Peter Libre Etappe 4 aus Schiffer-Sicht

Route: Das erste Mal sollte es mit dem Peter ins Mittelmeer gehen. Zahlreiche Traumziele boten sich entlang der Route von der Bucht von Cadiz bis Barcelona an. Nur die Zeit war knapp und der Weg lang. Auf direktem Weg wären es ca. 700 sm – aber wir wollten ja nicht nur segeln – letztendlich wurden es 815 sm.

Die Crews der 4. und 5. Etappe waren weitgehend identisch, so dass Owe und ich uns abgesprochen haben, welche Häfen wir wann ansteuern wollen. Auf der 4. Etappe waren nach Rota die Häfen Gibraltar, Cartagena, Palma de Mallorca, Port Sóller und Barcelona geplant. Die grobe Route ist auf der unten abgebildeten Karte weiß markiert.

Navigatorisch / Wetter: Auf der Seekarte erschien die Routenplanung einfach. Je mehr man sich mit den Details beschäftigte, desto mehr gab es zu beachten. Schon die Passage durch die Straße von Gibraltar war anspruchsvoll. Es gibt in der Straße von Gibraltar ein großes Verkehrstrennungsgebiet für die ein- und auslaufenden Frachter. Die Sportschifffahrt soll nördlich bzw. südlich des Verkehrstrennungsgebiet die Straße von Gibraltar passieren.

An der Meeresoberfläche herrscht ein konstant noch Ost setzender Strom, um die Verdunstung im Mittelmeer aus zu gleichen. Dieses gilt aber nur im Zentralstrom. Am nördlichen und südlichen Rand ergeben sich Nährströmungen in die entgegengesetzte Richtung, die auch noch Gezeitenabhängig ihre Richtung ändert.

Im westlichen Teil des Mittelmeers der Alboran See gibt es eine zirkulare Oberflächenströmung, die mit bis zu 2 Seemeilen im Uhrzeigersinn strömt.

Die Winde wehen im Mittelmeer recht konstant, was die Richtung angeht. Hat sich z. B. Ostwind durchgesetzt, so kann der auch schon mal zwei bis drei Wochen auf Ost bleiben. Die Meeresenge von Gibraltar wirkt wie eine Düse, so dass man dort schnell mit zwei Windstärken mehr rechnen kann.

Am Sonnabend, 30.09.2022 waren zwar alle Crewmitglieder da, aber leider nicht das gesamte Gepäck. So passte es sehr gut, dass für den folgenden Tag in der Straße von Gibraltar Wind bis 8 bft aus Ost vorhergesagt wurden. Wir nutzten den Sonntag zu einem Ausflug nach Cadiz und abends für eine ausführliche Sicherheitseinweisung. So kontrollierten wir alle selbst unsere Schwimmwesten auf Funktionsfähigkeit. Dabei lernten wir auch unser neuestes Sicherheitssystem kennen – die personalisierten AIS Sender.

Am Montag brachen wir nach dem Frühstück auf, um zunächst in der Bucht von Cadiz ein paar Manöver und Boje-über-Bord-Übungen zu machen. Im Verlauf des Tages sollte der Wind abnehmen. Zunächst kamen wir gut voran, doch irgendwann kam die vorhergesagte Flaute und die Diesel-Fock musste helfen. Langsam wurde es dunkel und wir kamen an die engste Stelle zwischen Tarifa (Spanien) und Tanger (Afrika). Es wirkt alles sehr dicht beieinander. Die Einfahrt ins Mittelmeer wurde mit einem Schluck Sherry gefeiert.

Während der Ansteuerung nach Gibraltar galt es, fahrenden und vor Anker liegenden Frachtern auszuweichen. Das reinste Slalom-fahren. Wir entschieden uns – schon wegen des noch nicht eingetroffen Gepäcks für den Hafen auf der spanischen Seite (Alcaidesa Marina). Zunächst machten wir um kurz nach 1:30 Uhr vor dem Hafenmeister fest.

Am nächsten Morgen verholten wir nach dem Dieselbunkern auf den Liegeplatz. Mittelmeer-typisch wurde mit Heck angelegt, und vom Steg eine Mooringleine zum Bug verholt. Von da aus ging es in mehr oder weniger großen Gruppen zum Affenfelsen.

Mittwochmittag legten wir ab mit Ziel Cartagena. Zunächst hatten wir Wind aus NE mit bis zu 6 Windstärken. Ein sportlicher Anleger bzw. zum Teil auch Kreuz am zweiten Tag auf See. Wir übten Segelwechsel zwischen Genua I und III hin und her. Am nächsten Tag wehte der Wind weiterhin aus NE allerdings mit wechselnder Stärke, so dass wir zwischendurch – passend für die Batterien – die Maschine zur Hilfe nehmen mussten. Dafür kam der Wind mit Schwung zurück, so dass wir zunächst ins erste, später ins zweite Reff gingen. Zum Wachwechsel am Abend wurde die Genua III durch die Genua IV ersetzt. So ging es weiter auf der Kreuz – zum Teil begleitet von mehr oder weniger Delfinen – bis Cartagena.

