Landcrew – Teil 6: Havanna

Gegen Mittag kamen wir in Havanna an, nach 5 min war dann auch ein Taxifahrer gefunden, der bereit war für 1/3 des „offiziellen“ Preises zu fahren. Am Hostel angekommen legten wir unsere Rucksäcke ab und machten uns direkt auf den Weg in die Altstadt. Wir waren gerade an der Straßenecke angekommen, als uns, wie sollte es auch anders sein, die ersten ASVer über den Weg liefen. Nach einer herzlichen Umarmung suchten wir uns einen Schattenplatz auf dem Prado und tauschten uns über die letzten drei Wochen aus. Wir stellten schnell fest, dass wir sehr unterschiedliche Seiten Kubas kennengelernt haben und trotzdem auf den gleichen Nenner kamen, in diesem Land fehlt es wirklich an Vielem aber die Leute sind alle sehr herzlich und hilfsbereit. Nach einem kurzen gemeinsamen Ausflug zum Malecón machten wir uns auf dem Weg zum Parque Central, wo sich die PvD Crew traf, um zurück zum Schiff zu fahren. Auch hier wurden wir herzlich von allen Seiten begrüßt und tauschten uns kurz über das Erlebte aus und vor allem über Tipps in Havanna. Nachdem die Meute weg war, schlenderten wir noch eine Weile durch die Altstadt, bevor wir uns mit Alfred trafen, um gemeinsam mit Claudia und Martin einen Absacker auf einer Rooftop Bar in einem der Hotels zu trinken. Oben auf der Dachterasse konnte man kaum fassen noch in Kuba zu sein, es gab ein großen Infinity Pool und eine Menge Leutchen die deutliche schicker angezogen waren als wir. Aber das hat dem Ausblick nichts abgetan :). Danach ging es noch zu einem Italiener der echte Pizza verkauft hat und zum Abschluss noch in eine hippe Bar. Nachts erwacht Havanna definitiv noch einmal neu zu leben, einige Eckchen die man bei Tag so gar nicht wahrgenommen hat leuchten nun hell und aus fast jeder Querstraße ist Jazzmusik oder Salsa zu hören.
Für den nächsten Tag haben wir uns bei einer Free-Walking Tour angemeldet. Diese war Mal wieder sehr informativ und zeigte uns auf was für eine abwechslungsreiche Geschichte die Stadt geprägt hat. Hungrig und etwas erschöpft von der Hitze haben wir wohl in einen der günstigsten Restaurants Havannas für 4€ p.P. reichlich Mittag gegessen. Den weiteren Tag verbrachten wir damit in einer riesigen Kunstgalerie zu shoppen und Alt-Havanna zu erkunden. Die Stadt bietet ein großen Kontrast in sich selbst, einerseits gibt es wunderschöne restaurierte Gebäude und bei anderen steht nurnoch die Fassade und im Innenhof wächst schon ein Mangobaum. In der einen Ecke steht ein Hotel mit Zimmern für 500€ die Nacht und die Straße weiter sitzen Menschen vor einem Röhrenfernseher und die Kinder spielen Murmeln auf der Straße. Zum Abend haben wir uns mit ein paar Leuten von Bord in Havanna Centro getroffen und lecker gegessen. Das kulinarische Angebot ist in Havanna schon deutlich diverser als Reis mit Fisch, Fleisch oder Handpizza.
Zu unserem letzten Tag haben sich Svenja und mein Weg das erste Mal getrennt seit den 20 Tagen an Land. Ich bin in die Kunsthalle und Svenja hat sich Havanna Centro genauer angeschaut. Am Abend haben wir uns dann mit Claudia und Martin noch eine Aufführung zu Contemporary Dance angeschaut. Die besten Plätze haben ca. 0,70€ gekostet und der Saal war tatsächlich recht voll. Kultur gibt es hier an jeder Ecke und ist von echt guter Qualität, die Aufführung hat uns alle so sehr begeistert, dass wir es erst nochmal bei einem Cocktail auf einer Dachterasse verdauen mussten. Dort haben wir nicht ohne Zufall die Crew vom Schiff getroffen und sind mit ein paar weiter zur „Fabrica de Arte“ gefahren. Die „Fabrica de Arte“ ist eine alte Fabrik die nun so umgebaut wurde als das sich dort nun lauter kleine Bühnen, Ateliers und Streetfoodstände befinden. Es gab junge Bands die etwas anderes als Salsa spielten und moderne Gesellschaftskritische Kunst, die so ganz sicher nicht in der staatlichen Galerie ausgestellt worden wäre. Wir haben sogar ein DJ gefunden, der kein Reaggeton gespielt hat und Mal wieder ordentlich gefeiert.
Unseren letzten morgen verbrachten Svenja und ich als Guides, die noch nicht ganz so Ortskundige Bootscrew an die schönsten Orte Havannas zu führen und einfach ein entspannten Tag zu haben. Zum Nachmittag ging es dann auch schon zum Boot und das Gefühl wieder auf dem Peter zu sein hat sich sehr heimisch angefühlt. Die paar schwimmenden Quadratmeter sind uns schon ziemlich ans Herz gewachsen, eine gewohnte Umgebung zwischen all den neuen Eindrücken ist einfach ein riesen Luxus. Am Abend hat Svenja dann direkt Bratnudeln gezaubert, vorher haben wir dem nahegelegenen Asia Restaurant noch den Kohl abgekauft, denn es hatte kein Supermarkt mehr offen. Der Kellner war erst überrascht das ich direkt aus der Küche heraus und nicht über die Karte bestellen wollte. Den Kohl hat er mir dann aber trotzdem verkauft. Natürlich mit einem kleinen Trinkgeld :).

