Fantastisch

…und noch ein Gedicht. Intoniert nach „MFG“ von den Fantastischen Vier.
By Ringelnils featuring MC Ole

ASV – PVD und hohe See
ARC mit Flau-Te – oh weh oh weh
AIS – UKW und SSB – wir melden uns, mit Inmar-C

P-V-D
mit atlantischen Grüßen das Meer liegt uns zu Füßen, denn wir segeln drauf.
Wir kreuzen auf, weil man dafür keinen Diesel braucht. Solang der Spargel steht, geben wir nicht auf!

Hey, hey, heyeyeyey *Lückenfüller*

WCV – XTE und OLE
TTM – BUG und LEE
COG – SOG und MUG
VMG, ist nicht OK

P-V-D
mit atlantischen Grüßen das Meer liegt uns zu Füßen, denn wir segeln drauf.
Wir kreuzen auf, weil man dafür keinen Diesel braucht.
Solang der Spargel steht, geben wir nicht auf!

Hey, hey, heyeyeyey *Lückenfüller*

ABC – MOB und MGK
GPS – KaK und RWK
BVI – BDA und Hor-ta
PVD ist noch nicht da

P-V-D
mit atlantischen Grüßen das Meer liegt uns zu Füßen, denn wir segeln drauf.
Wir kreuzen auf, weil man dafür keinen Diesel braucht.
Solang der Spargel steht, geben wir nicht auf!

Hey, hey, heyeyeyey *Lückenfüller*

GE1- GE3 nur ENE
GAS – KLO und UTC
TWS – AWS und TWD
Lass mich ans RAD, so dass ich dreh!

P-V-D
mit atlantischen Grüßen das Meer liegt uns zu Füßen, denn wir segeln drauf.
Wir kreuzen auf, weil man dafür keinen Diesel braucht.
Solang der Spargel steht, geben wir nicht auf!

Hey, hey, heyeyeyey *Lückenfüller*

– Pause –

Fällt wem noch etwas mit 3 Buchstaben ein?

Whalegusherdoppelhubpumpe!

Sowas ham wir als Klopumpe! Andere stellen sich das ins Wohnzimmer!

– Pause –

Delphine!

_________

Dieser Titel ist als mp3 erhältlich: Versuch eines Liedes

Wir schreiben hiermit einen Preis aus für denjenigen, der in der Kommentarfunktion alle Abkürzungen entschlüsselt und ihre Bedeutung beschreibt. Viel Spaß!

Leichtwindtaktiken oder einfach nur Glückspiel

Heute Nacht war es endlich soweit: große Entscheidungen mussten getroffen werden. Unser unstetiger Weggefährte – der Wind – will die nächsten 2 – 3 Tage nicht so richtig mitspielen. Aktuell segeln wir noch mit 6kn SOG auf 050° COG, aber die nächsten Stunden verheißen eine deutliche Abnahme des Windes. Hierbei wird es zwei größere Wind-Zonen zwischen uns und den Azoren geben. Nördlich des 38° Breitengrades wird der Wind heute auf 1 Bft runtergehen und gleichzeitig auf E drehen. Ab Sonntagmittag wird dann nach einer ca. 3-6 Stunden langen totalen Flaute der Wind hier zuerst auf NE und dann auf N drehen mit 2-3 Bft. Südlich des 38° Breitengrades wird der Wind noch etwas länger mit 1-3 Bft. aus E wehen und dann etwas später als oberhalb des 38° Breitengrades auf NE bzw. N drehen.

Daraus ergeben sich zwei taktische Varianten:

1. Ausnutzen des aktuell guten Kurses (COG 50°; Kurs Faial: 81°; Entfernung: 512NM) mit deutlicher Nährung zum Ziel bis Mitternacht und dann weiter Kurs nach NE entsprechend den lokalen Windverhältnissen. Sobald der rückdrehende Wind dann im Norden einsetzt Anleger auf Faial (Horta).

2. Segeln eines aktuell eher ungünstigen Kurses (COG 145°; Kurs Faial: 81°; Entfernung: 512NM), anschließend Ausnutzen der deutlich stärkeren östlichen Winde südlich des 38° Breitengrades sowie dann Kreuzen gegen den NE bzw. N drehenden Wind, um Faial (Horta) anzusteuern.

