Entspannt über den NOK

Am Freitag ging es für uns über den Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Kiel, damit wir pünktlich am Samstag bei der Welcome Back Party sein konnten. Da wir schon am Vorabend über die Schleuse auf den Kanal gekommen sind, war die Stimmung sehr entspannt. Positiv dazu beigetragen hat auch das Wetter- dieses war traumhaft sonnig und warm.

Nachdem um kurz vor 10:00 Uhr die Motorfock angeschmissen wurde und wir vom Steg abgelegt hatten, ging es auf direktem Weg nach Kiel. Da keinerlei Manöver in Sicht waren, wurden wir immer zu zweit in einer Wache eingeteilt, eine Person zum Steuern, die andere zur Bespaßung. 

Der Tag wurde außerdem genutzt, um schon ein wenig Klarschiff zu machen. Aufgrund der verspäteten Losfahrt aus Camaret-sur-Mer und das Ausbleiben des Windes gab es nämlich keinen vollen Hafentag, um dieses vor der Wiederankunft zu erledigen. Die Bodenbretter reinigen, ersten Bilgen und Oberflächen wischen sowie die Pantry abzuarbeiten ging aber auch bei einer solch entspannten Bummelfahrt ganz gut und beugte der Langweile vor. Wer schon damit fertig war oder noch nicht anpacken konnte zeigte sich meist als Sonnenanbeter über Deck. 

Es folgten einige Stunden der tiefsten Entspannung und Überholmanöver anderer Boote und Schiffe auf dem NOK. Als kleiner Affenfelsen fällt man mit dem Peter schon auf, denn anders als bei anderen Yachten grüßen nicht nur zwei bis vier Leute zurück, sondern meist mindestens sechs bis acht Personen. Zwischendurch ergab sich für mich auch noch mal die Möglichkeit in den Mast gezogen zu werden um zum einen etwas zu kontrollieren als auch die Aussicht zu genießen. So hatte ich eine optimale Aussicht auf den NOK und konnte den Kapitänen der Containerschiffe auf Augenhöhe grüßen, ebenso staunten Passanten von der Schwebefähre nicht schlecht, als sie mich oberhalb der Fähre im Mast entdeckten. Nach dem Höhenausflug machten wir (Malou, Frida und ich) es uns auf dem Vorschiffsdeck bequem und genossen den Sonnenschein, die schleswig-holsteinische Umgebung sowie das Vogelgezwitscher mit einem kleinen Picknick. 

Doch nicht nur fremde Leute sah man, nein auch uns bekannte Gesichter ließen sich über die Stunden hinweg am Ufer blicken, die sich vorher mit betreffenden Crewmitgliedern verabredeten so dass diese dann über Deck Ausschau hielten. Insbesondere in Richtung Kiel häuften sich diese Begegnungen. Doch es gab auch einen Überraschungsgast. Wir stellten nämlich fest, dass uns ein Radfahrer am Ufer doch recht bekannt vorkommt und nach kurzer Zeit waren wir uns sicher, dass es sich hierbei um Ivo handeln muss. Wir riefen ihm zu und er rief zurück bis dann der Radweg ein Ende hatte und er wieder verschwand. 

Diese Begegnungen erfreuten uns alle sehr und ließen die baldige Ankunft noch realer machen.

So befanden wir uns auch schon ganz bald vor der Schleuse bei Kiel. Dort hieß es dann AIS ausschalten und nach dem Passieren in Richtung Hafen zu tuckern, um die Nacht von Freitag auf Samstag noch etwas außerhalb zu verbringen, um am nächsten Tag ausgeschlafen Richtung Heimathafen zu kommen.

Jule 

Wo ist denn nun wieder dieser Wind?

