Landcrew – Teil 4: Playa Girón

Donnerstagmorgen ging es für uns um 7 Uhr weiter in Richtung Westen. Da es so früh noch kein Frühstück im Casa gab, haben wir uns auf der Straße ein Brot gekauft. Es war zwar mehr Luft als Brot war aber für die Uhrzeit besser als gar kein Essen. Wir kamen, obwohl es ziemlich voll war, tatsächlich pünktlich los und haben während der Fahrt die schöne Küstenlandschaft beobachten können. Um kurz nach 10 Uhr erreichten wir unserer Ziel: Playa Girón. In dem Ort gibt es nicht viel außer Strand, einer Tauchschule und unzähligen Casa Particulares. Wir hatten im Vorfeld kein Casa gebucht und so war dies eine Aufgabe die wir angehen wollten, während wir ein richtiges Frühstück an einem kleinen Restaurant verzehren. Schnell wurde unsere Vorfreude gedämpft, denn es war mal wieder, wie sollte es auch anders sein, Stromausfall. Und so wurde aus unserem Kaffee ein Saft und dass wir die Sandwiches auch ungetoastet essen würden hatte die Verkäuferin wohl überhört. So tranken wir also unseren Saft und durchstöberten währenddessen den Reiseführer und das Internet nach einer Unterkunft. Schlussendlich gingen wir einfach los und fragten bei einem nahegelegenen Casa nach. Dies war relativ schnell zielführend und wir waren froh, als der Strom wieder da war und uns vom Vermieter ein Sandwich angeboten wurde.Da die Gegend hier eine einzigartige Unterwasserwelt haben soll, dauerte es nicht lang bis wir unsere Tasche mit Schnorchel und Brille packten und den Weg in Richtung Strand suchten. Abgekommen am Strand wurde es plötzlich ziemlich dunkel hinter uns, Partywolken mit Musik zogen auf. Wir schauten uns kurz nach einem eventuellen Regenschutz um und entschieden noch etwas zu warten, bevor wir ins Wasser gingen. Letztendlich erreichte das Gewitter die Küste nie, sondern blieb über Land hängen. Also gingen wir das Riff erkunden. Es war ziemlich schön aber auch etwas gruselig, da das Riff sehr flach war und in dem Bereich dahinter auch schon direkt das weite karibische Meer begann und es strömte ein bisschen. Daher war die Schnorcheleinheit eher kurz und wir ließen uns umso länger in der Sonne brutzeln. Die Sonne war heute besonders heiß, also dauerte es nicht lange ehe wir unsere Hängematten zwischen Palmen aufbauten. Im Schatten ließ es sich schon viel besser aushalten. Wir legten eine ausgiebige Siesta ein. Als wir wieder wach wurden, begannen sich langsam Wolkentürme am Himmel aufzubauen. Wir beobachten das Schauspiel gebannt in der Hängematte und snackten dabei frisch frittierte Banenenchips. Irgendwann kamen uns die lauten Partywolken doch etwas nahe, daher packten wir zusammen und machten uns auf den Rückweg. Die Cubaner*innen schienen von den dunklen Wolken reichlich unbeeindruckt und badeten fröhlich weiter. Ein Junge freute sich sehr über den auffrischenden Wind und packte seinen Lenkdrachen aus!

*Anmerkung von Frida: Am liebsten hätte ich dem Jungen eine Glühbirne in die Hand gegeben, den praktisch lernt sich Physik doch am besten.*

