Ganz entspannte Frühwache

Das Dreiwachsystem bringt ja durchaus Vorteile. Zum Beispiel, dass man in der Regel mehr Schlaf bekommt. Ausserhalb der Wache. Die geschlafene Zeit in der Wache nimmt jedoch deutlich ab, wenn in einer vierstündigen Wache die anfallenden Aufgaben auf 3 und nicht 5 Personen verteilt werden. Zusätzlich brauchen Manöver mit weniger Händen mehr Zeit. Die 4 bis 8 Uhr Wache heute Morgen fing eigentlich vielversprechend an, raumschots bei mäßigem Wind, 6kn fahrt. Man musste zwar beim Steuern gut aufpassen, aber dazu sind wir ja 3 Personen und können uns abwechseln. Im Verlauf der ersten Stunde drehte der Wind immer weiter und wir bogen langsam ab nach Nordafrika. Es wurde also ein Manöver notwendig, um auf dem anderen Bug dann auch wieder in Richtung Azoren fahren zu können. Wir haben uns für eine Q-Wende entschieden, weil wir das Manöver mit 3 Personen besser abarbeiten konnten. Immerhin hatten wir zu dem Zeitpunkt Klüver 1 + Fock oben und einen Bullenstander gesetzt. Aus der Erfahrung der ersten Etappe mit Patenthalsen sind wir zur Sicherheit beim Abbauen des Bullenstanders auf einen Halbwindkurs gegangen. Der Peter fand’s cool und hat sich von seiner sportlichen Seite gezeigt. Auf einmal sind wir konstant 10,5 – 11 kn gelaufen, über, unter und durch die Welle. Macht dann besonders viel Spaß auf dem Vorschiff die Bullentalje abzubauen. Und geht dann auch besonders schnell. Also zumindest das von jeder zweiten Welle wieder fast bis zum Mast nach hinten gespült werden. Das sich danach wieder nach vorne kämpfen und weiterarbeiten eher weniger. Nach ca. einer Stunde sind wir dann endlich durch die Wende gekommen, nur um festzustellen, dass der Wind so weit gedreht hat, dass der neue Kurs jetzt Halbwind ist. Zusätzlich hatte der Wind aufgefrischt, wir sind also ins zweite Reff gegangen. Auch das geht mit 3 Personen, dauert aber. Und war auch nicht ausreichend, der Klüver musste auch noch geborgen werden. Dafür haben wir uns dann die Unterstüzung von Schiffer, Smut und sonstiger greifbarer Crew geholt, zu zweit auf dem Vorschiff wird das sonst fast unmöglich. Die Unterstüzung wollte danach verständlicherweise wieder in die Koje, sodass wir dann mit Segel legen und Deck klarieren auch noch ausreichend Programm hatten, um Langeweile für die verbleibende Zeit der Wache zu vermeiden. Wir hatten durchaus schon entspanntere Wachen, aber immerhin hatten wir uns das anschließende Frühstück mehr als verdient.
Position: 36° 51,2′ N 042° 09,0′ W
Etmal: 178 Seemeilen
Non-stop Rudergehrekord: 3 Stunden, Ottfried
Wassertiefe auf dem Vorschiff: gelegentlich knietief
Ausgelöste Westen seit Beginn der Etappe: 8
In Erdnussbutter getunkte Schwimmwestengurte: 1
Neu strukturierte Küchenschapps: alle
Enno und Jan-Eike