Frida

Fröhlicher Austausch von Bordgeschichten
Der „Kontrast“ Havannas
Zentral Havanna
Zentral Havanna
Capitol bei Nacht
Zwischenstopp im portugiesischen Café

Neue Etappe, neuer Wind

Seit Samstagabend ist die Crew von Etappe 16 an Bord. Unser Plan für diese Etappe ist es einen Schlag zu den Bahamas zu segeln, wo wir einige Tage bleiben wollen, bevor es weiter nach Bermuda und von da aus dann über den Atlantik geht. Geplant war heute um 8 Uhr ablegebereit zu sein, damit wir trotz Tanken und Ausklarieren nicht zu spät los kommen. Während des Frühstücks klopfte der Hafenmeister bei uns, um uns mitzuteilen, dass gegen Mittag eine Front aus Nordwest durchzieht, die so viel Schwell mit sich bringen kann, dass die enge Hafeneinfahrt dann nicht mehr befahrbar ist und das gegebenenfalls auch für einige Tage so bleibt. Also beeilten wir uns mit dem Frühstück und entschieden das Tanken auf die Bahamas zu verschieben. Auch dem Immigrationofficer sagten wir ganz freundlich, dass wir zügig los müssten. So wurde versucht diesen Prozess kurz zu halten aber den obligatorischen Schiffsbesuch, wo wir  vorzeigemäßig wieder Kaffee und Kekse bereit gestellt hatten, wollten sie dann doch noch machen. Als wir fertig ausklariert hatten und gerade noch Einiges vorbereiteten, kam der Officer dann nochmal zu uns und meinte, dass wir wohl besser JETZT ablegen sollten, denn die in unserer Wetterprognose nicht angezeigte Gewitterfront wäre schon recht nah. Gesagt, getan. Während des Ablegers begann es dann auch schon zu regnen und die Partywolken drehten die Musik auf. Nach und nach zogen wir unser Ölzeug an und wer konnte seine Brille aus. Frei von der Einfahrt setzten wir ein gerefftes Groß und die Fock. In der Zwischenzeit wurde der Regen immer stärker, das Donnern immer lauter und die Sicht immer schlechter. Wir haben uns bei armlänge Abstand angeschrien und trotzdem nicht so richtig verstanden. Bei einem Wind mit bis zu 42 Knoten segelten wir mit 7 Knoten eher seitlich als vorwärts an Kuba vorbei. Irgendwann, als der Regen gerade sogar durch das Ölzeug durch weh tat, schlug ein Blitz circa 100 m neben uns im Wasser ein. Der Donner schepperte so laut, dass sich sowohl die aufgezogene Wache als auch die Freiwache unter Deck erschrocken hatte. Danach beruhigte sich das Gewitter aber auch wieder langsam und wir konnten tatsächlich schemenhaft die Skyline von Havanna sehen. Auch ein Frachter, der 2 Seemeilen entfernt war, konnten wir langsam am Horizont ausmachen. Die Sicht war vorher auf ca. 40 m beschränkt. Mit dem Regen ging allerdings auch der Wind, so dass es keine halbe Stunde dauerte, bis wir gar keinen Wind mehr hatten und sich die Fahrt über Grund auf den Strom beschränkte… Zuerst versuchten wir es noch mit einer größeren Segelfläche, doch als selbst dies nichts brachte, bargen wir Klüver und Fock und aktivierten die Dieselfock. Wir sehnten uns nach dem Wachwechsel, denn so manch ein Ölzeug hat die Dichtigkeitsprobe nicht bestanden und uns wurde langsam kalt. Das Problem war unter anderem auch, dass der Regen über den Kragen in die Jacke gelaufen ist, ein Gesicht sammelt ganz schön viel Wasser. Zum Wachwechsel nutze der Schiffer nochmal die Gelegenheit und grüßte Rasmus, mit der Bitte uns nach diesem Vollgas Start, für die kommenden drei Wochen eine gleichmäßigere Windverteilung zu schicken. Nach einem leckeren Mittagessen von unserer Smutin Malou begaben wir uns erschöpft in unsere Kojen. Als wir abends wieder an Deck kamen, konnten wir feststellen, dass Rasmus tatsächlich unsere Bitte erhört hatte, denn die andere Wache segelte unter Doublehead und machte mit bis zu 12 Knoten sogar ordentlich Fahrt. Windtechnisch also schon mal ein guter Einstieg. Der Abend ging zu Ende und wir mussten feststellen, dass der Kickstart in diese Etappe zwar abenteuerlich war aber auch erfolgreich und ohne unnötigen Stress gemeistert wurde.
Svenja

