese Lösung noch nicht vollends zufriedenstellend. Weitere Minuten später hatte Frida dann erneut gezaubert und das Problem vollends beseitigt. War wohl irgendetwas mit zu hoher Drehzahl oder so…
Nachdem dieser Schreck abgeklungen war, ging es hinein in die äußerst schöne Binnenlandschaft Bermudas. Erster Halt: Immigration. Schnell angelegt, Papiere ausgefüllt und weiter gings……
Spaß, der Anleger bei der Immigration war voll. Einen Vordrängler und 90 Minuten Kreisefahren später durften wir dann aber wirklich ran! In der Zwischenzeit versuchte Bene, seinen Namen in den Track zu schreiben, gab jedoch nach dem zweiten Buchstaben wieder auf. Das darauffolgende Prozedere verlief dankbarer Weise verhältnismäßig schnell.
Weiter ging es dann zur “Captain Smokes Marina”, ein kleiner, gemütlicher Hafen, wenige Fahrminuten Stromaufwärts. Den Ostseetypischen Dalben wichen kleine weiße Mooringbojen. Also Boots- und Mooringhaken raus und Rückwärts an die Pier. Eigentlich kein Hexenwerk, wären da nicht die 5 Windstärken querab zum Anleger. Wenige Anfahrmanöver und deutlich! weniger Leinenwurf-Versuche später und der Peter lag glücklich und ruhig an der Pier.
Mittlerweile war es später Nachmittag und die Crew verbrachte den Rest des Tages mit Anlegegetränk(en), Planungen der folgenden Tage, Packen und ausgiebigen Duschen. Da wir bis dato das einzige Boot im Hafen sind, wurde dieser samt Office kurzerhand zu Vereinseigentum erklärt.
Es folgte der Donnerstag, Vatertag! Das Frühstück wurde auf 06:00 Uhr datiert, um das anschließende Reinschiff möglichst Früh beenden zu können. Motiviert durch laute Musik unter Deck und an Land, ganz im Geiste des Vatertags, ging dieses auch relativ zügig vorrüber.
So hatten wir am Nachmittag mehrere Stunden Zeit das überraschend schöne Städtchen St. Georges und dessen Umgebung genauer zu erkunden. Bunte Häuser weichen hier einem Mix aus Karibikdschungel und Nadelwald, und ab und zu steigt an der Küstenstraße ein altes Fort empor. Den teils steilen und steinigen Küstenabschnitten folgen traumhafte Sandstrände und das Wasser wechselt auf wenigen Meter regelmäßig zwischen knalligem Türkis und dunklem Blau. Schnell stand fest: hier lässt es sich aushalten! Nur die Preise lassen zu wünschen übrig, wie Schiffer Owe beim abendlichen Captains Dinner im Wahoo’s Bistro schmerzlich erkennen musste. Bei leckerem Essen und kalten Drinks ließen wir Etappe 16 ausklingen und gingen spät am Abend wohlgesinnt zurück zum Schiff, wo noch zügig Kojen bezogen und das ein oder andere Mischgetränk genossen wurde. Alles in allem ein schöner Abschluss einer doch sehr fordernden Etappe….
Doch Bermuda liegt leider immer noch im Bermudadreieck. Je nachdem wo man im Schiff seine Koje hatte, wurden die folgenden Ereignisse unterschiedlich erlebt, hier folgt meine Perspektive:
Es ist spät. Wie spät lässt sich nicht genau sagen. Und es ist laut, sehr laut. Dem markerschütternden Knarzen und Knallen der Festmacher an den Klüsen wurde bereits durch Ohropax zumindest teilweise Abhilfe geschaffen, doch da ist noch etwas anderes….Brummen! Der Motor läuft! Ich schnelle hoch und schaue auf die Uhr. 2:09. Gleichzeitig höre ich laute Rufe: „ALL HANDS, ALL HANDS!”. Bene kommt den Niedergang hinunter und sieht meinen verwirrten Blick: „All Hands, aber mach entspannt.” Naja, immerhin entspannt.