Nachdem uns so langsam der Wind verließ, entschieden wir uns einen Zwischenhalt ist Ostende einzulegen, um dort auf den angekündigten Wind zu warten.
Gesagt getan liefen wir am Sonntag morgen gegen 07.30 Uhr in den Hafen von Ostende in Belgien ein. Ein paar Morgenschläfchen und Duschen später ging es für einen Teil los, um die im selben Hafen liegende Mercator (1932 gebautes Segelschulschiff der belgischen Handelsflotte) zu erkundschaften. Während der Reise hat sich in Kiel nämlich eine Kommission „Zukunft Seeschiff“ gebildet, nun war es für uns an der Zeit auch ein paar Inspirationen dafür zu sammeln. Natürlich sind wir ganz minimalistisch an diese selbstgestellte Aufgabe gegangen und so haben wir nun einen groben Plan was wir so gerne hätten. Und wie man an der Mercator sieht, ist es offensichtlich möglich diese Dinge auf einem Segelboot zu haben (duhhh). Da wären unter anderem ein offener Kamin, ein Behandlunszimmer mit Röntgenanlage für den Bordarzt, Badewannen und breite, hochgebaute Schlafzimmer mit Holzleitern zum einfachen ein- und aussteigen in die Koje.
Gut- vielleicht hat so ein Boot mit einer Länge von 78,40 m auch ein bisschen mehr Kapazitäten solche Dinge zu berücksichtigen aber man darf ja wohl mal träumen dürfen… Im Gegensatz zu den Belgiern haben wir j auch nicht vor, Schätze aus anderen Ländern zu entwenden. Jaja, die Kolonialzeit war so eine Sache…

Weiter ging es danach in die Innenstadt von Ostende. Hier galt es lokale (Kleidungs)Geschäfte auszuchecken und ein bisschen durch die Straßen bis hin zum fast schon endlosen Strand zu laufen. Dazwischen gab es auch wieder ein paar Silbermöwen, die mit ihrem teilweise sehr dreisten Verhalten versucht haben Passanten ihr Essen wegzuschnappen- da fühlt man sich doch schon wieder recht heimisch.
Vor der Ankunft beim Strand war uns bekannt, dass der Strand von Ostende wohl sehr beliebt bei den Belgiern ist und dementsprechend ein häufiges Ausflugsziel am Wochenende ist. Dass er SO voll war hätten wir aber nicht gedacht. Es ist aber auch sehr berechtigt, der Strand ist gut erreichbar und auch sehr schön- was will man Meer?
Am späten Nachmittag ging es für uns dann wieder in Richtung Boot zurück, für Malou und Bene ging es dann aber noch mal zur Stadt Brügge, welche mit der Bahn sehr gut erreichbar war.
Somit ging für uns noch mal ein schöner Stadttag zu Ende, wegen der Reparatur und damit einhergehenden Verzögerung konnten wir auf dieser Strecke nämlich leider nicht so viele Zwischenhalte machen, wie wir uns eigentlich vorgestellt hatten.

Ausgeschlafen ging es dann am Montagmorgen wieder über die Schleuse aufs offene Wasser hinaus in Richtung Helgoland.

Jule

Die Mercator
Eine Statue der Osterinsel auf der Mercator
Eine schön große Pantry
Sonnenuntergang am Strand von Ostende

Erstmal nicht viel neues…

…aber dafür ein paar hinzugefügte Bilder bei einigen Beiträgen von Etappe 17a und 17b.

Wir sind heute morgen in einem belgischen Hafen in Oostende eingelaufen und verbringen hier nun eine Nacht um auf etwas Wind zu warten, der wohl morgen da sein soll.

Ein Beitrag dazu wird wohl noch mal folgen :).

Jule

Sonnenuntergang am Strand von Oostende

Viel Spi(el) und Spaß an Bord!

