Ankunft auf den Bahamas

Die Nacht von Sonntag auf Montag verlief nach dem holprigen Start sehr entspannt und wir fuhren bei konstantem Wind mit bis zu 12 Knoten durch die Nacht. Zum Wachwechsel um 3 Uhr trafen sich alle, inklusive Schiffer und Smutin, im Achtercockpit, um ein Geburtstagsständchen für Hanna zu singen. Nach einem erfolglosen Versuch den Kuchen mit angezündeten Kerzen ins Cockpit zu reichen, wurde der Kuchen und das Geschenk einfach unter Gesang noch weiterer Geburstagslieder übergeben. Danach ging es für die abziehende Wache ins Bett und für uns in die relativ kühle Nacht mit einem Stück Schokokuchen. Zum Sonnenaufgang hatten wir bereits die Hälfte der Strecke zu den Bahamas zurückgelegt und freuten uns schon, dass wir abends irgendwann ankommen werden.
Rasmus hatte aber leider andere Pläne für uns… Mit dem Wachwechsel zum Mittag schlief der Wind komplett ein, so dass wir für einige Stunden eigentlich nur noch durch den Golfstrom (trotzdem 3 Knoten!) vorwärts kamen. Zum Sonnenuntergang war Bimini Island quer ab und wir hatten noch knapp 50 nm bis zu unserem nächsten Ziel: Freeport auf Grand Bahama. Nachdem die Sonne weg war, wurde es trotzdem nicht ganz dunkel, da die Lichter Miamis den Horizont in der Ferne zum schimmern brachten. Irgendwann sahen wir am Himmel immer wieder aufsteigende, flackernde Lichter. Das Erste stieg immer weiter hoch und es folgten einige Weitere, die nach kurzem steigen erloschen oder wieder absanken. Nach einigen Überlegungen wurden wir uns einig, dass es sich dabei um Raketen handeln muss. In Florida gibt es schließlich einige Raketenstartplätze.
Als es irgendwann in kurzen Klamotten zu kalt wurde, entschied ich mich in die Koje zu begeben und eine gute Portion Schlaf zu bekommen (das Privileg des Smuts muss man ja ausnutzen). Gegen 3 Uhr wurde ich wach, da der Klüver geborgen und das Groß gerefft wurde. Darauf folgten einige Wenden. Unter Deck fühlte es sich so an, als würden wir kaum noch fahren. Und so war es auch. Wir waren in Freeport angekommen aber haben keine Antwort vom Hafen erhalten, ob wir schon reindürfen. Daher kreuzten wir vor dem Hafen auf und ab und warteten auf Antwort. Zum Sonnenaufgang endlich die erhoffte Antwort, dass wir uns langsam auf den Hafen zu bewegen dürfen. Voller Tatendrang wurde die G3 an Deck gebracht und angebaut. Kurz nachdem das Kommando des Setzens kam, folgte auch schon ein lautes „Stopp!“ Das Segeltuch hatte nachgegeben und war am Vorliek eingerissen. Also wurde das Segel wieder abgebaut und stattdessen die G4 rausgeholt. Kurz nachdem das Segel oben war, informierte uns der Hafen, dass gerade ein guter Zeitpunkt sei in den Hafen zu kommen und wir uns doch, wenn möglich, beeilen sollten. Also ersetzen wir die Genua durch die Dieselfock. Nach ein paar Minuten nahm ich komische Geräusche aus dem Motorraum wahr… mein erster Gedanke: der Keilriemen!
Also wurde die Maschine ausgemacht, um dies zu prüfen. Tatsächlich war mein Gehör auf Etappe 2 gut geschult worden, denn der Keilriemen war tatsächlich angerissen. Also kam Frida, die gerade erst ins Bett gegangen war, wieder aus ihrer Koje und wir machten uns an die Arbeit. Nach gut einer Stunde war das kaputte Teil ersetzt und wir konnten den Motor wieder in Betrieb nehmen. Nach kurzem Kontakt mit dem Hafen mussten wir noch ein bisschen vor der Einfahrt warten, da gerade ein Schiff abgelegt hatte und die Einfahrt war noch blockiert.
Als wir endlich in den Hafen durften wurde uns auch bewusst warum wir warten mussten. Der Yachthafen teilte sich die Einfahrt mit dem Industriehafen und dort war einiges an Verkehr mit Container- und Kreuzfahrtschiffen.
Als wir gegen Mittag dann endlich im Hafen fest waren dauerte es nicht lange bis zwei Officer von Customs und Immigration an Bord kamen. Ein Glück ging das Einklarieren schnell und so konnten wir eine lange Siesta einlegen, denn wir waren alle ziemlich ausgelaugt von der unruhigen Nacht und dem nervenaufreibendem Morgen. Der restliche Dienstag verlief sehr ruhig.
Mittwoch früh ging eine Gruppe los ein Auto mieten und den Einkauf für die Etappe erledigen. Die restliche Crew legte einen Arbeitsdienst ein und nahmen Kontakt mit einem Segelmacher auf, der nach einem Blick auf die kaputten Segel feststellte, dass er ja gar keinen Kreuzstich in der Nähmaschine hätte und er daher nicht der richtige Ansprechpartner wäre. Also müssen wir wohl in Nassau nochmal unser Glück versuchen…

Wir ließen den produktiven Tag mit einem Strandbesuch am Nachmittag ausklingen. Als wir am Strand ankamen, hätte man kurz denken können, dass die Crew noch nie Strand und Meer gesehen hat. Mit großer Freude warfen wir uns ins Wasser. Während wir rumblödelten und uns im Synchronschwimmen versuchten, schwammen Malou und Moritz los, um die Unterwasserwelt zu erkunden. Nach gefühlt einer Ewigkeit kamen die beiden mit einem riesen Grinsen im Gesicht zurück und berichteten sie viele Rochen gesehen haben. Leider war es inzwischen spät geworden, so dass wir uns auf den Rückweg zum Schiff machen mussten. Dort zauberte Smut Flo leckere vegane Burger und Alfred nahm seine Rolle als Getränkewart sehr ernst und mixte einen hervorragenden Rumpunsch.

Svenja

Blick vom Peter auf den Industriehafen
Strandausflug