Gestern Abend im Achtercockpit des Peter von Danzig

„Guck mal!“

„Was?“

„Da!“

„Wo?“

„Schon wieder eine leuchtende GallierePortugisisch“

„Aber Dimitri die sind doch giftig! Weißt du noch damals auf den Azoren wo du dir so fürchterlich den Rücken verbrannt hast?“

„Oh ja, aber ich war eine sehr glückliche StudentAustausch damals in Maria Santa.“

Kurze Zeit später suchte der Wachführer die Seekarte, um die aktuelle Position einzutragen. Weil er sie in der Navi nicht fand fragte er Dimitri, der am Ruder stand: „Dimitri, weißt du noch von unserer gemeinsamen Seekarte.“

Dimitri sah den Wachführer an und sagte mit gedämpfter Stimme: „Ahhh… unsere gemeinsame KarteSee!“ und vollführte mit seinem Kopf eine verschwörerische Geste, die auf den Sorter am Niedergang deutete.

In dem Moment meldete sich der angetrunkene Schiffer aus der Ecke uns nuschelte „Ah ein Buch über einen Kapitän mit einer Seekarte auf der jagt nach dem gefährlichsten aller Wale! Das ist eine gute Idee“. Er kam gerade noch dazu seinen rechten Zeigefinger empor zu strecken, bevor sein Kopf vorn überklappte und er wieder seinen Träumen verfiel.

Woraufhin Dimitri mit einem dezenten Lächeln sagte: „ Ja, das ist unser SchifferPeter Herman Melville, der hat immer nur Flusen im Kopf.“

Der Wachführer markierte die Position 38°12,8` N 021°13,5` W auf der Karte und löste Dimitri am Ruder ab, der sich daraufhin in die Prolowanne setzte.

Einige Zeit später rief er: „Schau!“

Wachführer: „Was?“

„Da.“

„Wo?“

„Schon wieder eine SchnuppeStern“

„Aber Dimitri, da darfst du dir was wünschen“

„Oh ja, ich wäre so gerne eine richtige SchifferPeter“

„Aber Dimitri, GaWaSchi sein ist doch auch nicht so schlecht“

„Ist nicht schlecht, aber seit ich als kleiner Student in den ASV gekommen bin….“

Verspätetes Sonntagsrätsel

Weiter unten könnt ihr ein verspätetes, aber dafür anspruchsvolles, Sonntagsrätsel lesen. Wie immer ist ein Preis ausgeschrieben für die erste richtige Lösung 😉 Weitere Details dazu gibt es aus dem nächsten Hafen. Zur Übermittlung eines Lösungsvorschlags bentutzt bitte die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

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Peter von Danzig überquert den Atlantik. Nach elf Tagen ohne Landsicht, wir schreiben den 26. Mai 2013, befallen Schipper O.B. Zweifel über die Koppelposition. Eine astronomische Standlinie muß her! Ganz tief unten im Navigationsschap findet sich der Sextant. Er wird von den Spinnweben befreit und geölt. Die Schiffsführung reaktiviert das in C-Schein- und SHS-Kursen erworbene und längst verstaubte Wissen über die astronomische Navigation. Endlich sind alle Vorbereitungen für den Sonnenschuß erledigt. Die Bestimmung der Standlinie kann beginnen.

Zunächst wird der Indexfehler für den Sextanten bestimmt: er wird mit -3,5’ (Vorbogen) ermittelt.

Die Koppelposition zum Zeitpunkt der Messung beträgt 38° 50’N und 36° 08’W.

Der Peter arbeitet ordentlich in der See. Wegen dieser schwierigen Bedingungen für die Beobachtung entscheidet sich der Navigator, fünf Messungen der Sonnenhöhe durchzuführen und anschließend zu mitteln. Das sind die Ergebnisse:

  1. Messung:      51° 36,5’               16:00:15 Uhr
  2. Messung:      51° 16,0’               16:01:45 Uhr
  3. Messung:      50° 56,5’               16:03:31 Uhr
  4. Messung:      50° 42,5’               16:04:40 Uhr
  5. Messung:      50° 13,0’               16:07:22 Uhr

Alle Zeiten entsprechen Bordzeit, die gerade UTC-1 ist.

