Neue Etappe, neuer Wind

Seit Samstagabend ist die Crew von Etappe 16 an Bord. Unser Plan für diese Etappe ist es einen Schlag zu den Bahamas zu segeln, wo wir einige Tage bleiben wollen, bevor es weiter nach Bermuda und von da aus dann über den Atlantik geht. Geplant war heute um 8 Uhr ablegebereit zu sein, damit wir trotz Tanken und Ausklarieren nicht zu spät los kommen. Während des Frühstücks klopfte der Hafenmeister bei uns, um uns mitzuteilen, dass gegen Mittag eine Front aus Nordwest durchzieht, die so viel Schwell mit sich bringen kann, dass die enge Hafeneinfahrt dann nicht mehr befahrbar ist und das gegebenenfalls auch für einige Tage so bleibt. Also beeilten wir uns mit dem Frühstück und entschieden das Tanken auf die Bahamas zu verschieben. Auch dem Immigrationofficer sagten wir ganz freundlich, dass wir zügig los müssten. So wurde versucht diesen Prozess kurz zu halten aber den obligatorischen Schiffsbesuch, wo wir  vorzeigemäßig wieder Kaffee und Kekse bereit gestellt hatten, wollten sie dann doch noch machen. Als wir fertig ausklariert hatten und gerade noch Einiges vorbereiteten, kam der Officer dann nochmal zu uns und meinte, dass wir wohl besser JETZT ablegen sollten, denn die in unserer Wetterprognose nicht angezeigte Gewitterfront wäre schon recht nah. Gesagt, getan. Während des Ablegers begann es dann auch schon zu regnen und die Partywolken drehten die Musik auf. Nach und nach zogen wir unser Ölzeug an und wer konnte seine Brille aus. Frei von der Einfahrt setzten wir ein gerefftes Groß und die Fock. In der Zwischenzeit wurde der Regen immer stärker, das Donnern immer lauter und die Sicht immer schlechter. Wir haben uns bei armlänge Abstand angeschrien und trotzdem nicht so richtig verstanden. Bei einem Wind mit bis zu 42 Knoten segelten wir mit 7 Knoten eher seitlich als vorwärts an Kuba vorbei. Irgendwann, als der Regen gerade sogar durch das Ölzeug durch weh tat, schlug ein Blitz circa 100 m neben uns im Wasser ein. Der Donner schepperte so laut, dass sich sowohl die aufgezogene Wache als auch die Freiwache unter Deck erschrocken hatte. Danach beruhigte sich das Gewitter aber auch wieder langsam und wir konnten tatsächlich schemenhaft die Skyline von Havanna sehen. Auch ein Frachter, der 2 Seemeilen entfernt war, konnten wir langsam am Horizont ausmachen. Die Sicht war vorher auf ca. 40 m beschränkt. Mit dem Regen ging allerdings auch der Wind, so dass es keine halbe Stunde dauerte, bis wir gar keinen Wind mehr hatten und sich die Fahrt über Grund auf den Strom beschränkte… Zuerst versuchten wir es noch mit einer größeren Segelfläche, doch als selbst dies nichts brachte, bargen wir Klüver und Fock und aktivierten die Dieselfock. Wir sehnten uns nach dem Wachwechsel, denn so manch ein Ölzeug hat die Dichtigkeitsprobe nicht bestanden und uns wurde langsam kalt. Das Problem war unter anderem auch, dass der Regen über den Kragen in die Jacke gelaufen ist, ein Gesicht sammelt ganz schön viel Wasser. Zum Wachwechsel nutze der Schiffer nochmal die Gelegenheit und grüßte Rasmus, mit der Bitte uns nach diesem Vollgas Start, für die kommenden drei Wochen eine gleichmäßigere Windverteilung zu schicken. Nach einem leckeren Mittagessen von unserer Smutin Malou begaben wir uns erschöpft in unsere Kojen. Als wir abends wieder an Deck kamen, konnten wir feststellen, dass Rasmus tatsächlich unsere Bitte erhört hatte, denn die andere Wache segelte unter Doublehead und machte mit bis zu 12 Knoten sogar ordentlich Fahrt. Windtechnisch also schon mal ein guter Einstieg. Der Abend ging zu Ende und wir mussten feststellen, dass der Kickstart in diese Etappe zwar abenteuerlich war aber auch erfolgreich und ohne unnötigen Stress gemeistert wurde.
Svenja