Landcrew – Teil 5: Viñales

Nachdem wir eine Nacht in Havanna verbracht haben, ging es Montag früh weiter nach Viñales. Eine dreistündige Busfahrt, wo wir uns die Zeit mit dem Känguru vetrieben und dabei mal wieder gut durchgeschüttelt wurden, brachte uns in den kleinen Ort im Westen des Landes. Auch dieser Ort besteht zum Großteil aus Casa Particulares aber es gibt auch einige Souvenirshops und Restaurants. Tatsächlich ist der Ort relativ belebt, da hier viele Touristen herkommen zum wandern oder anderen Outdoor Tätigkeiten. So wie wir auch. Nachdem wir unsere Rucksäcke im Casa abgelegt und unsere Sportklamotten aus den Tiefen dieser rausgesucht hatten, machten wir uns auf die Suche nach Wasserflaschen und einem Mittagssnack, denn wir waren mit Claudia und Martin auf eine Radtour verabredet. Vom verabredeten Ort aus gingen wir los, um Fahrräder auszuleihen. Wir bekamen sehr gute Mountainbikes und der Mann meinte, dass wir uns bei ihm melden sollen, falls es Probleme mit den Rädern gibt. Dann ging es auch schon los. Anfangs wirkten die Fahrräder etwas over the top, da wir asphaltierte Straßen befuhren. Nach kurzer Zeit machten wir einen Zwischenstopp bei La Cueva del Indio. Eine Tropfsteinhöhle, in der sich die Urbevölkerung Cubas versteckt hat. Danach ging es weiter in das Mogote Gebirge, das mit seinen einzelnen pompösen Felsen Mitten zwischen den landwirtschaftlichen Feldern ein einzigartiges Bild liefert. Nach und nach wurde aus der asphaltierten Straße eine betonierte Schlagloch Landschaft, die irgendwann in eine staubige Schotterpiste wurde. So langsam dämmerte uns auch, warum uns Mountainbikes geliehen wurden, denn auch hier war die Straße eher mehr Schlaglöcher als Straße. Nach 16 km erreichten wir einen kleinen Fluss, an dem wir eine Snack- und optional Badepause einlegten. Wir haben uns lange nicht mehr so über eine kalte Cola gefreut! Danach ging es weiter, wir hatten noch nicht die Hälfte der Strecke geschafft und dann ging es ab jetzt auch noch viel bergauf… Auf der weiteren Strecke kamen wir, etwas erstaunt, dass wir plötzlich auf der Südhalbkugel angekommen waren, durch die Provinz Chile, von der aus wir dann über den Gebirgskamm zurück nach Viñales fuhren. 2 km vor dem Ort machten wir noch einmal Halt an einem Restaurant. Das passte ganz gut, denn 100 m vor dem Restaurant gab mein Vorderreifen auf. Also setzen wir uns für eine kalte Limonade in das Restaurant, beobachteten den Sonnenuntergang und warteten darauf, dass jemand mit Hilfe vorbeikam. Nach kurzer Zeit kam ein Junge mit einem Motorrad und hatte im Gepäck ein neues Vorderrad. Wieder abfahrtsbereit machten wir uns bergab in Richtung Tal. Nach 5 h und 35 km waren wir erschöpft aber auch sehr hungrig zurück und sehnten uns sehr nach einer Abkühlung. Also gingen wir fix duschen und traffen uns danach erfrischt wieder, um einen Cocktail und etwas Essbares zu suchen. Da wir schon erwähnt hatten, dass Mojitos in Cuba günstiger sind als Bier, ist Viñales ein Traum für alle Mojito Liebhaber. Viele Bars bieten in ihrer Happy Hour Mojitos für 100 CUP an (je nach Wechselkurs also für 55 bis 80 ct). Und Happy Hour ist hier gefühlt immer. 😀 Während wir auf unser Essen warteten spielten wir, wie schon häufiger diesen Urlaub, eine Runde Qwirkle. Nachdem wir noch eine weitere Bar aufgesucht hatten, gingen wir bald in unsere Casa, denn wir waren echt müde vom Tag und wollten am nächsten Tag noch weiter die Gegend erkunden. Nach einem wunderbaren Frühstück machten Frida und ich uns auf zu einer 12 km langen Wanderung durch die Felder zu der Cueva del Palmarito. Auf dem Weg haben wir noch eine Abkürzung durch die Cueva de la Vaca gewählt, die wir allerdings schnell bereuten, denn wir mussten eine relativ steile Treppe hoch, um zu der Höhle zu gelangen und unsere Beine taten von der Radtour ziemlich weh… geschafft haben wir es trotzdem und der Ausblick vom Eingang der Höhle war echt schön. Die weitere Strecke durchs Viñalestal führte an viele rost-roten Feldern vorbei, wo im Winter Tabak angebaut wird. Momentan wachsen dort unterschiedliche Pflanzen wie Mais oder Zuckerrohr. Tatsächlich kann man den Bauern hier noch bei traditioneller Landwirtschaft, mit zwei Bullen vor den Pflug gespannt, beobachten, während man am Rande der Felder seinen Weg in Richtung Höhle sucht. Ab und zu wird man noch von einer Reitergruppe überholt, die eine geführte Tour zu der Höhle machen. Auf etwa halber Strecke durchs Tal wurden wir plötzlich aufmerksam auf eine handvoll bunter Vögel. Die kleinen Vögel waren gar nicht so leicht zu fotografieren aber letztendlich haben wir doch ein paar schöne Fotos machen können und haben abends im Casa rausgefunden, dass wir endemische vielfarben Todis in ihrer Bals gesehen hatten. An der Höhle angekommen mussten wir erstmal einen etwas nervigen Guide abwimmeln, bevor wir die Höhle erkunden konnten. Denn dieser „Guide“ war der Meinung das wir gesetzlich nicht ohne ihn in die Höhle durften. Nachdem wir ihn dann um die tatsächlichen Umstände, als das es eine öffentliche Höhle ist, aufgeklärt hatten, war er immer noch seiner Meinung aber aufgehalten hat er uns dann auch nicht.