Tatsächlich sollten die Cubaner*innen mit ihrer Ruhe recht behalten, denn außer ein Wenig Regen passierte Nichts. Es reichte nicht mal, um die heiße Luft etwas abzukühlen… dabei hatten wir uns doch so sehr eine Abkühlung gewünscht! Stattdessen erwarteten uns im Casa unsere neuen Mitbewohner… Ameisen… Sehr große Ameisen! Erst dachten wir sie wohnen unter dem Toilettenspülkasten, doch wie sich aus dem Gespräch mit unseren Vermietern rausstellte, wohnen sie wohl in den Wasserleitungen, denn der Ort hatte letztens 8 Tage lang kein Wasser und da die Ameisen auch Wasser benötigen, gehen sie eben an Orte, wo sie dies finden. Unsere Toilette schien ihnen wohl gut gefallen zu haben, denn trotz einer Reinigungsaktion von unserer Vermieterin, spülten wir in den darauffolgenden Tagen immer mal Ameisen in die Toilette. Als wir dieses Problem genug behandelt hatten, gingen wir abends noch in ein im Reiseführer angepriesenes Restaurant und aßen Languste bzw. Shrimps. Während des Essens konnten wir über dem Meer ganz viele Partywolken beobachten und ein Glühwürmchen, welches vor dem Restaurant rumflog. Freitag standen wir früh auf und fuhren mit der Tauchschule an ein Resort, wo ich meinen ersten Tauchgang und Frida als Fortgeschrittene direkt zwei Tauchgänge absolvierte. Der Reiseführer hatte nicht gelogen, was die Schönheit der Unterwasserwelt betrifft. Wir haben noch nie zuvor so viele Korallen gesehen und auch die Vielzahl der unterschiedlichen Fische war beeindruckend! Uns hat es so gut gefallen, dass wir am nächsten Tag direkt nochmal abtauchen wollten. Dafür brauchten wir allerdings neues Bargeld, denn Kartenzahlung gab es hier nicht. Der nächste Bankautomat war ein Ort weiter (ca. 30 km) und gegen Mittag sollte ein Bus fahren. Da dieser aber aufgrund von Spritmangel nicht fahren konnte, liehen wir uns kurzerhand einen Elektroroller und fuhren selbst nach Playa Larga. Auf halber Strecke machten wir noch einen Badestopp an einem 70 m tiefen Zenot, welches eine Mischung aus Süß- und Salzwasser hat. Dies führt zu einem besonderen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Für uns sorgt das Gemisch dafür, dass das Wasser sobald man sich bewegt trüb wird, denn das Süßwasser lagert sich auf dem Salzwasser im Ruhezustand. Bringt man nun Bewegung ins Wasser, durchmischen sich die beiden Phasen und erinnert einen an Zuckerwasser, dass so viel Zucker beinhaltet, dass er sich gerade noch löst aber die Lösung schon nicht mehr klar ist. Das schwimmen und tauchen in diesem Zenot war auf jeden Fall sehr spannend! Als wir in Playa Larga ankamen mussten wir feststellen, dass der Bankautomat außer Funktion war. Ein Handwerker stand mit einem Stromkabel in der Hand neben dem Gebäude und zuckte nur mit den Schultern. Damit der Ausflug nicht ganz umsonst war, suchten wir, vergeblich nach einem Supermarkt, und gingen dann noch an einen Strand, wo wir eine Portion Churros aßen. Danach machten wir uns wieder auf den Heimweg. Für die 30 km brauchten wir fast eine Stunde, denn der Roller konnte maximal 45 km/h und die Straße wurde von unzähligen Landkrabben überquert, die vom Wald auf dem Weg zum Wasser waren, um ihre Eier abzulegen. Dies ist zwar notwendig für die Krabben, wird aber schnell zu eine sehr lebensgefährliche Angelegenheit… Relativ froh, dass uns nur wenige Krabben vor den Rollen gelaufen waren, kamen wir kurz vor Sonnenuntergang in Playa Girón an und gingen direkt weiter zum Strand, denn die Wolken boten einen spektakulären Sonnenuntergang. Samstag gingen wir ohne Geld zur Tauchschule, in der Hoffnung, dass es eine Möglichkeit gibt das Geld zu überweisen oder ähnliches. Schnell wurde uns klar, dass dies nicht der Fall ist und mussten so unsere Pläne für den Tag ändern. Kurz überlegten wir, ob wir mit unseren deutschen Freunden schon mit nach Viñales weiterfahren sollten aber entschieden uns dann doch lieber noch einen Tag schnorcheln zu gehen. Wir liehen uns Fahrräder und fuhren circa 10 km nach Osten, wo ein Resort direkt am Riff liegt. Auch hier trat das Phänomen von Süß- und Salzwasser Vermischung auf. Diesmal war der Bereich aber größer, denn es gab direkten Zugang zum Meer. Wir schnorchelten lange in der Schlumpfsuppe und beobachteten die vielen bunten Korallen und Fische. Dies brauchte allerdings einiges an Geduld, denn auch wenn das Wasser eigentlich glasklar schien, verwirbelte man es durchs schwimmen so stark, dass man erstmal ein bisschen ruhig treiben musste, bevor man wieder etwas erkennen konnte. Das erschwerte es auch deutlich, wenn man dem Anderen eine besonders schöne Koralle oder Fisch zeigen wollte. Kurz vor dem Sonnenuntergang machten wir uns erschöpft auf den Heimweg und verbrachten den Abend mit dem Känguru. Anfangs hatten wir noch überlegt bis Sonntag in Playa Girón zu bleiben, doch durch die Vorkommnisse mit den Ameisen, langsam ausgehendem Bargeld und dazukommenden Magenbeschwerden haben wir uns entschieden, dass der Ort wohl eher nichts für uns ist. Daher sind wir nun froh, dass wir heute Mittag in Havanna angekommen sind und einen funktionierenden Bankautomat gefunden habe. Von hier aus wollen wir morgen weiter nach Viñales fahren.

Svenja

Sonnenuntergang an der Küste
Unser „Tauchbus“
Unterwasserwelt
Landkrabben auf der Durchreise
Krabbe im Angriffsmodus
Landkrabbe
Süß-salzige Schlumpfsuppe im Zenot