Die Flucht in der Presse

Am heutigen Tag erscheint auf Seite 162 der Kieler Nachrichten mal wieder ein schöner Artikel über unsere Flucht. Autor Ralf Abratis interviewte dazu Maike, die nach wie vor unser Organisationsteam leitet.

Viel Spaß bei der Lektüre!

Futterneid

Ich kannte ihn eigentlich nicht, ich hatte ihn noch nie erfahren. Immer zuvor hatte es Essen gegeben ohne Neid. An Bord des Peters lernte ich neu. Es war das Gefühl, dass die anderen aßen, während ich die Bodenbretter abfegte; dass sie tranken, während ich das Deck klarierte. Die Sorge war geboren, dass ich nicht genug abbekäme. Trotz Bunkerkauf alle vier bis fünf Tage, trotz irrer Mengen Süßkartoffeln und saftigster Papaya. Ich passte nun genau auf: Wir waren zu elft, ein Elftel stand mir also zu, mit Glück etwas mehr. Und ich wollte mehr: Vom Labskaus, von den Beefburgern, von der Fischsuppe, den Fajitas, dem gegrillten Thunfisch, den vielen Kuchen, dem karibischen Linseneintopf. Kaum erhielt ich am Tisch meine Mug, schielten meinen Augen zum Nachbarn um zu sehen, wie gefüllt dessen war, in der Bereitschaft, einen Missstand dringlich zu äußern. Noch bevor ich meine Magenwandspannung erfasst hatte, rief ich laut nach Nachschlag. Ich initiierte Zwischenmahlzeiten, kontrollierte genau die Brotscheibenanzahl der anderen sowie die Marmeladenschichtdicke auf diesen, stopfte mich beim Smuten bereits voll und erkundigte mich nach der Menge des jedem (und somit insbesondere mir) zustehenden Safts. Der Futterneid erfasste Besitz von mir, keine Sekunde mehr ohne die in der Bilge gestapelten Vorräte: Körbeweise Gemüse, zehn Kilo Nudeln, acht Sack Kartoffeln, 230 Liter Saft, Milch, Wasser. Und achteraus zappelt ein Fisch an der Angel.

Katja für die PvD-Crew

„La Maya desnuda“ von Goya zum Gespräch beim PvD-Express

Das Treffen fand beim Bitter End Yacht Club auf der Insel Virgin Gorda, welche zu den British Virgin Islands gehört, am 23.04.2013 statt. Für den PvD-Express war Andrea unterwegs.

PvD-Express: Sehr geehrtes Fräulein Maya, wir freuen uns sehr, dass Sie hier auf Virgin Gorda Zeit für ein Gespräch mit uns haben.

Maya: Die Freude ist ganz meinerseits, habe ich doch seit gut zwei Wochen immer dieselben Leute vor mir.

PvD-Express: Aber nun erstmal zum Anfang ihrer Geschichte. Seit wann leben Sie auf dem Vereinsschiff des ASV in Kiel?

Maya: Es muss Ende November 2012 gewesen sein, als ich von diesen großherzigen Seglern aufgelesen und an Bord gebracht wurde.

PvD-Express: Aufgelesen? Erzählen Sie, was ist Ihnen widerfahren?

Maya: Tja, es war mein Schicksal, ich mag es kaum aussprechen, als Abfall auf den Straßen von Las Palmas, der Hauptstadt von Gran Canaria zu landen. Aber dann kamen diese Segler mit offensichtlichem Kunstverstand und nahmen sich meiner an. Zunächst diente ich als Geburtstagsgeschenk für einen der tapferen Atlantiksegler, namentlich Nick Reichard, bevor ich dann auf Dauer im Salon des PvD verbleiben durfte.

PvD-Express: Nein, welch glückliche Fügung! Wie ging es dann weiter auf dem Segelboot, denn so ein Schiff ist ja nicht nur für den Hafen da.