Nach einer Mittagspause machten wir uns auf den Rückweg und machten einen Stopp bei einer Tabakfarm, wo wir eine Tour zum Thema Tabak und Zigarren bekamen. Passend dazu haben wir natürlich erstmal eine probiert und sie für gut befunden. Wusstet ihr das man eine Zigarre mit Honig am Mundstück rauchen kann um den Rauch zu versüßen? Die Tabakfarmer müssen 90 % ihrer Erträge an den Staat abgeben, die restlichen 20 % werden für den Eigenbedarf und Verkauf genutzt. 20 % weil natürlich kein Bauer so doof ist tatsächliche 90 % abgibt. Der Zigarren, Honig und Rumverkauf stellt dabei das Haupteinkommen der Familie da, denn mit dem was sie von dem Staat bekommen könnten sie nicht leben. So ist es übrigens mit so manchen Dingen in Kuba, eine Kuh z.B. kann nicht offiziell zum gänzlichen Selbstverzehr oder Weiterverkauf geschlachtet werden. Es wird erst an den Staat gegeben und dann bekommt der ehemalige Besitzer ein Teil ab. Nach der Wanderung haben wir uns erstmal schön Ramen gemacht, die wir bereits 20 Tage mit uns rumgeschleppt haben. War aber eine feine Sache! Guter Dinge sind wir dann nach einer Dusche wieder in die Stadt, um nach Essen zu suchen. Wir sind dann anscheinend in dem richtigen Restaurant hängengeblieben, denn zum Stromausfall startete der Generator. Wir verbrachten den Abend mit Livemusik und leckeren Fruchtsäften und fielen später glücklich und müde ins Bett.

Als wir am nächsten morgen im Büro der Busgesellschaft standen, war der Chef der Meinung das wir nur ein Ticket gebucht hätten, so stünde es in seinem System. Der Kaufbeleg für zwei hat ihn nur wenig beeindruckt. Unser Beleg wäre zwar richtig, aber sein System behauptet eben was Anderes und daher könne er Nichts machen. Erst der Busfahrer konnte ihn überzeugen uns ein zweites Ticket zu schreiben, Busfahrer*innen stehen hier nämlich in der Hierarchie ganz oben. Und so ging es für uns nach ziemlich genau 48 h in Viñales wieder zurück nach Havanna, wo wir die restlichen drei Tage unserer Landzeit verbringen werden.

Svenja

Sonnenaufgang in Havanna am Busbahnhof
Fahrradtour durch die Mogoten
Cueva del Indigo
Sonnenuntergang auf der Radtour
Tabakfelder im Viñalestal
Suchbild: finde den Vielfarben-Todi
Vielfarben Todi
Cueva del Palmarito

Angekommen in Havanna

Wir sind gestern wohlbehalten in Havanna angekommen. Der Golfstrom hat uns die letzten Meilen gut geschoben, nach etwas Flaute von vorn war das eine willkommene Erleichterung.
Heute geht es in die Stadt zu einer Walking Tour. Wir werden berichten.


Nur noch 50 Seemeilen bis Havanna

Hallo von Bord,
Der Peter segelt im Sonnenuntergang Kurs Havanna 🇨🇺. Ungewohnt ist, die Sonne über dem Heck versinken zu sehen. Bisher waren wir zumeist in westlicher Richtung unterwegs und seit heute mit Kurs Ost, sodass sich neue Positionen zum andachtsvollen beobachten finden. 😊
Die letzten 50 Seemeilen wollen wir diese Nacht absegeln um morgens in Kubas Hauptstadt zu sein. Wir werden berichten. bis dahin eine gute Nacht!
Sören und die Crew vom PvD ⛵

Aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder und Daseinsformen der Karibik und Umgebung von Jan-Eike Rossius:

Partywolken, die: Partywolken sind eine Lebensform aus der Kategorie der flugfähigen Wetterparasiten. Sie ernähren sich von Wind, den sie an verschiedensten Orten in der Landschaft aus dem Wetter saugen, sodass dort nur Flaute übrig bleibt. Den gewonnenen Wind horten sie anschließend in großen Türmen, die sie in der Luft über sich errichten. Wenn genug Wind eingelagert wurde, ist es in der partywölkischen Kultur üblich, eine Art Erntedankfest zu feiern. Hierbei kommt es meist zum übermäßigen Einsatz von elektrischer Discobeleuchtung. Während dieser Exzesse kann es vorkommen, dass der mühsam errichtete Windturm Leck schlägt und große Mengen Wind nach unten auslaufen. Durch den schlagartigen Druckabfall im Turm kondensiert auch ein Teil des Windes und läuft an den Innenseiten herunter, sodass es unter dem Turm zu starken Regengüssen kommen kann. Auch wenn die Partywolken eigentlich eine parasitäre Lebensform sind, so gibt es doch auch andere Wesen, wie das ->Regenbogenatoll, d ie sich an sie angepasst haben und das gelegentliche starke Auftreten von Wind und Regen als Brutumgebung nutzen.

Aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder und Daseinsformen der Karibik und Umgebung von Hanna Rückert

Regenbogenatoll, das: Das Regenbogenatoll ist ein gelegentlich auftretendes Phänomen, dessen Vorkommen grundsätzlich auf dem ganzen Planeten erwartet werden kann. Wegen der besonderen Entstehungsvoraussetzungen ist es im den meisten Gegenden eher selten anzutreffen, rund um Kuba treibt es sich aber durchaus des Öfteren herum. Essentiell für die Entstehung eines Regenbogenatolls sind ->Partywolken, die. Sie bilden aber nur die Grundvoraussetzung. Weiterhin ist es unbedingt notwendig, dass sich ein Segelboot in unmittelbarer Nähe befindet, dessen Besatzung zuvor ein Bad in einem ->Schlumpfsuppenquellatoll genommen hat. Wenn dann bei einem Aufeinandertreffen des Segelbootes und der ->Partywolken ein Segel geborgen wird, entsteht ein Regenbogenatoll auf der Haut einer Person, die sich am Bergen des Segels beteiligt. Da es sich um ein tranportfähiges Atoll handelt, eignet es sich hervorragend dafür, über weitere Strecken von der befallenen Person transportiert zu werden, z um Beispiel in die Mitte des Atlantiks. Dort kann es dann abgenommen und in einer feierlichen Zeremonie dem Wasser übergeben werden. Dies ermöglicht es, in eigentlich unmöglichen Wassertiefen zu ankern und eine Nacht dort zu verbringen. Da es sich allerdings um ein zeitlich beschränktes Phänomen handelt, konnte die Verwendung als Ankeratoll bis zum heutigen Zeitpunkt von keinem ernstzunehmenden Wissenschaftler bestätigt werden und es ist zweifelhaft, ob die oben beschriebene Art der Verwendung überhaupt im Bereich des Möglichen liegt.

Landcrew – Teil 4: Playa Girón

Donnerstagmorgen ging es für uns um 7 Uhr weiter in Richtung Westen. Da es so früh noch kein Frühstück im Casa gab, haben wir uns auf der Straße ein Brot gekauft. Es war zwar mehr Luft als Brot war aber für die Uhrzeit besser als gar kein Essen. Wir kamen, obwohl es ziemlich voll war, tatsächlich pünktlich los und haben während der Fahrt die schöne Küstenlandschaft beobachten können. Um kurz nach 10 Uhr erreichten wir unserer Ziel: Playa Girón. In dem Ort gibt es nicht viel außer Strand, einer Tauchschule und unzähligen Casa Particulares. Wir hatten im Vorfeld kein Casa gebucht und so war dies eine Aufgabe die wir angehen wollten, während wir ein richtiges Frühstück an einem kleinen Restaurant verzehren. Schnell wurde unsere Vorfreude gedämpft, denn es war mal wieder, wie sollte es auch anders sein, Stromausfall. Und so wurde aus unserem Kaffee ein Saft und dass wir die Sandwiches auch ungetoastet essen würden hatte die Verkäuferin wohl überhört. So tranken wir also unseren Saft und durchstöberten währenddessen den Reiseführer und das Internet nach einer Unterkunft. Schlussendlich gingen wir einfach los und fragten bei einem nahegelegenen Casa nach. Dies war relativ schnell zielführend und wir waren froh, als der Strom wieder da war und uns vom Vermieter ein Sandwich angeboten wurde.Da die Gegend hier eine einzigartige Unterwasserwelt haben soll, dauerte es nicht lang bis wir unsere Tasche mit Schnorchel und Brille packten und den Weg in Richtung Strand suchten. Abgekommen am Strand wurde es plötzlich ziemlich dunkel hinter uns, Partywolken mit Musik zogen auf. Wir schauten uns kurz nach einem eventuellen Regenschutz um und entschieden noch etwas zu warten, bevor wir ins Wasser gingen. Letztendlich erreichte das Gewitter die Küste nie, sondern blieb über Land hängen. Also gingen wir das Riff erkunden. Es war ziemlich schön aber auch etwas gruselig, da das Riff sehr flach war und in dem Bereich dahinter auch schon direkt das weite karibische Meer begann und es strömte ein bisschen. Daher war die Schnorcheleinheit eher kurz und wir ließen uns umso länger in der Sonne brutzeln. Die Sonne war heute besonders heiß, also dauerte es nicht lange ehe wir unsere Hängematten zwischen Palmen aufbauten. Im Schatten ließ es sich schon viel besser aushalten. Wir legten eine ausgiebige Siesta ein. Als wir wieder wach wurden, begannen sich langsam Wolkentürme am Himmel aufzubauen. Wir beobachten das Schauspiel gebannt in der Hängematte und snackten dabei frisch frittierte Banenenchips. Irgendwann kamen uns die lauten Partywolken doch etwas nahe, daher packten wir zusammen und machten uns auf den Rückweg. Die Cubaner*innen schienen von den dunklen Wolken reichlich unbeeindruckt und badeten fröhlich weiter. Ein Junge freute sich sehr über den auffrischenden Wind und packte seinen Lenkdrachen aus!

