Die Nacht ist nicht allein zum schlafen da

Die Gangster schaffen es gerade so um die nächste Hausecke, sonst wären sie jetzt dran. Die schwarze Limousine legt sich mit quietschenden Reifen in die Kurve. Rasante Tour, traut man so einem 20 Jahre Schlitten gar nicht zu. Hah! Und jetzt sind sie geliefert. Da vorn geht’s nicht weiter. Immer näher kommen sie, noch liegen die Gesichter im Schatten, doch gleich fällt das Licht darauf. Sie……“Hey aufstehen! Wachwechsel!“

Wir sind 12 Leute an Bord, segeln ohne Autopiloten und haben eine Menge zu tun. Segelwechsel etwa, beschäftigt uns vollauf: G1 raufschleppen, aufs Vorschiff schleppen, setzen und auch bald wieder runter oder wieder rauf, hängt halt am Wind. Es gibt schließlich für jeden Wind das richtige Segel. Alle 4 Stunden in der Nacht und am Tag alle 6 Stunden wechseln wir die Wachen. Das heißt: Immer nachts aufstehen, nie nachts ausschlafen.

Und ja: Und meistens ist wohl der erste Gedanke, auch ohne wüsten Traum mit Gangsterjagd: „Oh nein, bitte nicht ! ….Bestimmt ist es wieder lausig kalt, vielleicht nass und die vier Stunden werden endlos werden.“ Aber dann kommt alles ganz anders: Der Schritt an Deck versöhnt für alles. Die Luft ist irgendwie lau. Der Mond taucht den Ozean in silbernes Licht. Alles ist silbrig hell vom kalten Mondlicht, glasklar! Sogar die Sterne sehen blasser aus als sonst, weil die alte Frau Luna alles gibt.

Ist der Mond erst untergegangen zeigt der Himmel sein unfassbares Sternenmeer. Alles Unfug, was schon die Kinderbücher erzählen! Also, dass der Himmel schwarz ist und die Sterne die hellen Pünktchen darauf. Alles Quatsch. Hier auf dem Atlantik sieht es jedenfalls ganz anders aus. Der Himmel ist übersät mit Sternen, ist eigentlich nichts sonst als Sterne und das Schwarze der Nacht findet sich in den winzigen Zwischenräumen. Hallo zu Hause! Guckt doch heute Abend mal an den Himmel und sucht den großen Wagen. Da sind die vier Sterne an den Ecken und darin? Wie sieht es darin aus? Ziemlich schwarz und sonst nur wenig, oder? Hier ist der Wagen gesprenkelt, wie mit Airbrush-Technik, voller Sterne!

Ein Schauspiel, das erst endet, wenn langsam der Osthimmel einen hellen Streifen bekommt und der Morgen herauf zieht. Wo sonst kommt einem die Nacht mit ihrer Schönheit so nahe? Jeden Tag sitzen wir viele Stunden in der Dunkelheit an Deck. Hier draußen ist die Nacht Teil von jedem Tag mit all ihrer Schönheit. Dazu zieht das Boot ruhig seine Bahn. Es rauscht gleichmäßig. Wellen laufen vorbei oder drunter durch und Meile um Meile bleibt im Kielwasser zurück. Auch das glitzert manchmal. Meeresleuchten, als würden auch da die Sterne funkeln.

Wozu also schlafen in der Nacht und träumen? Gangster lassen sich am Tag genauso gut erledigen.