Maya: Ja ja, Sie sagen es. Nach einigen erfreulichen Tagen, während derer mir große Aufmerksamkeit zuteil wurde, kamen dunkle 15 Tage. Der Schiffer der Atlantiküberführung konnte so eine Schönheit wie mich nicht an Bord tolerieren und verbannte mich kurzerhand wieder an den Straßenrand. Aber erneute zeigten die tüchtigen Segler vollen Einsatz und versteckten mich hinter der Salonbank vor den Augen des Schiffers. So war es zwar dunkel und stickig (puhhh!), aber immerhin konnte ich an Bord bleiben und wurde auf der anderen Seite des Atlantiks in der Karibik wieder ans Licht geholt.

PvD-Express: Welche Erleichterung das gewesen sein muss.

Maya: Oh ja! Obwohl ich die karibische Inselwelt nie mit eigenen Augen gesehen habe.

PvD-Express: Wie kommt das?

Maya: Nun ja, ich bin wie Sie sehen können, eine jungfräuliche blasse Schönheit auf ein Gemälde gebannt. Das Verlassen des Schiffes täte vermutlich weder meiner Jungfräulichkeit noch meiner zarten Blässe gut.

PvD-Express: Da haben Sie natürlich recht. Aber wie vergehen Ihre Tage dann?

Maya: Oh, sehr abwechslungsreich! Diese Segler von heute sind ja sehr aktiv, und ich habe sozusagen einen Platz in der ersten Reihe. Ob sie eines ihrer aufwendigen Abendessen zubereiten, sich den Genüssen des Alkohols hingeben, gemeinschaftlich singen und sogar tanzen oder Regatta auf höchstem Niveau segeln. Letzteres kann ich natürlich nur eingeschränkt beurteilen, aber ich meine, eine Flagge mit dem 3. Platz bei der Heineken-Regatta gesehen zu haben. Jedenfalls findet alles direkt vor meinen Augen statt.

PvD-Express: Und wie wird es weitergehen für Sie?

Maya: Nun, die Altantikrücküberführung steht unmittelbar bevor. Diesmal stehen die Chancen, die Altantikreise im Tageslicht verbringen zu können jedoch deutlich besser. Es scheint, dass der Schiffer mir sehr zugetan ist. Irgendwann im Laufe des Sommers wird das Schiff dann wieder seinen Heimathafen Kiel anlaufen, wo ich übrigens noch nie gewesen bin. Schon jetzt wird an Bord viel über die sogenannte „Welcome Party“ gesprochen, und ich hoffe sehr, dabei sein zu können.

PvD-Express: Sehr geehrte Maya, wir wünschen Ihnen alles Gute für den weiteren Verlauf der Reise und danken für dieses erfreuliche Gespräch.

Urplötzlicher Anstieg des Meeresspiegels

Nach dem wir die Marina von Peter Island bei gutem Wind aus Ost (wen wundert`s) verlassen haben, setzten wir aus Übungszwecken die Sturmbeseglung. Selbst mit dieser Besegelung machten wir gut Fahrt durchs Wasser. So passierten wir die südliche Küste von Tortola mit Kurs auf Soper’s Hole. Nachdem der Wind etwas abflaute, haben wir das Trysegel geborgen und das Großsegel gesetzt. Neuer Kurs Great Harbour auf Jost van Dyke, wo wir eine Mooring direkt vor Foxy’s Tamerind Bar ergatterten. Am Nachmittag trudelten nach und nach alle einmal zur Soggy (eng. Feucht, durchnässt) Dollar Bar, die ihren Namen durch die durchnässten Dollarscheine, mit denen die Segler für gewöhnlich zahlen, erhalten hat. Hier wurde der berühmte Painkiller gekostet, welcher in dieser Bar erfunden wurde und von hier seinen Siegeszug um die Welt aufnahm. Abends stattete die gesamte Crew dem Foxy`s noch einen Besuch ab, es gab live Musik und es wurde sich ein weiteres Mal an der Wand verewigt. Also, sollte mal einer von euch hier sein, sucht doch mal den „Flucht in die Karibik“ Aufkleber. Als die Crew spät am Abend zurück zum Boot kam wurde ein signifikanter Anstieg der Wassertiefe registriert. Längere Diskussionen in der Crew führten nur zu einer logischen Antwort – in Kiel wurde (hoffentlich erfolgreich) gekrant. Wir hoffen ihr seid nicht zu erschlagen und habt augenblicklich eine schöne Slip-Party. Heute Morgen ging es dann zunächst zum Proviantieren nach Soper’s Hole und schließlich bei großartigem Wind und durch starke Bewölkung angenehme Temperaturen zur östlichen Spitze von Tortola. Hier liegen wir jetzt mit gerade einmal zwei weiteren Booten in einer prächtigen Ankerbucht und bereiten uns auf den ersten Grillabend der Etappe vor.