Tja, so richtig ideal hören sich beide Varianten – auch ohne Berücksichtigung der lokalen Strömungen mit bis 1,4kn – nicht an. Eigentlich gleicht es mehr dem Werfen der sprichwörtlichen Münze. Interessanterweise ist „NYCTEA“ aktuell ca. 8NM querab an Steuerbord und hat sich für Strategie 2 entschieden, sodass wir bei Nutzen der Strategie 1 einen direkten Vergleich haben.

Die ersten Heimflüge – am 31.05.2013 – werden wohl eher knapp erreicht. Kann man am Flughafen anlegen?

Der Tuna-Drill

Oder: Wenn die Schöler heranwachsen

Michi hat uns alles gezeigt. Er weiß, welcher Köder zu welcher Tageszeit verwendet werden muss. Er kennt die genaue Entfernung, in der er dem Boot nachgeschleppt werden muss (immer in einem Wellenberg der Hecksee). Er hat Angeln und Spulen gebaut, Köder optimiert und Haken geschliffen. Und nun wissen wir alles (fast) über das Hochseeangeln. Der Fang zweier Tunas am heutigen Morgen innerhalb von 30 Minuten belegt dies. Einziger Wehmutstropfen: Der Meister selber hat seit Wochen keinen Fisch mehr angelandet.

Bittet man Michi um einen Kommentar zu dem Thema klingt das – im Stile der Feuerzangenbowle – in etwa so: „Die Fangquoote meiner Schööler wird von Tag zu Tag besser. Der Fang von fräschem Fäsch bedeutet sportliche Betätigung, ermöglicht eine ausgewoogene Ernährung! In dem von mir geschrebenen und viel beachtetem Buche „Biss und Riss“ unter besonderer Berücksichtigung der höheren Segelei habe ich eindrücklich geschildert, wie bei einem Tuna-Dive zu verfahren ist!“

„Rrrr. Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Rrrrrrrrrrrrrrrr. Rrrr. Rrrrr. Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr.“

Sind die ersten Laute, mit denen sich jeder unserer geschuppten Kunden ankündigt. Es folgt das Tuna-Manöver gemäß folgender Kommandotafel:

„Fisch, Fisch!“ – „An die Rute, Bremse fest!“ „Fier das Großsegel!“ – „Großsegel wird gefiert!“ (aber nicht zu weit!) „Klar bei Kurbel, hol ein den Fisch!“ – „Fisch wird geholt!“ „Prepare for Tuna-Dive!“ – „Tuna-Dive ready!” (*) „Klar bei Gaff, schlag ein den Harken!“ – „Fisch gehakt!“ „Fisch auf! Klar bei Wodka!“ – „Fisch im Cockpit!“ „Gieß Wodka in die Kiemen!“ (Den Rest hört der Tuna dann aufgrund der sinnesberaubenden Alkoholvergiftung nicht mehr.)

(*) Der Tuna-Dive bezeichnet das Manöver des letzten Augenblicks, das jeder Tuna durchführt, sobald er in Sichtweite seiner Fänger ist (also 1-2 Meter neben dem Boot). Mit einem letzten Aufgebot aller Kräfte und „full steam“ geht der Fisch senkrecht auf Tiefe und versucht zu entkommen. Zuletzt haben die Biester in letzter Sekunde oft 20-30 Meter im „free dive“ hingelegt. Wenn vorher die Bremse nicht gelöst wurde, reist an dieser Stelle oft die Leine. Bei uns nicht mehr.

Ole für die PvD Crew

P.S.: Neben der Fischerei segeln wir natürlich auch ein bisschen 😉 Derzeit mit G1 und Groß auf RWK 40°, hoch am Wind mit immerhin 5,8 kn bei 10 kn TWS. Noch 467 Meilen bis Horta.