Festessen zu Pfingsten

Nachfolgender Blogeintrag stammt vom Pfingstmontag: Wir Norddeutschen essen gern „Labskaus“. Das ist ein uraltes Seefahrergericht. Kartoffen, Rote Beete, Zwiebeln werden gestampft und gemischt. Böse Zungen sagen, es sieht aus, als sei es schon mal gegessen worden, doch es schmeckt einfach super. Dazu kommt saure Gurke, Spiegelei und im Original Rollmops. Und seit heute schmeckt es noch besser als in der vergangenen Jahrhunderten ;-)! Bei uns an Bord hat der Smut ein sensationelles Thunfisch-Labskaus auf die Back gezaubert – statt Rollmops gibt es edelsten, fangfrischen Thunfisch dazu! Ein sechs Pfund Prachtexemplar gegart im Ofen mit Knoblauch und ein paar Kräutern. Ein echtes Festessen mitten auf dem Atlantik und aus dem Atlantik.

Er fährt wieder, der Peter!

Heute gibt es gute Neuigkeiten mitten vom großen Ozean zu berichten, wobei das „mitten“ seit den frühen Morgenstunden wörtlich zu nehmen ist. Pünktlich zur Fertigstellung der 17-seitigen „Mid-Ocean News“ kam letzte Nacht nach eintägiger Flaute endlich wieder schöner Segelwind auf, sodass wir nun schon seit mehreren Stunden mit mehr als 9 Knoten unter Klüver I, Fock und Groß im ersten Reff ganz manierlich dahinfegen. Das wurde aber auch Zeit! Irgendwie habe ich mir diesen Atlantik streckenweise etwas windiger vorgestellt. Doch mit all diesen Ereignissen ist der Bericht noch nicht abgeschlossen. Während des Frühstücks heute Morgen wurde wildes Geschrei an Deck angestimmt: „30 Grad abfallen! Alle Mann an Deck! Macht die Boote klar und bereitet die Harpunen vor…!“ (Man merkt vielleicht, dass die Lektüre von Moby Dick bei einigen Crewmitgliedern tiefen Eindruck hinterlassen hat.) Und da waren sie tatsächlich, die Wale! Oder zumindest einer. Ganz hinten am Horizont. Ok, man hat zumindest den Blas gesehen. Aber den dafür ganz deutlich… Und zu guter Letzt noch eine Anmerkung zur Fischversorgungslage auf dem Peter: Wir angeln jetzt immer nur noch von 16.45 – 17.15 Uhr. Das genügt vollkommen, um pünktlich zum Abendessen etwa sechs Pfund feinsten Thunfisch auf den Teller zu bringen. Ihr wisst ja – ein gutes Seepferdchen hüpft immer nur so hoch, wie es darf.

Viele Grüße von Schiff und Crew, Karin

Morgendämmerung

Nach dem Frühstück, meine Freiwache hat soeben begonnen, äußere ich laut die Frage, was tun mit dem angebrochenem Morgen. Sogleich prasselt eine Salve von Vorschlägen auf mich ein. Der letzte kommt von Ole: „Einen Blog-Eintrag schreiben“.

Doch womit füllt man den Artikel? Alle äußeren Ereignisse auf dem Törn – gefangene, fast gefangene und nicht gefangene Fische – sind im Blog längst beschrieben. Beim Meditieren über die Frage stelle ich fest, dass es dieselbe ist, die in anderer Form immer wieder (verständnislos) von Freunden, Bekannten und Verwandten gestellt wird: Wie kann man drei Wochen des wertvollen Urlaubs auf dem Atlantik auf einem 55 Fuß Schiff verbringen, ohne irgendetwas anderes zu sehen als Wasser, Wasser, Wasser und immer wieder die gleichen elf Gesichter? Ich versuche diese Frage mit der Schilderung der ersten zweieinhalb Stunden des noch jungfräulichen Tages zu beantworten.