*Anmerkung von Frida: Am liebsten hätte ich dem Jungen eine Glühbirne in die Hand gegeben, den praktisch lernt sich Physik doch am besten.*

Tatsächlich sollten die Cubaner*innen mit ihrer Ruhe recht behalten, denn außer ein Wenig Regen passierte Nichts. Es reichte nicht mal, um die heiße Luft etwas abzukühlen… dabei hatten wir uns doch so sehr eine Abkühlung gewünscht! Stattdessen erwarteten uns im Casa unsere neuen Mitbewohner… Ameisen… Sehr große Ameisen! Erst dachten wir sie wohnen unter dem Toilettenspülkasten, doch wie sich aus dem Gespräch mit unseren Vermietern rausstellte, wohnen sie wohl in den Wasserleitungen, denn der Ort hatte letztens 8 Tage lang kein Wasser und da die Ameisen auch Wasser benötigen, gehen sie eben an Orte, wo sie dies finden. Unsere Toilette schien ihnen wohl gut gefallen zu haben, denn trotz einer Reinigungsaktion von unserer Vermieterin, spülten wir in den darauffolgenden Tagen immer mal Ameisen in die Toilette. Als wir dieses Problem genug behandelt hatten, gingen wir abends noch in ein im Reiseführer angepriesenes Restaurant und aßen Languste bzw. Shrimps. Während des Essens konnten wir über dem Meer ganz viele Partywolken beobachten und ein Glühwürmchen, welches vor dem Restaurant rumflog. Freitag standen wir früh auf und fuhren mit der Tauchschule an ein Resort, wo ich meinen ersten Tauchgang und Frida als Fortgeschrittene direkt zwei Tauchgänge absolvierte. Der Reiseführer hatte nicht gelogen, was die Schönheit der Unterwasserwelt betrifft. Wir haben noch nie zuvor so viele Korallen gesehen und auch die Vielzahl der unterschiedlichen Fische war beeindruckend! Uns hat es so gut gefallen, dass wir am nächsten Tag direkt nochmal abtauchen wollten. Dafür brauchten wir allerdings neues Bargeld, denn Kartenzahlung gab es hier nicht. Der nächste Bankautomat war ein Ort weiter (ca. 30 km) und gegen Mittag sollte ein Bus fahren. Da dieser aber aufgrund von Spritmangel nicht fahren konnte, liehen wir uns kurzerhand einen Elektroroller und fuhren selbst nach Playa Larga. Auf halber Strecke machten wir noch einen Badestopp an einem 70 m tiefen Zenot, welches eine Mischung aus Süß- und Salzwasser hat. Dies führt zu einem besonderen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Für uns sorgt das Gemisch dafür, dass das Wasser sobald man sich bewegt trüb wird, denn das Süßwasser lagert sich auf dem Salzwasser im Ruhezustand. Bringt man nun Bewegung ins Wasser, durchmischen sich die beiden Phasen und erinnert einen an Zuckerwasser, dass so viel Zucker beinhaltet, dass er sich gerade noch löst aber die Lösung schon nicht mehr klar ist. Das schwimmen und tauchen in diesem Zenot war auf jeden Fall sehr spannend! Als wir in Playa Larga ankamen mussten wir feststellen, dass der Bankautomat außer Funktion war. Ein Handwerker stand mit einem Stromkabel in der Hand neben dem Gebäude und zuckte nur mit den Schultern. Damit der Ausflug nicht ganz umsonst war, suchten wir, vergeblich nach einem Supermarkt, und gingen dann noch an einen Strand, wo wir eine Portion Churros aßen. Danach machten wir uns wieder auf den Heimweg. Für die 30 km brauchten wir fast eine Stunde, denn der Roller konnte maximal 45 km/h und die Straße wurde von unzähligen Landkrabben überquert, die vom Wald auf dem Weg zum Wasser waren, um ihre Eier abzulegen. Dies ist zwar notwendig für die Krabben, wird aber schnell zu eine sehr lebensgefährliche Angelegenheit… Relativ froh, dass uns nur wenige Krabben vor den Rollen gelaufen waren, kamen wir kurz vor Sonnenuntergang in Playa Girón an und gingen direkt weiter zum Strand, denn die Wolken boten einen spektakulären Sonnenuntergang. Samstag gingen wir ohne Geld zur Tauchschule, in der Hoffnung, dass es eine Möglichkeit gibt das Geld zu überweisen oder ähnliches. Schnell wurde uns klar, dass dies nicht der Fall ist und mussten so unsere Pläne für den Tag ändern. Kurz überlegten wir, ob wir mit unseren deutschen Freunden schon mit nach Viñales weiterfahren sollten aber entschieden uns dann doch lieber noch einen Tag schnorcheln zu gehen. Wir liehen uns Fahrräder und fuhren circa 10 km nach Osten, wo ein Resort direkt am Riff liegt. Auch hier trat das Phänomen von Süß- und Salzwasser Vermischung auf. Diesmal war der Bereich aber größer, denn es gab direkten Zugang zum Meer. Wir schnorchelten lange in der Schlumpfsuppe und beobachteten die vielen bunten Korallen und Fische. Dies brauchte allerdings einiges an Geduld, denn auch wenn das Wasser eigentlich glasklar schien, verwirbelte man es durchs schwimmen so stark, dass man erstmal ein bisschen ruhig treiben musste, bevor man wieder etwas erkennen konnte. Das erschwerte es auch deutlich, wenn man dem Anderen eine besonders schöne Koralle oder Fisch zeigen wollte. Kurz vor dem Sonnenuntergang machten wir uns erschöpft auf den Heimweg und verbrachten den Abend mit dem Känguru. Anfangs hatten wir noch überlegt bis Sonntag in Playa Girón zu bleiben, doch durch die Vorkommnisse mit den Ameisen, langsam ausgehendem Bargeld und dazukommenden Magenbeschwerden haben wir uns entschieden, dass der Ort wohl eher nichts für uns ist. Daher sind wir nun froh, dass wir heute Mittag in Havanna angekommen sind und einen funktionierenden Bankautomat gefunden habe. Von hier aus wollen wir morgen weiter nach Viñales fahren.