Karibische Gefühle für zu Hause – der Painkiller: 6 cl Navy Rum, 9 cl Ananassaft, 3 cl Orangensaft, 3 cl Kokusnusscreme. Den finalen Schliff erhält das Getränk durch die zarte Bestäubung mit einigen Muskatnussraspeln.

In diesem Sinne, beste Grüße von Nils und der Crew.

A „relaxed“ day on the beach

Es ist soweit, dass es soweit ist. Oftmals ist die Aufgabe auf andere Crewmitglieder, ja sogar den Wachführer und den Skipper selbst entfallen. Aber heute werde ich, Gast vom Münchner ASV auf dieser Etappe, ein paar Zeilen zu den letzten Tagen auf dem Peter schreiben.

Zunächst einmal möchte ich daher die Chance nützen, mich für die Teilnahme bei dieser wunderbaren Etappe zu bedanken. Das Schiff, Euer ganzer Stolz, der Peter von Danzig, hat mich schon im letzten Jahr beeindruckt, als ich ihn gesehen habe. In Fahrt durch Wasser macht er zudem richtig Spaß! Nach der etwas längeren Kreuz von Santo Domingo zu den BVI’s lief er souverän gegen die 20 bis 30 Knoten Wind an und brachte uns schneller als gedacht in das karibische Paradies. Oder sollte man sagen, das „Segler-Mekka der Karibik“?

Hier auf den BVI’s gibt es mehr Kojen als Einwohner. Überall sind „Sunsail“ und „Mooring“ Schiffe zu sehen. Und ganz gleich, was die KVR regelt. Hier gilt Charterboot vor Seglern mit Segelscheinen.

Anfangs waren wir vermutlich alle etwas schockiert, wie überlaufen das Revier mit Segelbooten ist. Ankerplätze sollten vor Mittag angelaufen werden, um noch einen guten Platz zu finden. Doch trotzdem ist das Revier voller ungeahnter Schönheiten. Auf einem Landgang haben wir den höchsten Punkt der Insel bestiegen. Als Münchner waren die 500 Meter dabei zwar keine echte Herausforderung, aber die kleinen farbigen Häuser, engen Straßen, alte verrostete Autos in den Büschen und kläffende Hunde vermittelten uns das echte Flair der BVI’s. Highlight sind aber die Schnorchelspots der vielen, kleinen Inseln. Jeder von uns hat inzwischen Schildkröten, Barakudas, Seesterne, Muränen, und ganz viele andere bunte Fische gesehen. Und nach der Einweisung von „Divemaster Jens“ sind wir bestens über die Physik des Tauchens aufgeklärt.

Andrea hatte ja schon angekündigt, dass wir an der Westseite von Peter Island am Great Harbour vor Anker lagen. Die Insel ist ein einziges, gigantisches Luxusresort von ca. fünf mal fünf Seemeilen in dem wir alle Anlagen mitbenutzen dürfen.

Leider sind wir erst gegen Mittag eingelaufen. Gleich nach einem leckeren Linseneintopf sind wir dann aber auch schnell aufgebrochen und haben uns an Surfbrettern, im klimatisierten Gym (Fitnessraum), auf dem Tennisplatz und auf Seekajaks ausgetobt. Krönender Abschluss des Schnuppertages in die Welt der Superreichen war es, den Tag im Whirlpool ausklingen zu lassen. Schon komisch, aber trotz der angenehm warmen Temperaturen irgendwie angenehm, sich bei 40 Grad warmen Wasser den Sonnenuntergang anzusehen.

Grüße nach München und Kiel!