Um halb vier Uhr Bordzeit weckt mich das „reise, reise“ zu meiner Wache. Eigentlich ist es noch viel früher. Wir befinden uns auf ca. 53° westlicher Länge, nach Zonenzeit ist es also erst halb zwei Uhr, tiefste und vor allem pechschwarze Nacht. Keine gute Zeit zum Aufstehen! Halb verschlafen beginnt das Anziehen. Der Peter liegt ordentlich auf dem Ohr, das Vorschiff verstärkt das Rollen und Stampfen des Schiffes noch einmal. Man muß sich sorgfältig festkeilen, um beim Anziehen nicht über Stag zu gehen. Ein Bein in die zugehörige Öffnung der Hose zu stecken, das bedarf im heimatlichen Schlafzimmer keiner besonderen Planung. Im Vorschiff des in der Welle arbeitenden Peters ist das anders. Das betreffende Bein und eine Hand, um die Hose entsprechend zu positionieren, stehen für das Festhalten nicht zur Verfügung. Verbleiben noch eine weitere Hand und ein Bein zum Abstützen. Das ist zu wenig. Alle sonstigen noch freien Körperteile müssen überlegt eingesetzt werden. Andernfalls würde man bei einem plötzlichen Überholen wie eine Kanonenkugel durch das Schiffsinnere schießen. Grob geschätzt müssen ungefähr 10 Ärmel und 8 Hosenbeine gefüllt werden bis man seefertig ist, dazu kommen Socken und Seestiefel. Das Anziehen ist also richtig Arbeit und 20 Minuten Zeitaufwand sind dafür eher knapp geplant.

Das sind die Mühseligkeiten des Segelns. Jetzt kommen die Freuden. Kaum an Deck angekommen, umfängt mich der Zauber der Atlantiknacht. Wir haben 20 bis 25 Knoten Wind. Der Peter schießt mit halbem Wind unter Genua 3 und einmal gerefftem Groß mit 8 – 9 Knoten durch die dunkle Nacht. Bug- und Heckwelle rasen mit großer Geschwindigkeit am Schiff vorbei, das Meeresleuchten sorgt für ein ständiges Glitzern und Funkeln des Schaums. Dazu das Bewusstsein der Einsamkeit, unter 500 sm Entfernung in jede Richtung gibt es kein Land.

Später, mittlerweile stehe ich am Ruder, zeigen sich die ersten Vorzeichen des nahenden Morgens. Langsam heben sich voraus vom eintönig dunklem Himmel schwarze Wolken ab. Hinter ihnen beginnt sich das Firmament zu erhellen. Einige Flecken hellblauen Himmels füllen den Raum zwischen den Wolken aus. Langsam färben sie sich rötlich-golden. Eine Ahnung des ewigen Laufs der Zeiten macht sich breit. Dazu das monotone Rauschen von Welle und Wind. Segelschiffsromantik pur.

Um 6:00 Uhr, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, wird meine Wache abgelöst. Ich bedauere die Ablösung schon fast, denn den eigentlichen Sonnenaufgang werde ich nun unter Deck beim Frühstück oder in der Koje verpassen.

Ottfried für die PvD-Crew

Luck and Loose

Also diese Fische halten uns echt auf Trab! Vergeht kein Tag ohne Fischaufregung! Die einen springen von selbst an Deck, liegen zwischen Schoten oder sonst wo oder fliegen direkt im Sturzflug Richtung Pantry, doch die stinken wahnsinnig, die wollen wir nicht, die gehen flugs wieder über Bord (wobei Otto immer wieder meint, die würden sehr gut schmecken, so direkt aus der Pfanne. Da sie aber meistens morgens an Bord liegen und der Smut dann von Marmelade und Nutella träumt und nicht von stinkenden Fischen, findet sich niemand, der sie braten will)

Dann gibt es die anderen: Die wollen wir, aber die wollen uns nicht. Ungezählte Meilen ziehen wir zwei Angelleinen hinter uns her. Eine richtig fette mit einem Köder, der auch als Badewannenspielzeug durchgehen könnte und das andere ist eine normale Angel.

FISCH FISCH FISCH!!!