Die Zeit in Carthago Nova nutzen wir zum Einkauf, Geschichtsstudium und um das neue Landstrom-Ladegerät einzubauen und zu konfigurieren. Vielen Dank hierfür an Chris, Owe und Ulv (per WWW hinzugeschaltet), die diese Aufgabe in nur 2 h schafften. Zudem nutzten wir die Zeit für ein Rigg-Check und um eine neue Dichtung in eine Decksluke einzubauen.

In der zweiten Woche ging es von Cartagena Richtung Mallorca. Der Wind kam weiter aus Nord-Ost mit 3 – 4 Windstärken. Also weiter kreuzen. Gewendet wurde für einen Fischer, die Frachter-Hauptroute oder aus taktischen Gründen. Nachts flaute es zunächst, gegen Morgen gab es Wetterleuchten, so dass die Genua geborgen wurde.

Gegen 21:00 Uhr erreichten wir die Engstelle zwischen Ibiza und Formentera. Die elektronische Seekarte auf dem Tablet war hierbei eine große Hilfe, da die Untiefen Tonnen schwer auszumachen waren, und die Leuchttürme, von denen der dahinter liegenden Insel schwer zu differenzieren waren. Da wir nicht so schnell wie geplant vorankamen, mussten wir Palma de Mallorca von unserer Liste streichen.

Von Ibiza aus setzten wir Kurs auf die Nordwest-Küste Mallorcas ab. Wir wurden mit einem wunderbaren Sonnenaufgang belohnt.

Kurz vor Port Sóller hallte wieder der Ruf „Delfine“ über Deck – und schon waren über 80% der Crew im Bugbereich und schauten den Tieren bei Ihren Spielen um den Bug zu. Zum Segelbergen musste dann alle mit anpacken.

Die Zeit in Port Sóller wurde individuell genutzt. Am Mittwoch wollten wir nach dem Abendessen zum letzten Schlag dieser Etappe auslaufen, da gegen Mittag des folgenden Tages der Wind zunächst drehen und dann abnehmen sollte.

Beim Ablegen war es dunkel und der Hafen sehr voll. Der Ableger wurde lange vorbereitet und besprochen , galt es doch, diverse Mooringleinen der anderen Hafenlieger nicht in die Schraube zu bekommen. Die Crew auf dem Nachbar-Boot, die sich von einem Skipper „besegeln“ ließ, fand doch plötzlich ein paar Worte, was wir denn so vorhätten. Nachts segeln lag wohl außerhalb deren Handlungsrahmen.

Zur Ausfahrt aus dem Hafen wurde das Richtfeuer genutzt, in dem zwei nach Achtern Ausschau hielten. Im „Vorhafen“ gab es eine Kreuzsee, so dass das Segel-setzen etwas schaukelig wurde. Als wir freies Wasser hatten, herrschten die gewohnten Bedingungen Nord-Ost Wind mit 4 bis 5 Windstärken. Also weiter mit der Kreuzfahrt. Zum Wachwechsel am Morgen kam tatsächlich der vorhergesagte Winddreher auf Nord-West, später sogar auf Süd-West, so dass wir den direkten Kurs anliegen konnten.

Vor Barcelona gab es wieder zahlreiche Frachter und Ankerlieger. Zudem hätte man bei der Ansteuerung zur Marina Port Vell auch gut einer optischen Täuschung zum Opfer fallen können. Zum Erreichen der Hafeneinfahrt hätten wir noch ein paar Halsen fahren müssen, haben uns dann aber wegen der besseren Manövrierfähigkeit gegen die Segel und für den Motor entschieden.

Wir fuhren auf dem Weg zum Liegeplatz an zahlreichen Mega-Yachten vorbei, bis uns die Gurdia Civil mit vorgehaltener MP signalisierte, dass wir aufstoppen sollten. Wir wurden gefragt, ob wir schon einen Liegeplatz hätten, – als wir antworteten, wir wären noch in Klärung, wurden wir zurückgedrängt. Als Rechtfertigung hieß es „Because of security!“. Einer der Beamten sprach englisch, und kurze Zeit nachdem die Fragen nach Heimathafen und von welchem Hafen wir kamen, geklärt waren, durften wir an der Tankstelle zum Bunkern anlegen.

Ich fragte mich, wie und warum? Waren wir doch als deutsche Yacht zu erkennen. Außerdem gibt es doch das Schengener Abkommen.

Gegen 16:00 Uhr haben wir an unseren endgültigen Liegeplatz verholt. Abends haben die ADAHs die Aktiven zum Essen eingeladen.

Tags drauf war Rein Schiff angesagt und abends Captains-Dinner.

Das enge Zusammenleben an Bord erfordert, dass sich jeder ein Stück weit zurücknimmt und Rücksicht auf den nächsten nimmt. Das ist keine Einbahnstraße. Ein wenig mehr gegenseitige Toleranz in vielen Bereichen des Lebens wäre schön gewesen. Das ist wohl, dass, was die Älteren im Verein mit der Aussage meinen „Die See vermittelt mehr Kenntnisse und Fähigkeiten, als man im Hörsaal lernen kann“.

Sönke