Das Segelwetter ist zwar nicht ganz so optimal (die Sonne scheint zwar viel aber dafür mangelt es leider öfters am Wind), die Motivation der Schiffsführung und Crew ist dafür umso größer. So wird andauernd etwas an der Besegelung verändert, um den maximalen Speed herauszuholen, beziehungsweise wird es zumindest versucht.
Es werden verschiedene Spisegel ausgepackt und damit auch verschiedenste Manöver, um den Spis einen langen Auftritt zu gewähren. So haben wir schon einige Spihalsen in verschiedenen Variationen gemacht und auch ein Spi in Spiwechsel war dabei.
Außerdem hat die G1 viele Auftritte, die mal kürzer und mal länger dauern und ebenso wie das Großsegel öfters hoch- und wieder heruntergezogen wird.
Optimal also für alle, denen sehr aktive Wachen gefallen. Die Motorfock mussten wir jedoch auch leider ab und anschmeißen, da Gegenströmungen und fehlende Winde uns nicht positiv in die Karten spielten.
Der reparierte Motor und das wieder neu vernähte Schothorn machen das alles aber ohne zu klagen mit, das freut uns sehr.

So vergingen die (Nacht)Wachen wie im Flug und man war schneller wieder unter Deck als man gucken konnte.
Neben den aufregenden Manövern gab es auch einige sehr aufregende Momente:
Es besuchen uns immer noch ab und an Delfinschulen, wir hatten einen Nachmittag ordentlichen Nebel UND wir haben in der letzten Nacht den Nullmeridian überschritten. Auf diesen Moment haben wir gebürtig mit Zitronenlimonade angestoßen und uns gefreut wie ein Keks.

Ansonsten befinden wir uns wieder in Küstennähe und haben damit wieder Empfang, das heißt es kommen regelmäßiger Blogbeiträge und Bilder vom Leben an Bord :).

Position: 50°48,34’N 001°31,18’E
Anzahl Manöver in der letzten Nachtwache: 7
gewechselte Unterhosen: 8
Leute mit Sonnenbrand: 2

Jule

Spiegelglatte See mit wunderschönen Himmel
Nebelige Aussicht aus der Mädchenkammer
Motoren macht sooooo viel Spaß…
Der Himmel in all seinen schönen Farben
Supi und Sonnenschein- was will man mehr.

Auf zu neuen Ufern oder Camaret-sur-Mer statt Brest

Seit gestern Abend wurden wir von den Norwegern abgeschleppt. Mit stetigen 3,5 Knoten ging es dann in Richtung europäisches Festland. Die Stimmung an Bord war sehr entspannt- viel mehr als den Kurs zu halten um dem anderen Boot den Abschleppvorgang zu erleichtern war nicht gefordert. Bis dann die Geschwindigkeit irgendwie deutlich langsamer wurde als gewohnt. Kurze Zeit später meldete sich das andere Boot mit Problemen. Sie vermuteten, dass sich Seegras im Motor verfangen hatte. Keine zehn Minuten später hangelte sich Michael zielstrebig an der Schleppleine zum anderen Boot um unter unter der Wasserlinie zu gucken was Phase ist. Tatsächlich hatte sich da etwas Begrünung am Propeller niedergelassen, sodass er noch ein paar mal hinuntertauchte, um die Dekoration zu entfernen.
Nachdem er wieder an Deck war und das andere Boot wieder klar zum Motoren war ging es im gewohnten Tempo weiter.
So verlief der restliche Tag recht schnell. Unter Deck wurde von den Abreisenden schon mal etwas klarschiff gemacht, denn aufgrund des verkürzten Aufenthalts an Land konnte kein gemeinsamer Aufräumtag stattfinden und es wurde mal wieder Land gesichtet.
Die Zeit wurde außerdem dafür genutzt zwei Kuchen zu backen, denn wir wollten uns natürlich bei den Norwegern bedanken. Außerdem wurde endlich mal das auf den Azoren ersteigerte Bingospiel getestet.
Zwischenzeitlich wurde debattiert, ob wir denn nun noch weiter nach Brest wollen oder ob wir dann doch in Camaret-sur-Mer bleiben. Aufgrund dessen, dass unser Motor funktionsunfähig war und immer noch kein Wind in Aussicht stand entschieden wir uns gegen Brest.
Gegen 22:30 Ortszeit liefen wir in die Hafeneinfahrt ein. Die letzten Meter wurden wir dann noch von den Norwegern mit dem Dinghy hineingezogen bis wir dann ganz entspannt mit einer angenehmen Restgeschwindigkeit im Hafen anlegen konnten.
Da es nach dem Anlegen und deck klarieren erst 21:00 Uhr Bordzeit (wir haben uns gegen das anpassen der Zeit auf See entschieden) war, wurde die Koje nicht als primäres Ziel erkoren sondern das Bedanken bei unseren Abschleppern. Keine zehn Minuten später standen wir mit Kuchen, Bier und Softgetränken vor ihrem Boot und tauschten uns ein wenig aus. Da es sich um eine Familie handelte und es auch für sie ein langer Tag war, ging es für sie in Richtung Koje. Daher vertagten wir weitere Plauschereien auf den nächsten Tag und machten uns mit Kuchen in Richtung Promenade auf, um zu schauen, ob da noch eine Bar offen hat. Tatsächlich konnten wir noch eine geöffnete Bar entdecken und so ging der Abend mit Bier und Cidre entspannt zu Ende.