Gesucht ist der geringste Abstand zwischen der aus den gemessenen Werten errechneten Standlinie und der Koppelposition in Seemeilen. Ist das Ergebnis geeignet, die Bedenken des Schippers über die gekoppelte Position zu zerstreuen?

Zusätzlich kann Koppelposition und Standlinie graphisch dargestellt werden.

Hinweise:

  1. Die Gesamtbeschickung für den Kimmabstand des Sonnenunterrandes beträgt für 50° gemessene Höhe und 2 m Augeshöhe +12,7’.
  2. Die monatsabhängige Zusatzbeschickung für den Kimmabstand des Sonnenunterrandes ist im Nautischen Jahrbuch für den Mai mit -0,2’ angegeben.
  3. Wenn kein Nautisches Jahrbuch 2013 zur Hand sein sollte, dann findet man die Ephemeriden der Sonne im Internet unter www.kowoma.de.
  4. Gemittelt werden die gemessenen und korrigierten Höhen.

Aktuell:

(18.05.2013 1900 UTC) Nach 5-6 Wochen Abstinenz endlich einen 6lb Thun
gefangen!!!

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Aktuell:

Welch Wohlgeruch auf PvD: Die Crew ist mit Seewasser frisch geduscht und
genießt die Sauberkeit!

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Mit Wind ist alles besser…

Nachdem uns die Sache mit der fast dreitägigen Flaute gehörig zum Hals raushing, geht es nun endlich voran! Bei Wind aus Südost und unter Klüver I und Fock haben wir gestern ganze 204 Meilen geschafft!

Mittlerweile hat der Wind noch etwas weiter südlich gedreht, sodass heute Morgen nach dem Pancake-Frühstück der Sturm-Spi gesetzt werden konnte.

Und jetzt sind es nur noch 160 Meilen nach Bermuda, was man insbesondere an den geradezu winterlichen Temperaturen merkt: Des Nachts schmeißt man sich in sein wärmstes Ölzeug, kauert sich auf Isomatten und unter Fleecedecken ein und es wurde gestern sogar eine sonst heiß begehrte Salonkoje wegen Unterkühlungsgefahr gegen eine muckelig warme Koje eingetauscht. So weit ist es schon gekommen!

Zum Abschluss noch eine höchst aufschlussreiche exemplarische Angabe zu den Maschinenstunden einiger Schiffe vor uns (mal ganz abgesehen von denen, die schon längst im Ziel sein müssen…): Im Vergleich zum PvD, der bisher 33,5 Stunden unter Motor gefahren ist, haben andere auch 60 Stunden und mehr auf dem Tacho.

Es zeigt sich also, dass wir uns auf einem Segelschiff befinden und nicht auf einem Motorsegler. Das Aufholen fällt uns segelnderweise doch auffallend leichter.

Schöne Grüße von Karin und der Peter-Crew!

Sargassum

Sie haben in den vergangenen Jahren traurige Berühmtheit erlangt, denn in den fünf großen Wirbelströmen der Ozeane akkumuliert der Plastikmüll unserer Generation. So auch im Nordatlantik, wo inmitten von Golf-, Kanaren-, Nordäquatorial- und Antillenstrom ein nahezu stromloses Areal existiert. Ein Paradies für ziellos treibende Zahnbürsten, Flaschen, Fender und kleine Spielzeugboote.

Doch schon lange vor unserer Zeit, damals, noch bevor es den alten Peter gab, beschrieben die Seeleute diese Gebiete. Die Deutsche Seewarte der Kaiserlichen Marine berichtet ihrem 1910 erschienenen Segelhandbuch für den Atlantischen Ozean, welches zum verlässlichen Bestandteil unserer Bordliteratur gehört:

„Es ist also südlich des 45. Breitengrades ein vollständiger in sich geschlossener Kreislauf der Strömungen vorhanden; in dem in der Mitte befindlichen, nahezu stromlosen Raum des Zirkels treffen wir die sporadischen Anhäufungen des schwimmenden Sargassums. Die treibenden Bündel des goldgelben Beerenkrautes kann man in diesem Raum bei hundert Reisen sicherlich mehr als zehnmal erwarten. Das Kraut, welches entschieden von den Küsten der Antillen stammt, wird dort hauptsächlich durch Stürme losgerissen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Pflanzenbüschel, welche der Seemann im freien Meere auffischt, leben und auch ein gewisses, freilich geringes Wachstum zeigen, dass sie es aber nicht mehr zur Fruchtbildung bringen, wie an Ort und Stelle, wo sie angewachsen sind. Der Grund hierfür ist vielleicht Nahrungsmangel, da ja die Pflanze im Strom, in derselben Wasserumgebung, monatelang treiben. Ein Bündel Kraut dürfte von den Bahamariffen bis südwestlich der Azoren im Ganzen sicher ein Jahr wenigstens treiben, ehe es, von den Kalknetzen der Bryozoen umsponnen, langsam zu Boden sinkt. – Der Entdecker der Sargassosee ist Kolumbus; er spricht aber nicht wie seine Nachfolger Oviedo u.a. in übertreibender Weise davon, dass die Schiffe von den Tangmassen in der Fahrt behindert würden, wovon natürlich gar keine Rede sein kann.“

Es sei denn, das Schiff heißt Peter und mott mit studentischen Forscherherzen beladen durch die Flaute, als plötzlich ein solches Atlantikhighlight am Horizont erscheint…


Meeresbiologische Grüße von Bord.

Ps.: Ein Bericht aus der Vergangenheit bzw. von gestern. Aktuell brausen wir mit SE-Wind, Klüver/Fock und neun Knoten gen Bermuda.

Wann ist hier eigentlich Mittag?

Mittag ist der Zeitpunkt, an dem die Sonne auf einem Längengrad ihren höchsten Stand erreicht hat. Man sagt dann, dass sie kulminiert. Wollen wir jetzt bestimmen, wann die Sonne am 6. Mai 2013 auf 64°45` W kulminiert, müssen wir zunächst die Zeit (in UT1) bestimmen, bei der die Sonne auf dem 000° Meridian kulminiert. Den Ephemeriden des Nautischen Jahrbuches entnehmen wir den Zeitpunkt T=11:57 UT1. Jetzt dreht sich die Erde ja bekanntlich um die eigene Achse. Man kann sich aber auch vorstellen, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Diese Vorstellung findet man häufig in der Astronomischen Navigation, da sie an dieser Stelle zweckmäßig ist.

Ein Tag dauert 24 Stunden, daher kann man berechnen, dass sich die Sonne in einer Stunde um 15° um die Erde dreht (360°/24 h = 15°/ h). Da wir uns bei 64°45` W befinden benötigt die Sonne also vom 000° Meridian bis zu uns etwas mehr als 4 Stunden. In welcher Zeit die Sonne die verbleibenden

4°45` zurücklegt kann man ebenso berechnen, oder man schaut im Nautischen Jahrbuch nach. Die Winkeldistanz von 4°45` legt die Sonne demnach in 19 min  zurück. Damit ist bei uns 4 Stunden 19 Minuten später Mittag als auf dem 000° Meridian also um 16:16 UT1.

Zu Mittagszeit messen wir dann die Höhe der Sonne mit dem Sextanten und berechnen daraus die beobachtete Höhe (hb). Daraus berechnet sich die Breite: phi = 90°-hb+delta, wobei delta die Deklination für die Mittagszeit des 06.05.13 aus dem nautischen Jahrbuch ist. Mit diesen Daten kann man die Mittagsbreite bestimmen, was auch mit einer Ungenauigkeit von 12 Meilen hingehauen hat. Größere Probleme ergaben sich dabei dadurch, dass die Sonne fast im Zenit stand, so dass der korrekte Winkel schwer zu messen war.

Jetzt 13:32 MESZ befinden wir uns auf 23°25’ N und 064°28` W. Dabei weht der Wind mit 8 kn aus ESE. Wir machen mit G1 und vollem Groß leider nur knappe 5 kn. Daher werden wir gleich mal versuchen den schwarzen Peter zu setzen.

Schöne Grüße vom Peter,

Nils