Die grüne Kordel, kunstvoll um eine Winsch gelegt, rollt sich ab! Und wie! Ein Oschi! Nur noch nicht zu sehen! Alle hängen an der Reling: Wo ist er? Wie sieht er aus? Gibt’s doch gar nicht: Ein Fisch! Michi steht bewaffnet mit allerlei Zeug zum Bergen am Heckkorb und holt langsam die Kordel ein. Und da ist er! Taucht auf – kämpft und zappelt auf dem glitzernden Wasser. Traumschön! Silbern und schillernd in blau, grün und gelb, bestimmt einen Meter groß! Sowas von einem Fisch! Irre. Doch das Boot ist zu schnell. Acht Knoten und der Fisch an der Kordel immer nebenher. Es ist schwierig in an Bord zu bekommen und der Fisch will ganz offensichtlich nicht. Er zappelt und wehrt sich und als er schon fast an Deck ist –fast – fast – fast –fast—NEIN! Weg ist er! Leine abgerissen. Das Badewannenspielzeug ist noch dran, aber der Haken ist weg. Michi starrt entgeistert ins türkise Wasser, als hätte er einen Geist gesehen. Aber das war kein Geist, er war da, der schönste aller Fische und – wie Michi meint – einer der leckersten überhaupt. Aber wie gesagt: War.

Aber es dauert nicht lange bis zum nächsten Fischalarm! Dieses Mal die Angel. Dieses Mal killen die Segel: Aus voller Fahrt einen Fisch an Bord zu ziehen, das geht offenbar nicht. Also Power rausnehmen. Ole wills wissen. Dieser Fisch soll an Bord. Scheint etwas kleiner zu sein, als der letzte, aber die Spannung an Bord ist eher noch größer! Hoffentlich geht das gut! Also holt Ole die Leine ein, gibt wieder nach, holt wieder ein, gibt wieder nach…das macht offenbar den fittesten Thunfisch fertig. Er lässt sich an Bord ziehen und landet im Achtercockpit. Etwa 50 Zentimeter, silbern und grau und ganz klar offenbar ein kleiner Thunfisch. Einige Könner sind an Bord, der Fisch ist schnell ausgenommen und Michi reicht kleine rohe Appetizer rum, mit Pfeffer und bisschen Salz, anderer Stücke werden kurzgebraten. Der mit Sicherheit frischeste Fisch, den zumindest bisher jemals gegessen habe. So ist der Pfingstsonntag auch bei uns ein Feiertag!

Am Abend wieder: Vollbremsung mit Schiff. Plötzlich Ruhe. Kein Rauschen, kein Klappern, kein Klötern, aber auch keine lauten Rufe, kaputt scheint nichts zu sein, also was ist los?? FISCH! Wieder ein Fisch an der Angel. Was Beine hat und wach ist stürmt raus. Ole sagt gleich, könnte ein größerer sein und so ist es auch. Aber auch der will nicht freiwillig an Bord. Im Moment, wo er aus dem Wasser soll taucht er ab, senkrecht nach unten! Au weia und jetzt? Ole gibt Leine, kurbelt langsam wieder hoch. Der Fisch taucht wieder – gleiches Spiel. Irgendwann ist auch er müde und landet im Achtercockpit. Penibel nachgewogen mit Federwaage ergibt 6 Pfund. Er bereichert den Pfingstmontag und den Labskaus von Nils.

Irgendwie geht’s uns ziemlich gut! 

Einer im Getümmel bleibt übrigens immer cool: breitbeinig wie John Wayne, mit zusammengekniffenen Augen wie Clint Eastwood hält den Horizont und den Kompass im Auge – der Steuermann. Logisch, ist ja eigentlich auch eine Regatta – ähm – Ralley.

Die Geister der Nacht!