Sturm und Drang – Harndrang am Niedergang

Harndrang am Niedergang von „Ringelniltz“

Wache vorbei, schnell noch umgezogen Der Peter prescht weiter durch Atlanktikwogen

Mein Ölzeug vom Regen durchnässt Wird schnell noch in das Schapp gepresst

Ab unter die Decke und Augen zu Ich dacht´ schon ich hätt´ endlich Ruh

Zehn Minuten später, die Blase beginnt zu drücken Wer wohl besser zum WC zu rücken

Dreißig Minuten weiter, sie gibt keine Ruh Und ich bekomme kein Auge zu

Nach einer Stunde ist es soweit Ich renne zum Klo und wäre bereit

Doch ach du Schreck die Tür ist verschlossen Was tun? Kam es mir in den Kopf geschossen

Otto saß daneben und trank sein Bier Mir war, als ob ich das Bewusstsein verlier

Gott tut das weh, ich muss jetzt pissen Die Klamotten werden aus dem Schapp gerissen

Am Heckkorb dann endlich ließ ich es fließen Trotz Regen und Sturm ein Moment zum genießen

Sofort über Bord

Da wäre noch die Sache mit dem Klopapier. Es ist ja allgemein bekannt: In der Toilette auf einer Yacht wird kein Papier entsorgt. Normalerweise jedenfalls. Denn – eine verstopfte Toilette, das ist SO unappetitlich, dass alles andere besser ist als das. Wie heißt es so schön? Nur was vorher auch den Körper durchlaufen hat, darf da rein. Alles andere eben nicht. Also muss eine Lösung her für das Papier. Das wiederum könnte in einen Beutel, der bei der Wärme exorbitant anfangen würde zu stinken, weshalb es also keinen Beutel gibt, sondern nur die eine – sehr öffentliche und daher spannende Alternative bleibt: sofort über Bord!

Ohne Frage könnten hohe Wetten abgeschlossen werden, ob es der Papier-Klumpen über die Seereling schafft oder sich vorher noch fliegend entrollt und verfängt – mit allen damit verbundenen Peinlichkeiten und der garantierten Aufmerksamkeit der gesamten Crew. Doch das geschieht nicht. Aus logischerweise genau einem Grund: Jeder könnte der nächste sein, dessen Entsorgungsversuch scheitert.

Also läuft es eigentlich immer gleich: Im Niedergang des Mittelcockpits erscheint ein Kopf und nimmt konzentriert Maß – runde 2m50 bis zum Seezaun, Wind- und Luftströmung – manchmal ist es eben, wie eine Feder gegen den Wind werfen zu wollen. Und dann folgt – mal ehrlich, jeder kennt doch die belämmerte Flugbahn einer Feder gegen den Wind – im klaren Bewusstsein den Elementen und dem Schicksal ausgeliefert zu sein – der Versuch den kleinen, weißen Flugkörper über Bord zu werfen. Das kann entschlossen durchgezogen sein, zögerlich ob der Konsequenzen falls es nicht gelingt, desinteressiert, cool, dem Schicksal ergeben oder sonst wie taktisch – mancher lässt den Blick folgen und kontrolliert ob die Ladung im Meer gelandet ist, mancher tuts und verschwindet.

Die Stile mögen unterschiedlich sein, zweierlei gilt für alle: Hoffentlich immer nach Lee und: Mit Können hat das nur wenig zu tun. Denn sollte sich die Wicklung auch nur an einer einzigen Stelle ein winziges Bisschen abwickeln, beginnt das Desaster seinen Lauf zu nehmen. Es wächst ja gleich der Luftwiderstand und das Ding wird unweigerlich abgebremst, was der Flugbahn die entscheidenden Zentimeter bis hinter den Relingszaun kosten könnte. Was im Übrigen ganz sicher der Fall ist, wenn sind die Papierkugel im Flug komplett entrollt. Dann ist der bescheuerte Beispielfall der Feder gegen den Wind nämlich beinahe perfekt nachgebildet.

Die Tücke der Aktion kann jeden treffen: Die Besatzung im Achtercockpit weiß das (jeder weiß das) und verfolgt deshalb das Geschehen mit leichter Verspannung: Einerseits nicht hin gucken, um den Werfer nicht unter Druck zu setzen andererseits aber ist es wichtig, das Ganze im Blick zu behalten, denn im Fall, dass der kleine weiße Flugkörper sich doch entrollt und in Gestalt weißer Fähnchen gen Achtern zu flattern beginnt, sollte man das wissen….

Tja: Und was dann?? Dann ist es zu spät! Es hilft nur Vorbeugen und Perfektionieren. Glücklich können sich die schätzen, die das Ende einer Klorolle erwischen. Da lässt sich das corpus delicti in die Papprolle stopfen und die fliegt super. In allen anderen Fällen geht es darum – wie beim Schneeball – ein möglichst kompaktes Produkt auf den Weg zu bringen. Manche schwören darauf, die Wickelenden leicht anzufeuchten (damit sie nicht so leicht aufflattern) oder den ganzen Papierball mit einer feuchten Lage zu umkleiden und es gibt noch viele weitere Techniken. Worüber allerdings die wenigsten reden, sie tuns einfach. Mehrfach am Tag, über gut 1700 Meilen. Und auch wenn wir unter Umständen die Regatta – ähm – Ralley nicht gewinnen sollten, in der Spezialkreis Navigation von Klopapier über Bord, sind wir dann sicher alle perfekt.