Svenja

Sonnenuntergang an der Küste
Unser „Tauchbus“
Unterwasserwelt
Landkrabben auf der Durchreise
Krabbe im Angriffsmodus
Landkrabbe
Süß-salzige Schlumpfsuppe im Zenot

Cabo San Antonio

Die Kuba-Handbücher versprachen neben anderen Dingen verläßlich die Aussicht auf Frischwasser-Duschen (man hat dort einen eigenen Brunnen). Grund genug, diesen abgelegenen, westlichsten Punkt von Kuba nach mehreren durchschwitzten Tagen auf See, aufzusuchen. Ein paar Stunden vor Erreichen der Marina kam dann noch Bastelbedarf an der Steueranlage hinzu. Eine Anmeldung per Funk hatte nicht geklappt, stattdessen antwortete ein anderes Boot mit der Empfehlung: einfach reinfahren, die erwarten Euch dann schon! Ob das auch für Nachts gilt, galt es nun zu testen. Wir fuhren in maximaler Dunkelheit (Minimalmond, fehlende Lichtverschmutzung, aber helle Sterne) unter Groß und wenig Maschine in Richtung Marina. Die Seekarten und Handbücher waren sich uneins, was die Betonnung angeht, also Einsatzzeit für den Bordscheinwerfer auf dem Vordeck. Vermutlich war es dann auch unser Suchscheinwerfer, auf den die Marinabesatzung aufmerksam wurde. Auf einmal konnten wir neben dem Pärchen beleuchtete Ansteuerungstonnen erst ein, dann drei weiße Lichter mit Widerschein auf dem Wasser entdecken. Weil sie sich bewegten, dachten wir erst an kleine Angelboote, dann waren es plötzlich zwei weiße Lichter und eine rote oder grüne Posi, alternativ ein wedelndes weißes Licht und beide Posis, schließlich wurde klar, dass es unser Empfangskomitee auf dem Molenkopf war (die Lichtorgel wurde uns dann auch klar, die rote und grüne Markierung des Molenkopfs wurde durch Einlegen der weißen Lampen erreicht). Neben einer vermutlich schon länger dort liegenden, kleinen Motoryacht waren wir die einzigen Besucher. Und es gab tatsächlicht ausreichend Frischwasser zum Duschen! Der nächste Tag begann wie immer früh, gefolgt von Arbeitsdienst an Winschen und Ruderanlage. Um 14 Uhr machten wir uns dann mit der ganzen Crew auf den Weg zum 4 km entfernten Strand und einer noch gar nicht so alten, aber nicht genutzten Hotelanlage. Außer ein paar wenigen Vögeln, scheint hier auch die Tierwelt Siesta zu halten. Nach Erreichen des Strandes stürzten sich die Ersten in die Fluten und an Land und im Wasser setzte ein eifriges Schwämmesammeln ein. Eine Splittergruppe machte sich noch auf den Weg zum Leuchtturm, während sich nach 16 Uhr die Ersten auf den Rückweg machten. Inzwischen waren auch deutlich mehr Vögel zu sehen, kleine Echsen, verwildete Schweine und eine Katzenfamilie. Der wöchentliche Ausflugsbus aus Havanna (ein oben offener LKW) war in der Zwischenzeit auch zweimal an uns vorbei gefahren. Sonst ist hier aber wohl derzeit wirklich nicht viel los. Zurück in der Marina genossen wir die bereits erwähnte Frischwasserdusche, und auch wenn es nur ein kalter Strahl war, die Bedeutung dieser Dusche für das Wohlbefinden kann gar nicht unterschätzt werden…, das erklärt auch den wiederholten Hinweis :-). Zeit blieb auch noch für die eine oder andere Haar- und Bartkürzung, sowie dringend nötige Handwäsche.
Helene