Das olle Viech hat genau den Niedergang getroffen! Zugegeben: das verdient Bewunderung! Wofür Nils aber gerade überhaupt nichts übrig hat. Schließlich stinkt der Fisch abscheulich und er muss ihn wieder rauswerfen – wohin also so schnell mit dem Sternenbuch? Was nichts daran ändert, dass der Fisch einiges geleistet hat, ist zielsicher in den Niedergang geflogen und direkt vor dem Ölzeugschapp gelandet. (Ottos Vermutung nach auf dem direkten Weg in die Pfanne…) Das Ganze im Stockfinsteren. Jens hat was in den Niedergang flattern sehen und was soll das schon sein hier auf hoher See: Klabautermann? Möwe? Nymphen?

Kurz vor Bermuda war es ein Tintenfisch, der an Deck gesprungen war! Direkt ins Cockpit, hats voll getintet und sich schnell verewigt, bevor es Retour von Bord ging für ihn. Klingt doch unglaublich! Wie kann denn so ein Tintenfisch das Freibord überwinden. Die schwimmen mit einer Rückstoßtechnik, aber normalerweise doch unter Wasser! Jedenfalls passieren die gruseligsten Geschichten, – wie Otto erzählt – wie von der Frau in der Pantry, der durch das Fenster hinter ihr ein Tintenfisch direkt in den Nacken gesprungen ist, und ganze Scharen von Tintenfischen, die sich auf dem Vorschiff finden…so gesehen, sind wir natürlich noch gut davon gekommen mit einem Fisch an Deck und nicht Neptun persönlich. Ist ja offenbar alles möglich.

Glück wird es für den Fisch wohl kaum gewesen sein, eher der Schlund der Hölle. Denn Nils greift sofort die grünen Spezialhandschuhe – die eigentlich für den Einsatz vorgehalten sind, falls sich an einem der gigantischern Köder die achteraus Stunde um Stunde durch die See pflügen doch noch unser Mittagessen verbeißen sollte….(wo Otto bei der Gelegenheit immer die Geschichte erzählt von seinem Segelkumpel, der sich eine Windrose auf den Hintern tätowieren lassen wollte, falls seine Crew doch einen Fisch fangen sollte, der aber bis heute keine Windrose auf dem Hintern vor zu weisen hat…) ….also wie auch immer: Nils greift also diese quietschgrünen Handschuhe und greift unter eigenem Quietschen nach dem flatternden Fisch (der übrigens sehr hübsch ist: blausilber schillernd mit hellblauen Augen). Der verliert im Getümmel einige Schuppen und geht kurz darauf im hohen Bogen zurück ins Dunkel über Bord, wo er hergekommen ist. Gründlichst sauber machen, als sei ein extraterristrisches Schleimwesen unter Deck gewesen, beseitigt Schuppen und Fischgestank, aber besonders nicht bei Nils eine gewisse Gänsehaut. Ihn schüttelt noch zum Wachwechsel der Albtraum, dass der Fisch genauso gut IM Ölzeugschapp hätte landen können und wenn den dann keiner gefunden hätte…mann o mann…Alter, hätte das gestunken! Und das mit den Sternen hat sich für diese Nacht auch erledigt, bevor es richtig los gegangen ist. Jetzt dämmert es. Schluss mit Sternenbuch. Ein wundervoller Morgen bricht an.

Adieu Bermuda!

Ist schon eine seltsame Insel, dieses Bermuda. Wie sie da so im Kielwassser zurückbleibt wirkt sie überhaupt nicht, wie die Insel der Reichen und Schönen weit ab von allem, das Besondere fürs Besondere, jedenfalls viel weniger mondän als die Vorstellung, die der Name allein oft schon hervorruft: Jeder Hügel hat einen Namen und mehr als Hügel sind es auch nicht. Darauf verstreut Häuschen überhall, was ein bisschen ungeordnet wirkt. Es stimmt schon: Wie eine große bebaute Schäre. Allerdings, in mitten von schier atemberaubendem Türkis! Die Wolken und Wolkenbrüche von gestern sind abgezogen, die Sonne knallt vom blauen Himmel mit kleinen weißen Wattewolken, um die 20 Knoten Wind machen das Ganze lebendig.