Jule

Spiegelglatte See rundum
Michael auf dem Weg in Richtung Propeller
Die letzten Meter vor dem Hafen
Der erste Tag in Camaret-sur-Mar und letzte Abend von Etappe 17b

Was ein waltastischer Tag!

Nachtrag zu gestern: Tatsächlich ist abends noch etwas passiert. Keine 30 Minuten nachdem der Blogbeitrag abgesendet wurde packte Michael und mich der Repariergeist und wir widmeten uns dem Großsegel, denn aktuell können wir nur mit gerefftem Groß segeln. Geht zwar auch aber mit ganzem Groß ist es natürlich angenehmer. Um einige Regattafans an Bord zu zitieren: „Wer refft verliert! „. Während der Reparatur landete auf unserem Peter mal wieder ein Vogel. Nach Spatzen, Schwalben, Krähen und Tölpel diesmal eine Ringeltaube. Wie es sich für einen Vogel gehört- natürlich auf dem Baum. Same same but different. Dass sich so ein Segelbaum nicht so gut eignet wurde uns (und dann auch schließlich der Taube) klar und so einigten wir uns mit ihr einstimmig auf den Platz unter dem Baum, wo sie dann auch erstmal blieb um uns interessiert zuzugucken. Aufgrund der mit der Nacht einherkommenden hohen Luftfeuchtigkeit verschoben wir das weitere Werkeln am Großsegel auf den nächsten Tag.
Gesagt getan fingen wir um kurz nach 7 Uhr wieder an, an unserem Bastelprojekt zu Arbeiten. Es wurden verschiedenste Möglichkeiten auspropiert- ein paar gute Ideen waren dabei, andere wurden wieder verworfen. Die gute Nachricht ist: Michael und ich glauben nun zu wissen wie man das Großsegel effektiv reparieren kann, die schlechte Nachricht ist: wir haben keine Bordmittel mehr um dies umzusetzten. Also werden wir nun erstmal weiter im gerefften Groß weitersegeln. Schade, dass es noch keinen Express Lieferservice auf dem Atlantik gibt… Immerhin wurde, während wir am Großsegel gearbeitet haben, noch etwas Wind gefunden. So konnte die Dieselfock eingestellt und die G1 in Betrieb genommen werden. Ebenso erfreulich war der Fund des doch so sehr vermissten Schokomüslis. „Leider“ konnten dieses noch nicht gegessen werden, denn die zu diesem Zeitpunkt abtretende Smutin Malou verwöhnte uns noch einmal mit leckeren Pancakes.
Zum Nachmittag ergab sich mit dem schönen Wetter mal wieder eine entspannte Stimmung und ein sehr entspanntes Segeln. Doch plötzlich kam wieder Leben ins Boot. Nachdem ein deutliches Blasgeräusch hörbar war und kurz danach der obligatirische „Wal in Sicht“ Ruf kam, versammelte sich fast die ganze Crew über Deck um Ausschau zu halten. Leider waren die Zwergwale (trotz des Namens nicht so klein) ziemlich weit weg und schnell wieder abgetaucht, so dass nicht jeder einen Blick auf diese wunderbaren Meeressäuger werfen konnten. Doch das sollten nicht die letzten Walsichtungen des Abends gewesen sein und so wiederholte sich die beschriebene Situation mehrmals. Einige dachten wohl, dass wir sie veräppeln aber als es dann hieß „Wal DIREKT voraus“ gab es keinen Zweifel mehr. Der erste Wal ließ sich zwei bis drei Schiffslängen voraus blicken und dann, als sich alle Interessierten über Deck befanden, tauchte ein weiterer Wal keine zehn Meter entfernt auf der Steuerbordseite a uf. Wir sind, auch wenn sich solche Anblicke in den letzten Tagen und Wochen gehäuft hatten, tief beeindruckt und erfreut über diesen Anblick und können unser Glück kaum fassen.
Nun geht es- leider wieder unter der Dieselfock- weiter in Richtung Brest.
Gerade wollte ich den Blog hochladen, da wurde dieses Vorhaben von einem weiteren Walalarm und keine fünf Minuten später von einem Delfinalarm unterbrochen. Da bleibt mir nur zu schreiben: Was ein waltastischer Tag!
Jule
Kurzzusammenfassung: Position: 47°41,43N 009°06,17W Kaputtgegangene Nadeln: 5 Wortspiele zum Thema Wal: 3 Gehäkelte und gestrickte Maschen: 159
Die Taube genießt die schöne Aussicht.
Vorbereitung zur weiteren Bearbeitung des Schothorns
Weitere Vorbereitungen, nun im Tageslicht.

