Biskaya, volles Programm!

Endlich war es wieder soweit! Wir konnten in die Biskaya aufbrechen. Schon eine Meile nach dem Ableger war klar, dass uns viel Welle erwarten würde. Also beschlossen wir das Schiff in allen Möglichkeiten seefest und vor allem seekrankheitsfest vorzubereiten. Dazu zählten natürlich sowohl Vorsichtsmaßnahmen, wie das Kutterstag zu setzen, als auch je eine angeleinte Pütz pro Cockpit vorzubereiten (diese sollten im Laufe des ersten Tages einiges zu sehen bekommen).

Wieder mit G4 und zweitem Reff ließen wir das Land für 360 Meilen hinter uns. Die Biskaya hat zu recht Respekt verdient. Sobald wir die Küste verlassen hatten, setzte die erwartete Windsee nicht zu knapp ein. Bei 25 Knoten wahrem Wind, war dann der Plan tendenziell überwiegend auf Backbordbug am Wind zu fahren, was wir auch umsetzen konnten. Diesen groben Plan hatten wir mit Windy und dem ECMWF Modell entwickelt. Auf See nutzten wir das erste mal unser neues Iridium GO und beschafften uns .grib-files mit denen wir für die kommende Flaute genauere Pläne schmiedeten.

Zum Glück mussten wir auf so offener See nicht häufig nach Tonnen Ausschau halten. Das hat das Leben an Bord sowohl für die Wache als auch die Freiwache erleichtert. Der nicht-eingeschaukelten und der ausgeschaukelten Crew wurde die Welle schnell zum Verhängnis. Wir mussten die Zähne zusammenbeißen und viele von uns brauchten oft die Pütz. Aber was wäre eine Seereise ohne ein bisschen gekotze? Liebenswerterweise betreute uns der Sous-Chef von unter Deck mit Tee, Kartoffelbrei und Salzstangen, danke dafür! Die Wachwechsel wurden uns zum Glück durch ein Beiliger erleichtert. Trotz dessen war Hack in der Biskaya ein starkes Erlebnis für die Atlantikneulinge unter uns.

Nach der ein oder anderen harten Wache, flachte die Welle allmählich mit flauerem Wind ab. Unter Deck gehen wurde erträglicher und es war möglich seine Mahlzeiten bei sich zu behalten. Auch die Gespräche konnten wieder aufgenommen werden und man Interessierte sich für seine Umgebung. Leider sichteten wir keine Interessanten Wolken bis auf Cumulus Castellanus, dafür leuchtete der helle Mond in der Nacht um die Wette mit der Sonne am Tag. Ein kleines Wolfsrudel unter den Aktiven wäre aus dem Heulen nicht mehr rausgekommen.

Für kommende Etappen raten wir übrigens: esst euren Käse vor einer längeren Fahrt mit Welle oder verpackt ihn sehr gut. Das Öffnen eines Käsekühlschranks ist unter gewissen Umständen vergleichbar mit dem Öffnen der Schatulle der Pandora. Schinken sollte keine Umstände machen, das gilt jedoch nicht mehr für 20 Knoten SOG!!

Eine weitere schöne Sichtung war der Besuch von einigen Delphinschulen. Auf Instagram (@asvkiel) gibt es Videos für Tierliebhaber. Eine nicht schöne Sichtung war eine hellbraune Socke, die Tage lang im Mittelcockpit wohnte und sich dort Salzwasserduschen genehmigte. Später wurde die Theorie aufgestellt, dass diese Socke zur Befreiung unseres Langzeitsmuts vorgesehen war (wer Harry Potter kennt wird wissen wovon ich spreche).

Als Kontrastprogramm zum Ablegetag wurde der Motor für die letzten Stunden bei Flaute bemüht, um noch vor 24 Uhr in La Coruña anzukommen. Ein schmales Sektorenfeuer machte uns dabei etwas Schwierigkeiten, der Peter war dennoch um 23 Uhr fest am äußersten Teil des Hafens. Der übermütige Teil der Crew hatte noch Lust Nachtprogramm. Der Strand auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt wurde erkundet und dabei die Gassen der Stadt gleich mit. Mächtig was los da!

Am nächsten Tag, stand nach dem Boot klarieren eine Stadterkundung (vor allem von der kulinarischen Seite aus) auf dem Programm. Die Altstadt machte viel Eindruck durch den großzügigen Einsatz von Stein. Sowohl Boden, als auch Fassaden bestanden zu großen Teilen aus Steinplatten von ca. einem Quadratmeter Fläche. Der helle Stein ist kühlend am Tage und nimmt bei Nacht das Licht auf magische Weise an.

In der Stadt verstreut machten wir uns daran Muscheln auf verschiedenste Arten und Weisen zu verspeisen. Die Spanier wissen einfach was gut ist! Im Anschluss ging es für ein paar von uns erneut an den Strand. Bei Tag trauten wir uns doch noch weiter raus und wurden mit weichem Sand und klarem Atlantikwasser belohnt. Wer von den Strandgängern nicht badete, sammelte Mikromuscheln und Seeglas im Kies. Einen Abschluss in der Tour fanden wir dann beim Torre de Hercules. Die Crew versammelte sich zum Tapas am Praza Pia Maria und schlug sich den Magen voll mit Musacheln, Kroketten, Oktopus, Paprika, Käse etc.. Von hier wurde noch eine Bar erkundet und den Tag schlossen wir mit einer weiteren Badeeinheit ab. Am Strand erhielt Maylin noch ihren Geburtstagskuchen und Glückwünsche. Alles Gute nachträglich!

Am zweiten Hafentag entschieden wir uns für einen Ausflug nach Santiago de Compostella. Nach einem hektischen Aufbruch (nach einem sehr entspannten Frühstück) machten uns die Zugticketautomaten Probleme. Die dadurch getrennte Crew traf sich in Santiago recht schnell wieder und erkundete das Weltkulturerbe (es wurde übrigens gewünscht, dass ich erwähne, dass wir schon in zwei Weltkulturerben auf Toilette gehen durften bzw. duschen durften). Die Kathedrale vor Ort wurde besichtigt. Hier fanden wir mächtige Goldverzierungen und auch eine Orgel fand hier ihre Daseinsberechtigung. Ob heute noch darauf georgelt wird?

Auch hier schlug man sich die Bäuche mit kulinarischen Feinheiten voll und flüchtete später wieder nach hektischem Ticketbuchen zurück nach La Coruña. Den letzten Abend in Spanien verbrachten wir dann aber doch wieder auf dem Schiff.

Gute Nacht, bis bald in Lissabon!