Von einer Wasserflasche inspiriertes Flautengeschreibsel

Ich sitze in Meiner Koje im Salon. Es ist ca. 10.30 und das Schiff schaukelt. Mein absoluter Lieblingszustand auf See ist eingetroffen. Flaute – plus Dünung. Ich sitze also wie gesagt im Salon und bereite mich mental darauf vor den im Kühlschrank vor sich hinkühlenden Thunfisch mit einem recht stumpfen Messer möglichst verlustfrei zu filetieren mit dem Ergebnis eine kleine Vorspeise für die Pizza, die Ole seit Stunden in der Pantry zusammenzimmert zu kredenzen. Während ich hier sitze (ich kann es nicht oft genug erwähnen) starre ich auf eine Wasserflasche, die auf der Back liegt. Sie ist glücklicherweise nicht zylindrisch und daher rollt sie nicht zwischen den Schlingerleisten hin und her. Sie neigt sich nur, angetrieben von der Trägheit ihres Inhaltes unaufhörlich von rechts nach links – sehr meditativ, fast schon hypnotisierend. Rechts – links – rechts – links, begleitet durch eintöniges knallen des Großsegels. Immer wieder gerne betrachte ich das Etikett der Flasche. Sie ist eine der über 300 auf Tortola gekauften 1,5 Liter-PET-Flaschen. Wir haben natürlich das billigste genommen, das aber erfreulicherweise trotzdem sehr lecker schmeckt. Es handelt sich immerhin um echtes Quellwasser. Dies wird auf dem wunderschönen Etikett eindrucksvoll unterstrichen. Zu sehen ist ein Wasserfall im Regenwald. Kenner der westindischen Inseln mögen jetzt vielleicht schon in Nostalgie verfallen, denn es handelt sich tatsächlich um Loubiere von Dominica. Irgendeine sehr interessante Handelsbeziehung zwischen den BVI und Dominica hat dazu geführt, dass wir hier in der Flaute auf dem Atlantik sitzen und Wasser von unserer absoluten Lieblingsinsel trinken können. Ich sitze hier, starre auf die Flasche und freue mich.

Die Nacht ist nicht allein zum schlafen da

Die Gangster schaffen es gerade so um die nächste Hausecke, sonst wären sie jetzt dran. Die schwarze Limousine legt sich mit quietschenden Reifen in die Kurve. Rasante Tour, traut man so einem 20 Jahre Schlitten gar nicht zu. Hah! Und jetzt sind sie geliefert. Da vorn geht’s nicht weiter. Immer näher kommen sie, noch liegen die Gesichter im Schatten, doch gleich fällt das Licht darauf. Sie……“Hey aufstehen! Wachwechsel!“

Wir sind 12 Leute an Bord, segeln ohne Autopiloten und haben eine Menge zu tun. Segelwechsel etwa, beschäftigt uns vollauf: G1 raufschleppen, aufs Vorschiff schleppen, setzen und auch bald wieder runter oder wieder rauf, hängt halt am Wind. Es gibt schließlich für jeden Wind das richtige Segel. Alle 4 Stunden in der Nacht und am Tag alle 6 Stunden wechseln wir die Wachen. Das heißt: Immer nachts aufstehen, nie nachts ausschlafen.

Und ja: Und meistens ist wohl der erste Gedanke, auch ohne wüsten Traum mit Gangsterjagd: „Oh nein, bitte nicht ! ….Bestimmt ist es wieder lausig kalt, vielleicht nass und die vier Stunden werden endlos werden.“ Aber dann kommt alles ganz anders: Der Schritt an Deck versöhnt für alles. Die Luft ist irgendwie lau. Der Mond taucht den Ozean in silbernes Licht. Alles ist silbrig hell vom kalten Mondlicht, glasklar! Sogar die Sterne sehen blasser aus als sonst, weil die alte Frau Luna alles gibt.