So verschwindet sie langsam im Kielwasser. Nach einem geradezu fulminanten Start von Nils gecoacht von Ole ist der Peter als erstes Boot über die Startlinie in der Bucht von St, Georges gegangen. Wir sind im Rennen, ARC Europe 2013 mit Ziel Azoren. Und die Rechnung der ARC Manager ein paar schöne Bilder zu bekommen dürfte aufgegangen sein. Denn, um aus der geschützten Bucht von St. Georges raus zu segeln sind alle Boote gezwungener maßen dicht beieinander durch den kleinen Sund gesegelt und an der Fotografenkamera vorbei – grobe Richtung Nord, Nordost. Draußen war dann schnell klar: Karibik ist endgültig vorbei. An Jacken, winddicht mit langen Ärmeln, vielleicht hier und da ein warmes Flies ist für alle bis auf Otto kein Weg vorbei gegangen. Er bleibt bei Shirt und Shorts bis zum Sonnenuntergang und gönnt sich tatsächlich einen Hauch von Sonnencreme für die Nase – aber auch wirklich nur einen Hauch.

Das Feld zieht sich langsam auseinander. Die meisten Segel haben wir steuerbords von uns und dort werden sie immer kleiner. An Bord kehrt Ruhe ein. Die einen gehen in die Koje, die Wache an Deck segelt das Boot hoch am Wind mit Kurs um die 60 Grad dahin, wo wir den meisten Wind vermuten. Denn viel Wind soll es nur wenig geben, sagen unsere Wetterdaten. Martin und seine Wache haben also auf die G1 gewechselt, bisschen mehr Vorsegel für ein bisschen weniger Wind. Mal sehen, wie lange er durchhält. Noch läuft der Peter ganz gut – in unsere erste Nacht auf See mit Ziel Europa, Azoren, zurück in die Heimat.

Durchwachsene Tage in St. George

Am Tag unserer Ankunft entdeckten wir im frühen Morgengrauen, dass sich nach dieser Nacht immerhin sechs fliegende Fische an Deck fanden. Das war aber nicht alles: im Mittelcockpit fand sich auch noch ein kleiner Tintenfisch ein. Wir waren zunächst sehr verwundert, da wir doch bislang dachten, dass diese Tiere eher selten das Wasser verlassen. Später hörte man aber, dass dies wohl doch ab und zu mal vorkommt.

Beim Zieldurchlauf zeigte sich das Wetter auf Bermuda nicht gerade von seiner besten Seite. Es nieselte , der Himmel war bedeckt und auch die Temperaturen waren so niedrig, dass man sich einmal wieder daran erinnern musste, dass es auch lange Kleidung gibt. Den restlichen Tag entspannte die Crew und kleinere Landgänge wurden absolviert.
Der Höhepunkt unseres ersten Tages war sicher die Piratenparty, die von der ARC ausgerichtet wurde. Die Crew des Peters gab sich ordentlich Mühe und verbrachte einige Zeit mit der Vorbereitung, um für das Ereignis gerüstet zu sein. So stürmten wir, den ASV Banner voran, um 19 Uhr die Party des Dinghy Clubs in St. George. Aus Sicht eines ASVers muss man dazu leider sagen, dass es sich mehr um einen Empfang handelte als um eine Party. Mehrere Versuche die Tanzfläche zu stürmen, bzw. diese zu eröffnen blieben erfolglos.