Zwischen Regenbögen und Babydelfinen

Es ist wieder soweit, die Tage auf dem Peter verschmelzen ineinander und man weiß gar nicht mehr so genau welcher Wochentag oder Seetag es ist, von Kalendertagen ganz zu schweigen. Mitten auf dem Atlantik ist das aber auch nicht so relevant, denn man hat sich, das Wasser und das Boot. Also stellt man sich die wirklich relevanten Fragen, die man so an Bord hat. Diese wären: – In wie vielen Tagen kommt man circa in Brest an? – Kann man etwas an der Besegelung optimieren? – Wer ist denn jetzt schon wieder auf der Toilette, wo ich doch gerade auch gehen müsste? – Wo zum Geier ist dieses verflixte Schokomüsli?
Insbesondere die letzte Frage beschäftigen Teile der Crew ganz besonders, denn nicht jede*r segelt bis nach Kiel zurück und könnte sich über den Fund des Müslis beim Putztag erfreuen. So wurden heute schon mal drei mögliche Lagerorte bisher erfolgslos anvisiert, wovon einer aber aufgrund des Segelns auf dem Backbordbug doch noch vertagt wurde… Sollten sich diesbezügliche Neuigkeiten entwickeln, werden wir keine Kosten und Mühen scheuen davon zu berichten.
Ansonsten ist das Segeln mal wieder ganz schön. Der Wind spielt mit, ebenso das restliche Wetter, denn bis auf kleine Nieselregenphasen ist es doch recht sonnig. Außerdem bekommen wir immernoch regelmäßig Besuch verschiedener Delfinschulen. So ergab sich für uns in der Frühwache ein, unserer Meinung nach, sehr besonderer und schöner Anblick. Es erschien ein Regenbogen und dazu eine Delfinschule mit einigen Jungtieren, die kaum größer als ein kniehoher Segelstiefel waren. Wir hatten vorher schon viele Schulen gesehen, eine mit Delfinbabys war- zumindest für mich- noch neu. Genau so kitschig wie sich das eben beschriebene anhörte, hörte sich wohl auch das Gequietsche von Malou und mir an, sodass die anderen Wachführer so gar nicht überrascht waren als wir davon berichteten.
Natürlich ist auch das baldige Eintreffen auf Europas Festland ein großes Thema. Die Tage, die uns auf dem Atlantik überbleiben sind mittlerweile an einer Hand abzählbar und so genießen wir die letzten Tage und schätzen genau diese Momente noch mal Wert, die eben sonst nicht so allgegenwärtig sind.
Jule
Position: 46°04,27N 014°45,31W Heute kaputtgegangene Gegenstände: 2 Heute reparierte Gegenstände an Bord: 1 Reparierbare Gegenstände an Bord: deutlich mehr als 1. Luftlinie nach Kiel: knapp 1080 sm