Ist der Mond erst untergegangen zeigt der Himmel sein unfassbares Sternenmeer. Alles Unfug, was schon die Kinderbücher erzählen! Also, dass der Himmel schwarz ist und die Sterne die hellen Pünktchen darauf. Alles Quatsch. Hier auf dem Atlantik sieht es jedenfalls ganz anders aus. Der Himmel ist übersät mit Sternen, ist eigentlich nichts sonst als Sterne und das Schwarze der Nacht findet sich in den winzigen Zwischenräumen. Hallo zu Hause! Guckt doch heute Abend mal an den Himmel und sucht den großen Wagen. Da sind die vier Sterne an den Ecken und darin? Wie sieht es darin aus? Ziemlich schwarz und sonst nur wenig, oder? Hier ist der Wagen gesprenkelt, wie mit Airbrush-Technik, voller Sterne!

Ein Schauspiel, das erst endet, wenn langsam der Osthimmel einen hellen Streifen bekommt und der Morgen herauf zieht. Wo sonst kommt einem die Nacht mit ihrer Schönheit so nahe? Jeden Tag sitzen wir viele Stunden in der Dunkelheit an Deck. Hier draußen ist die Nacht Teil von jedem Tag mit all ihrer Schönheit. Dazu zieht das Boot ruhig seine Bahn. Es rauscht gleichmäßig. Wellen laufen vorbei oder drunter durch und Meile um Meile bleibt im Kielwasser zurück. Auch das glitzert manchmal. Meeresleuchten, als würden auch da die Sterne funkeln.

Wozu also schlafen in der Nacht und träumen? Gangster lassen sich am Tag genauso gut erledigen.

Festessen zu Pfingsten

Nachfolgender Blogeintrag stammt vom Pfingstmontag: Wir Norddeutschen essen gern „Labskaus“. Das ist ein uraltes Seefahrergericht. Kartoffen, Rote Beete, Zwiebeln werden gestampft und gemischt. Böse Zungen sagen, es sieht aus, als sei es schon mal gegessen worden, doch es schmeckt einfach super. Dazu kommt saure Gurke, Spiegelei und im Original Rollmops. Und seit heute schmeckt es noch besser als in der vergangenen Jahrhunderten ;-)! Bei uns an Bord hat der Smut ein sensationelles Thunfisch-Labskaus auf die Back gezaubert – statt Rollmops gibt es edelsten, fangfrischen Thunfisch dazu! Ein sechs Pfund Prachtexemplar gegart im Ofen mit Knoblauch und ein paar Kräutern. Ein echtes Festessen mitten auf dem Atlantik und aus dem Atlantik.

Er fährt wieder, der Peter!

Heute gibt es gute Neuigkeiten mitten vom großen Ozean zu berichten, wobei das „mitten“ seit den frühen Morgenstunden wörtlich zu nehmen ist. Pünktlich zur Fertigstellung der 17-seitigen „Mid-Ocean News“ kam letzte Nacht nach eintägiger Flaute endlich wieder schöner Segelwind auf, sodass wir nun schon seit mehreren Stunden mit mehr als 9 Knoten unter Klüver I, Fock und Groß im ersten Reff ganz manierlich dahinfegen. Das wurde aber auch Zeit! Irgendwie habe ich mir diesen Atlantik streckenweise etwas windiger vorgestellt. Doch mit all diesen Ereignissen ist der Bericht noch nicht abgeschlossen. Während des Frühstücks heute Morgen wurde wildes Geschrei an Deck angestimmt: „30 Grad abfallen! Alle Mann an Deck! Macht die Boote klar und bereitet die Harpunen vor…!“ (Man merkt vielleicht, dass die Lektüre von Moby Dick bei einigen Crewmitgliedern tiefen Eindruck hinterlassen hat.) Und da waren sie tatsächlich, die Wale! Oder zumindest einer. Ganz hinten am Horizont. Ok, man hat zumindest den Blas gesehen. Aber den dafür ganz deutlich… Und zu guter Letzt noch eine Anmerkung zur Fischversorgungslage auf dem Peter: Wir angeln jetzt immer nur noch von 16.45 – 17.15 Uhr. Das genügt vollkommen, um pünktlich zum Abendessen etwa sechs Pfund feinsten Thunfisch auf den Teller zu bringen. Ihr wisst ja – ein gutes Seepferdchen hüpft immer nur so hoch, wie es darf.

