Von beleuchteten und unbeleuchteten Partywolken

In den letzten Tagen hatten wir ja schon reichlich Gelegenheit, um Partywolken zu beobachten. Aus der Ferne ist die blitzende Discobeleuchtung ja auch ganz nett anzusehen und man ist nur leicht argwöhnisch. Aber immerhin ist durch die Beleuchtung zumindest die Lokalisierung auch bei Nacht relativ einfach. Mit gewittrigen Partywolken verhält es sich allerdings unserer Erfahrung nach wie mit Flachstellen. Wenn sie unbeleuchtet sind, sind sie besonders gefährlich. Gestern Nacht schlich sich ein solches Exemplar still und heimlich während einer sonst sehr flauen Wache an uns heran. Die Wache war schon so gut wie vorbei und ich (Jan-Eike) bin bei nervigem Segelschlagen und einer halben Windstärke nach unten gegangen,  um die aufziehende Wache zu wecken. Als ich in der Mädchenkammer angekommen war, klang das Schiff auf einmal schnell, was mich ein wenig verwunderte. Ich machte mich also schnell auf den Rückweg ins Achtercockpit, wo mir Heyka und Hanna dann auch mittelten, d ass sie den Wind angemacht hätten. Statt 2 bis 3 hatten wir nun 15 Knoten Wind. Außerdem war eine sehr dunkle Wolke über uns und es roch so wie Regen an Land und nach Ozon. Der Geruch ließ vermuten, dass diese Wolke irgendwo weiter oben die Partybeleuchtung eingeschaltet hatte und blitzte. Sie war aber so dunkel, dass wir davon am Boden einfach nichts sehen konnten. Wir verschwendeten aber auch keine Zeit darauf, noch weiter Ausschau nach Blitzen zu halten, sondern machten uns daran, den Klüver zu bergen. Da wir im Dreiwachsystem nur zu dritt in der Wache waren, Hanna und ich kaputte Finger hatten und Hanna am Steuer gerne abgelöst werden wollte, ging ich ans Steuer und Hanna und Heyka machten sich daran, bei viel Wind zu zweit den Klüver I zu bergen. Ja, das ist möglich. Nein, Spaß macht das überhaupt nicht. Ich (Hanna) habe mich daran gemacht, dass Fall zu fieren, während Heyka versuchte, den Klüver an der Luvschot an Deck zu ziehen. Es war relativ schnell offensichtlic h, dass das nicht wirklich funktioniert. Also habe ich die Schot in die eine und das Fall in die andere Hand genommen und mich hinter dem Want verklemmt. Heyka ist nach vorne gegangen, um sich ans Unterliek zu hängen. Irgendwie kam der Klüver dann nach unten, auch wenn ich zwischendurch Zweifel hatte, zum Beispiel als sich das Schothorn im Seezaun verhakte und erst nach mehrfachem Rucken an der Schot dazu zu überreden war, endlich an Deck zu kommen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, tatsächlich nur wenige Minuten, lag der Klüver an Deck und ich war sehr erleichtert, als ich ein rotes Licht auf mich zukommen sah, das sich als Moritz entpuppte. Auch der Rest der neuen Wache kam zum Glück zügig an Deck und konnte helfen, den Klüver noch an Deck festzuzeisern. Der Haken der Sicherungsgummis hatte sich nämlich diesen ganz wunderbaren Zeitpunkt ausgesucht, um zu beschließen, dass er nicht mehr weiterarbeiten möchte. Sören war inzwischen auch wach geworden und hatte die Güte uns den Vorschlag zu unterbreiten, den Silencer anzubauen, um das Tuffluff zu beruhigen. Ich (Jan-Eike) nahm diesen Vorschlag dankend entgegen und parkte ihn ganz hinten auf meiner Prioritätsliste. Wir wollten dann nämlich doch gerne erst noch reffen, das tat nämlich Not. Immerhin waren wir jetzt genug Leute. Damit es aber trotzdem scheiße wird, wollte die Wolke nochmal das Deck spülen und schmiss größere Mengen Wasser vom Himmel. Die Sicht vom Steuer aus reduzierte sich erheblich und man konnte noch ungefähr bis zum Steuerkompass gucken. Das Reffen hat aber auch ohne Sichtkontakt und mit eingeschränkter Kommunikation irgendwie geklappt. Im Wolkenbruch war mir auch tatsächlich das erste Mal auf dieser Reise kalt. Als dann das Gröbste durch war, konnten wir unter Deck und uns ausziehen und die andere Wache konnte sich trockene Sachen und Ölzeug anzuziehen. Es wurden dann noch Kekse, Chips und heiße und kalte Getränke herausgereicht. Die unter Deck ausgewrungenen nassen Klamotten lagerten wir aufgrund ihrer Vielzahl nicht auf einer Leine, sondern in drei Schüsseln. Da wir keinen anderen seefesten Ort fanden, stauten wir sie Backbord im Salon im Schwalbennest, wo wonst das Gemüse wohnt, aber davon hatten wir eh kaum noch welches. Insgesamt war das doch ein sehr denkwürdiger Wachwechsel und wir würden anregen, Partywolken in Zukunft immer mit beleuchteten Seezeichen auszustatten.
Hanna und Jan-Eike