Spi, Sonnenschein und Schokodrops

Das Segeln macht mal wieder ordentlich Laune! In der Hundewache von 24:00 bis 04:00 Uhr waren wir trotz kleiner Besegelung bestehend aus Fock sowie erstem und später, nach einer größeren Wolke die einen kleinen Schauer und viel Wind mitgebracht hatte, im zweitem Reff mit über elf Knoten unterwegs. Die Kunst bestand darin einen kleinen Abstecher ins Luv-Land zu machen und dann eine Welle optimal herunterzusegeln. Dementsprechend war der Platz hinter dem Steuer heiß umkämpft. Unser Wachführer Jeike musste sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, um von den insgesamt vier Stunden Wache auch noch 30 Minuten steuern zu können. Zu der nächsten Wache gab es zusätzlich zur Fock einen Klüver 2. Das Steuern mit double-head machte dann auch gleich double-Spaß. Die Geschwindigkeit war immernoch stetig über zehn Knoten und Jeike schaffte es sogar die zwölf Knoten zu knacken. Dieses Mal wurde aber penibel darauf geachtet, dass jeder exakt die gleiche Steuerzeit abbekommt, denn der Steuerneid ist bei solchen Witterungen mindestens genauso real wie der Futterneid bei den Snacks an Bord. Unter Deck war währenddessen immer noch die Fähigkeit gefragt, sich wie ein Affe von A nach B zu hangeln. Gelang das nicht, befand man sich auf direktem und meist eher unfreiwilligen Kuschelkurs mit der Back, anderen Crewmitgliedern oder sonstigen, fest verbauten und dementsprechend nicht sehr weichen, Objekten.
Über die Wache hinweg fing das Boot an immer lauter und lauter nach dem Spi zu rufen und als der Wind dann aus der richtigen Richtung kam hieß es endlich: klarmachen zum Spi setzen! Nicht nur der Peter war heiß darauf einen Spi verpasst zu bekommen, auch die Crew war äußerst motiviert diesen zu setzten. Gesagt getan segelten wir kurze Zeit später unter Spi weiter in Richtung der Azoren.
Die Nachmittags(frei)wache war dank des Sonnenscheins und Spikurs sehr angenehm. So wurde fröhlich vor sich her existiert, Mails an die Daheimgebliebenen und Zurückgereisten geschrieben und die Snacks an Bord attackiert. Hoch im Rennen war der 2kg Zartbitterschokoladendropbeutel aus der Backzutatenabteilung, ein meiner Meinung nach sehr lukrativer Fund auf dem letzten Proviantierungsmarathon, denn mit dem Preis von umgerechnet 2€ pro 100 Gramm war das wesentlich günstiger als die 80 Gramm Tafeln für knapp 6€… Zugegeben: die Blicke der Crew waren etwas skeptisch als ich den Fund stolz präsentierte aber mittlerweile freuen sich viele, wenn jemand die doch recht große Tüte aus dem Schrank auf die Back packt.
Nach dem Abendessen ging es für den Spi (leider) wieder unter Deck und für den Klüver 1 über Deck. Nun segeln wir mit in der Welle schlagenden Segeln und konstanten 4-6 Knoten in die Nacht hinein und freuen uns schon auf unsere Koje.
Jule
Position: 35°52,29’N, 037°24,51’W
Etmal: 186 sm
Blaue Flecken (meist unerklärlicher Herkunft): unzählige
Gesichtete Delfinschulen: 5
Auf dem Wachführerzettel abgehakte Manöver: 1
Tage in Folge an denen keine Nudeln gegessen wurden: 0
Tage in Folge an denen Nudeln gegessen wurden: gefühlte 5
Durchschnittlich pro Minute weggeatmete Schokodrops: mehr als uns gut tut
 
 
Spi und Delfine
Schöne Abendsonne auf dem Atlantik

Sind wir auf dem Atlantik oder auf einem Berg?