Doch was war los? Es stellte sich heraus das der Peter mit dem Hintern an die Kaimauer ditschte. Eine Mischung aus Niedrigwasser, einen um 180 Grad gedrehten und stark wehenden Wind, sowie einer bei Nordwind suboptimalen Ausrichtung der Mooringboje hatten dazu geführt, dass der Peter immer weiter zurückgesackt war und immer wieder mit voller Kraft in die Fender zwischen Boot und Kaimauer einstoppte. Das anschließende Leinenmanöver erwies sich als ziemlich kompliziert und anstrengend. Da die Mooringleine bereits komplett dicht geholt war, musste der Motor zunächst als alleiniger Abstandshalter dienen. Nachdem der Rest der Hafenwand ausgelotet und sich als zu flach zum seitlichen Anlegen herausgestellt hatte, blieb nur eine einzige Möglichkeit. Frida musste als gute Schwimmerin ihr Fleece (durch den Wind war es sehr kalt, gegen Ende des Manövers hatte ein Großteil der Crew volles Ölzeug an) gegen Badesachen und Flossen tauschen. Ausgestattet mit Sicherheitsleine und einem Festmacherende, sollte sie vom Peter ins Wasser springen und eine Leinenverbindung mit einer weiteren, in Luv liegenden Mooring herstellen. Gesagt, getan und kurz darauf war sie wieder an Deck. Nun konnte der Peter an eine zweite, weiter entfernte Mooring dichtgeholt werden. Doch auch diese war letztendlich zu kurz. Also nochmal umbauen und statt am Vorschiff wurde die zweite Mooring nun durch die Klüse Mittschiffs genommen, was das nächtliche Abenteuer letztendlich zum Abschluss brachte. Nur die Landverbindung erwies sich als nun noch herausfordernder als bisher. Die Holzplanke schwebt nun ca. 2 Meter in der Freien Luft und nur dessen Enden sind noch mit Land bzw. Peter verbunden. Dies macht es allerdings um so spannender die verschiedenen Varianten des An-Bord-Kommens zu bestaunen. Von schnellem Rennen bis langsamem Balancieren ist alles dabei. Nun aber zurück zur Nacht. Es war schließlich ca. 3:30 als das All Hands beendet wurde und die Augenringe am nächsten Morgen ließen erahnen, das Teile der Crew noch deutlich länger, freiwillig und unfreiwillig, wach waren.
Das Manöver der vergangenen Nacht steckte der Crew merklich in den Knochen und die Tatsache, dass ein vollgepackter Tag mit Wäsche waschen, Proviantlisten schreiben, Einkaufen gehen und Arbeitsdienst anstand, hob die Stimmung nicht gerade in himmlische Sphären. So wurden die Aufgaben verteilt und sowohl Einkaufscrew als auch die Arbeitsgruppe Steueranlage verbachten den Tag ausschließlich mit diesen Tätigkeiten.
Wer die vorherigen Blogs gelesen hat weiß, dass an der Steueranlage noch diverse Arbeiten zu verrichten sind, ehe es über den Atlantik gehen kann. Einzelheiten dazu folgen noch, das Achtercockpit ähnelte jedoch mittlerweile der Werkstatt im ASV und die Flex arbeitet auf Hochtouren.
Dank diverser Baustellen sowohl beim Einkaufen als auch bei der Großbaustelle Achtercockpit, mussten beide Arbeitsgruppen den darauf folgende, heutigen Tag ebenfalls mit diesen Aufgaben verbringen. Immerhin konnte in der Nacht ordentlich Schlaf nachgeholt werden, denn gegen 21:00 war bereits in den meisten Kojen das Licht aus.
Nun ist es Samstag Abend. Das Team Einkauf konnte am Nachmittag erfolgreiche Meldung machen. Nur vom Achtercockpit aus ertönt noch Hämmern und maschinelles Brummen. Leider verzögert sich auch die Lieferung des neuen Ruderquadranten, weshalb es mit der Abfahrt Sonntag früh nun nichts mehr wird. Trotz all dieser Geschehnisse sind wir weiterhin guter Dinge! Die Neuankömmlinge für Etappe 17a bringen frischen Wind und immerhin hat man nun noch etwas mehr Zeit Bermuda zu genießen! Andererseits liegt Bermuda ja immer noch im Bermudadreieck….
Alfred