Von beleuchteten und unbeleuchteten Partywolken

In den letzten Tagen hatten wir ja schon reichlich Gelegenheit, um Partywolken zu beobachten. Aus der Ferne ist die blitzende Discobeleuchtung ja auch ganz nett anzusehen und man ist nur leicht argwöhnisch. Aber immerhin ist durch die Beleuchtung zumindest die Lokalisierung auch bei Nacht relativ einfach. Mit gewittrigen Partywolken verhält es sich allerdings unserer Erfahrung nach wie mit Flachstellen. Wenn sie unbeleuchtet sind, sind sie besonders gefährlich. Gestern Nacht schlich sich ein solches Exemplar still und heimlich während einer sonst sehr flauen Wache an uns heran. Die Wache war schon so gut wie vorbei und ich (Jan-Eike) bin bei nervigem Segelschlagen und einer halben Windstärke nach unten gegangen,  um die aufziehende Wache zu wecken. Als ich in der Mädchenkammer angekommen war, klang das Schiff auf einmal schnell, was mich ein wenig verwunderte. Ich machte mich also schnell auf den Rückweg ins Achtercockpit, wo mir Heyka und Hanna dann auch mittelten, d ass sie den Wind angemacht hätten. Statt 2 bis 3 hatten wir nun 15 Knoten Wind. Außerdem war eine sehr dunkle Wolke über uns und es roch so wie Regen an Land und nach Ozon. Der Geruch ließ vermuten, dass diese Wolke irgendwo weiter oben die Partybeleuchtung eingeschaltet hatte und blitzte. Sie war aber so dunkel, dass wir davon am Boden einfach nichts sehen konnten. Wir verschwendeten aber auch keine Zeit darauf, noch weiter Ausschau nach Blitzen zu halten, sondern machten uns daran, den Klüver zu bergen. Da wir im Dreiwachsystem nur zu dritt in der Wache waren, Hanna und ich kaputte Finger hatten und Hanna am Steuer gerne abgelöst werden wollte, ging ich ans Steuer und Hanna und Heyka machten sich daran, bei viel Wind zu zweit den Klüver I zu bergen. Ja, das ist möglich. Nein, Spaß macht das überhaupt nicht. Ich (Hanna) habe mich daran gemacht, dass Fall zu fieren, während Heyka versuchte, den Klüver an der Luvschot an Deck zu ziehen. Es war relativ schnell offensichtlic h, dass das nicht wirklich funktioniert. Also habe ich die Schot in die eine und das Fall in die andere Hand genommen und mich hinter dem Want verklemmt. Heyka ist nach vorne gegangen, um sich ans Unterliek zu hängen. Irgendwie kam der Klüver dann nach unten, auch wenn ich zwischendurch Zweifel hatte, zum Beispiel als sich das Schothorn im Seezaun verhakte und erst nach mehrfachem Rucken an der Schot dazu zu überreden war, endlich an Deck zu kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, tatsächlich nur wenige Minuten, lag der Klüver an Deck und ich war sehr erleichtert, als ich ein rotes Licht auf mich zukommen sah, das sich als Moritz entpuppte. Auch der Rest der neuen Wache kam zum Glück zügig an Deck und konnte helfen, den Klüver noch an Deck festzuzeisern. Der Haken der Sicherungsgummis hatte sich nämlich diesen ganz wunderbaren Zeitpunkt ausgesucht, um zu beschließen, dass er nicht mehr weiterarbeiten möchte. Sören war inzwischen auch wach geworden und hatte die Güte uns den Vorschlag zu unterbreiten, den Silencer anzubauen, um das Tuffluff zu beruhigen. Ich (Jan-Eike) nahm diesen Vorschlag dankend entgegen und parkte ihn ganz hinten auf meiner Prioritätsliste. Wir wollten dann nämlich doch gerne erst noch reffen, das tat nämlich Not. Immerhin waren wir jetzt genug Leute. Damit es aber trotzdem scheiße wird, wollte die Wolke nochmal das Deck spülen und schmiss größere Mengen Wasser vom Himmel. Die Sicht vom Steuer aus reduzierte sich erheblich und man konnte noch ungefähr bis zum Steuerkompass gucken. Das Reffen hat aber auch ohne Sichtkontakt und mit eingeschränkter Kommunikation irgendwie geklappt. Im Wolkenbruch war mir auch tatsächlich das erste Mal auf dieser Reise kalt. Als dann das Gröbste durch war, konnten wir unter Deck und uns ausziehen und die andere Wache konnte sich trockene Sachen und Ölzeug anzuziehen. Es wurden dann noch Kekse, Chips und heiße und kalte Getränke herausgereicht. Die unter Deck ausgewrungenen nassen Klamotten lagerten wir aufgrund ihrer Vielzahl nicht auf einer Leine, sondern in drei Schüsseln. Da wir keinen anderen seefesten Ort fanden, stauten wir sie Backbord im Salon im Schwalbennest, wo wonst das Gemüse wohnt, aber davon hatten wir eh kaum noch welches. Insgesamt war das doch ein sehr denkwürdiger Wachwechsel und wir würden anregen, Partywolken in Zukunft immer mit beleuchteten Seezeichen auszustatten.
Hanna und Jan-Eike