Mit dem Wechsel auf den anderen Bug kam gestern auch ein Wechsel des Windkurses. In den Abendstunden wurde wieder am Wind gesegelt, was die Lage an Bord wieder wesentlich schräger machte. Während ein Teil den neuen Bug ersehnte, vertäufelte der andere Teil diesen, denn das Hinein- und Herausklettern bei doller Lage erweist sich jedesmal, insbesondere bei den oberen Kojen, als Herausforderung.
Dank des Drei-Wach-Systems konnte man mengenmäßig mehr Schlaf abbekommen. Theoretisch. Mit der Nacht kam nämlich leider auch langsam die befürchtete Flaute und damit schlagende Segel. Die Wache vor uns (24 Uhr bis 4 Uhr) hatte noch etwas Glück und bekam hier und da noch eine kleine Menge Wind ab, unsere Wache hingegen ging leer aus und so beschlossen wir das Vorsegel herunterzunehmen. Beim Bergen des Segels bekamen wir immerhin noch Besuch von Delfinen, die uns eine kleine Springshow bieten konnten. Um den Schlaf der Anderen nicht auch noch durch den Motor zu stören saßen wir die Flaute aus und beobachteten dabei ein paar Thunfische, die aus dem Wasser sprangen und wieder hineinflatschten sowie einen Tanker, welcher doch recht nah an uns vorbeifuhr. Der ursprüngliche Plan, den Motor zum Frühstück einzuschalten, wurde glücklicherweise durch das wiederfinden des Windes zerkreuzt. So wurde zum Ende der Wache noch die G1 hochgezogen und wieder mit Schräglage in die Koje geklettert.
Der Wind hielt leider nicht bis zu unserer Nachmittagswache. Die vorherige Strategie der anderen Wache mit Segeln nach Lee zu trimmen und damit doch noch den ein oder anderen Knoten herauszubekommen erwies sich als nicht zielführend und so wurde die G1 zu Beginn unserer Wache wieder geborgen und die Dieselfock angeschmissen. Mit Sonnenschein, Musik und einer frisch aufgesetzten Kanne Kaffee ließ sich das aber doch recht gut aushalten und so saßen wir die Flaute aus und genossen die, mit der Dieselfock einhergehenden, ruhige Nachmittagswache.
Wie es nicht anders sein konnte wurde zu Beginn der neuen aufziehenden Wache wieder die G1 gesetzt und der Wind gefunden. Mittlerweile zurück auf dem Backbordbug, irgendwann wurde nämlich noch mal das Bug gewechselt aber durch das ausbleiben des Windes konnte man das nicht spüren. Außerdem immernoch am Wind, das heißt es werden wieder die Kletterfähigkeiten der Crewmitgliedern gefordert.
Unter Deck beschäftigte ich mich derweil mit der Suche nach einer Kerze in der Bootsmannlast („Guck da mal, es müsste da eigentlich irgendwo noch eine sein“), denn wir wollten die von Hanna verfasste Flaschenpost versiegeln und über Bord schmeißen. Gerade als mich die Motivation verlassen und ich doch noch für Locktidee, Sekundenkleber oder andere Klebstoffe plädieren wollte fand ich die gesuchte Kerze und so machten Hanna und ich uns daran, den Korken zu versiegeln. Mal schauen ob bzw. wann wir eine Antwort erhalten aber wir sind guter Dinge.
Nun geht es segelnd in die Nacht hinein, gestärkt mit einem leckeren Tomatenrisotto und, dank der herrschenden Schräglage, fliegende Trinkflaschen und Plastikbecher.
Jule
Position: 35°56,41’N 048°12,81’W
Rasierte Bärte: 1
gesehene Schiffe/Boote: 2
springende Thunfische: 3
Motto des Tages: „Das nächste Mal gehe ich in die Berge, da muss ich nicht so viel klettern!“