Am Sonntag wurden bei deutlich besserem Wetter ausgiebige Ausflüge unternommen. Einige machten sich mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln auf den Weg nach Hamilton oder Dockyard, andere erkundeten die nähere Umgebung zu Fuß. Am Abend fand die Preisverleihung statt. Auch wir konnten absahnen: Für den Auftritt bei der Piratenparty erhielten wir den Preis für die am besten verkleidete Crew (2 Buddeln Rum).
Diese zwei Flaschen wurden auch unmittelbar darauf sinnvoll eingesetzt: Die Tage zuvor hatten wir immer wieder interessierte Stegnachbarn und insbesondere die Jüngeren unter den ARCern zu uns auf dem Peter eingeladen. Diejenigen, die der Einladung gefolgt sind zeigten sich durchaus beeindruckt, kannten sie doch eher Boote für lange Touren für wenig Crew. Man kann wohl sagen, dass der Abend sehr erfolgreich war und viele Kontakte zu jungen Menschen aus Europa und Amerika geknüpft wurden.

Am nächsten Tag wurden die Arbeiten, die im Laufe einer Seereise anfallen, in Angriff genommen. Es wurden Wartungsarbeiten durchgeführt und die Entlüftungsanlage optimiert sowie der Dieseltank neu abgedichtet. Am Abend trudelten dann auch die letzten Crewmitglieder für die Atlantiküberquerung ein.

Heute gab es schließlich erneut die Möglichkeit bei zunächst mäßigem, dann aber deutlich besser werdenden Wetter die Insel zu erkunden. Dabei wurde erneut festgestellt, dass die Insel wirklich tolle Plätze zu bieten hat mit all den bunten Häusern, die quer und kreuz über die Insel verteilt sind.

In wenigen Stunden starten wir zum Sprung über den Atlantik, der uns zu den Azoren und dann auch ganz langsam wieder nach Kiel führt. Der ein oder andere wehmütige Gedanke wird sicherlich noch kommen. Aber wir freuen uns auf die Tour und die Rückkehr nach Europa.

Wir senden die schönsten Grüße, für die Petercrew,
Nils

P.S.: Auf http://www.worldcruising.com/arc_europe/eventgallery.aspx gibt es weitere Bilder der ARC!

Best Pirate Boat in the Carribbean

Platz 7 in einer Flautenregatta. Harrrrrr!!! Abgesehen davon wurde der Peter von Danzig zum besten Piratenschiff in der Karibik erklärt. Die Crew empfing auf der Preisverleihung für den kostümierten Auftritt auf der Crewparty zwei Buddeln Rum. Die Fotos zeigen den Sturm auf die Bar und die verwegenenen Mannen (und Fru).

07:48,38 Uhr

Wie ihr dem Tracker wahrscheinlich schon längst entnommen habt, ist der Peter nach einigen schnelleren Tagen heute auf Bermuda angekommen. Der Zieleinlauf wurde von sehr vorwitzigen Delfinen begleitet, die unsere rauschende Fahrt zu bremsen versuchten – wenig erfolgreich, hah!

Dass wir uns jetzt erst melden, um diese freudige Botschaft unserer Ankunft zu überbringen, hat mehrere Gründe:

Wir mussten erstmal zum Zoll. Und dann frühstücken. Und dann zum Dinghi Dock in St. George rübermachen. Und dann zum Fort (St. Catherine) vorgehen. Und vorher duschen, ich vergaß… Und dann Michis Suppe essen. Und dann schlafen. Lange. Im Schlafsack. Und dann wärmere Sachen anziehen. Und dann Kuchen essen. Und dann nach St. George City hin. Und dann Sundownereinnahme in der merklich längeren Dämmerung an Deck. Und dann Abendessen. (Wieder Michis Suppe.) Und Michas Brot. Und dann Alternativveranstaltung zur bermudamäßig sauteuren Happy Hour gegenüber.

An dieser Stelle verharren wir momentan immer noch…

Dass wir an dieser Stelle nichts über eine Platzierung verlauten lassen, liegt daran, dass wir sie noch nicht in Erfahrung gebracht haben. Das Regattabüro brütet wohl noch über komplizierten Formeln, um Motor- und Segelstunden zu verrechnen.

Hierzu also später mehr.

Jetzt erstmal Gute Nacht. Die Insel riecht sehr gut – nach Land und Blumen.

Karin für die Peter-Crew