Viele Grüße von Schiff und Crew, Karin

Morgendämmerung

Nach dem Frühstück, meine Freiwache hat soeben begonnen, äußere ich laut die Frage, was tun mit dem angebrochenem Morgen. Sogleich prasselt eine Salve von Vorschlägen auf mich ein. Der letzte kommt von Ole: „Einen Blog-Eintrag schreiben“.

Doch womit füllt man den Artikel? Alle äußeren Ereignisse auf dem Törn – gefangene, fast gefangene und nicht gefangene Fische – sind im Blog längst beschrieben. Beim Meditieren über die Frage stelle ich fest, dass es dieselbe ist, die in anderer Form immer wieder (verständnislos) von Freunden, Bekannten und Verwandten gestellt wird: Wie kann man drei Wochen des wertvollen Urlaubs auf dem Atlantik auf einem 55 Fuß Schiff verbringen, ohne irgendetwas anderes zu sehen als Wasser, Wasser, Wasser und immer wieder die gleichen elf Gesichter? Ich versuche diese Frage mit der Schilderung der ersten zweieinhalb Stunden des noch jungfräulichen Tages zu beantworten.

Um halb vier Uhr Bordzeit weckt mich das „reise, reise“ zu meiner Wache. Eigentlich ist es noch viel früher. Wir befinden uns auf ca. 53° westlicher Länge, nach Zonenzeit ist es also erst halb zwei Uhr, tiefste und vor allem pechschwarze Nacht. Keine gute Zeit zum Aufstehen! Halb verschlafen beginnt das Anziehen. Der Peter liegt ordentlich auf dem Ohr, das Vorschiff verstärkt das Rollen und Stampfen des Schiffes noch einmal. Man muß sich sorgfältig festkeilen, um beim Anziehen nicht über Stag zu gehen. Ein Bein in die zugehörige Öffnung der Hose zu stecken, das bedarf im heimatlichen Schlafzimmer keiner besonderen Planung. Im Vorschiff des in der Welle arbeitenden Peters ist das anders. Das betreffende Bein und eine Hand, um die Hose entsprechend zu positionieren, stehen für das Festhalten nicht zur Verfügung. Verbleiben noch eine weitere Hand und ein Bein zum Abstützen. Das ist zu wenig. Alle sonstigen noch freien Körperteile müssen überlegt eingesetzt werden. Andernfalls würde man bei einem plötzlichen Überholen wie eine Kanonenkugel durch das Schiffsinnere schießen. Grob geschätzt müssen ungefähr 10 Ärmel und 8 Hosenbeine gefüllt werden bis man seefertig ist, dazu kommen Socken und Seestiefel. Das Anziehen ist also richtig Arbeit und 20 Minuten Zeitaufwand sind dafür eher knapp geplant.

Das sind die Mühseligkeiten des Segelns. Jetzt kommen die Freuden. Kaum an Deck angekommen, umfängt mich der Zauber der Atlantiknacht. Wir haben 20 bis 25 Knoten Wind. Der Peter schießt mit halbem Wind unter Genua 3 und einmal gerefftem Groß mit 8 – 9 Knoten durch die dunkle Nacht. Bug- und Heckwelle rasen mit großer Geschwindigkeit am Schiff vorbei, das Meeresleuchten sorgt für ein ständiges Glitzern und Funkeln des Schaums. Dazu das Bewusstsein der Einsamkeit, unter 500 sm Entfernung in jede Richtung gibt es kein Land.

Später, mittlerweile stehe ich am Ruder, zeigen sich die ersten Vorzeichen des nahenden Morgens. Langsam heben sich voraus vom eintönig dunklem Himmel schwarze Wolken ab. Hinter ihnen beginnt sich das Firmament zu erhellen. Einige Flecken hellblauen Himmels füllen den Raum zwischen den Wolken aus. Langsam färben sie sich rötlich-golden. Eine Ahnung des ewigen Laufs der Zeiten macht sich breit. Dazu das monotone Rauschen von Welle und Wind. Segelschiffsromantik pur.

Um 6:00 Uhr, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, wird meine Wache abgelöst. Ich bedauere die Ablösung schon fast, denn den eigentlichen Sonnenaufgang werde ich nun unter Deck beim Frühstück oder in der Koje verpassen.

Ottfried für die PvD-Crew