Christofer

Der Peter auf Peter Island

Wie bereits auf der Voretappe sind wir gestern Nachmittag wieder in der Bucht Great Harbour auf Peter Island vor Anker gegangen. Diesmal aber mit vorheriger Umrundung der Insel unter Segeln. So konnten gleich alle Strände und die schönsten Aussichtspunkte inspiziert werden. Da hier nur wenige Moorings ausliegen, teilen wir die Bucht nur mit einer kleinen Handvoll Yachten, was hier auf den BVIs als absolute Ausnahme gelten muß. Außer den wenigen Yachten befindet sich nur ein 5 Sterne Resort auf Peter Island. Die Pools, Liegestühle und Bars erscheinen nur wenig bevölkert. Promis wurden auch noch nicht gesichtet. Aber das beste ist, wenn man bei der zum Resort gehörigen Marina festmacht, ist die Nutzung sämtlicher Pools und vor allem der Wassersportgeräte (Katamarane etc.) inklusive! Wir werden nochmal die genauen Konditionen auskundschaften und vielleicht kommen wir wieder und gönnen uns einen Tag im 5 Sterne Resort, wir sind ja schließlich auf den BVIs!

Beste Grüße von Bord, wo es heute bereits den dritten Geburtstag der Etappe zu feiern gibt!

Andrea

Angekommen

Wir sind heute Nacht gegen 2 Uhr in der Pirates Bight auf Norman Island angekommen. Die letzten Meilen waren zwar auch noch windig, aber mit der Aussicht bald am Ziel zu sein, saß die gesamte Crew gut glaunt an Deck. Am perfekten Ankerplatz haben wir den Pflug ins Wasser geworfen, das Boot aufgeklart und einen kleinen Nachtsnack genommen. Einige hagen das ruhige Wasser für eine kleine Badung bei vereinzeltem Meeresleuchten genutzt. Heute morgen wurde dann noch ein bisschen geschnorchelt und ein 5 Meilen Schlag nach Road Town gesegelt. Hier liegen wir im Hafen von Sunsail. Nach den üblichen Bootsarbeiten in der Mittagshitze belohnen wir uns heute Abend mit selbstgemachten Burgern.

Windige Theorien

Es gibt Momente in der Nachtwache, da entzünden sich die Gemüter. Etwa an der Frage: Was ist der beste Kurs, um gegen Wind und Strom zu kreuzen? (Annahme: homogene Strömung, Wellen vernachlässigbar.)

Nach einigen Stunden Diskussion haben sich hier zwei Lager gebildet, die eine der folgenden Thesen vertreten:

A) Man fährt etwas spitzer als den Idealkurs nach Luv, kneift also etwas Höhe. (Idealkurs bezeichnet denjenigen Amwindkurs, bei dem im strömungsfreien Fall maximale Fahrt nach Luv gemacht wird.)

B) Man fährt auch gegen den Strom den gleichen Kurs zum Wind, wie es im strömungsfreien Wasser wäre.

C) Man wählt einen etwas tieferen Kurs, als der Idealkurs.

Wir möchten an dieser Stelle unsere Leser aufrufen, sich mittels der Kommentarfunktion an der Diskussion zu beteiligen. Für die beste Erklärung der richtigen Antwort ist ein Preis bei der Welcome-Party ausgeschrieben!

Gruß vom Peter (gegen 2 kn Strom kreuzend), 40 Meilen vor den BVI.

Halbzeit

Es liegen jetzt noch 150 Meilen vor uns bis Tortola. Die letzten 150 Meilen waren verglichen mit den letzten Wochen seglerische Schwerstarbeit: Wind mit bis zu 30 kn von vorne, Strom mit 1-2 kn auch von vorne. Wir fahren im 3-Wachen-System, was sich bislang gut bewährt. Viel mehr als 10 Meilen nach Luv schaffen wir derzeit aber kaum in 3 Stunden. Ansonsten alles gut an Bord, an Backbord querab sieht man Puerto Rico unter Wolken am Horizont. Wir melden uns, wenn wir da sind.

Kreuz beginnt!

Nun lassen wir nach einer friedlichen Ankernacht vor der dominikanischen Insel Saona die Dom. Rep. endgültig hinter uns und segeln wieder Richtung Osten. Wir befinden uns also mittlerweile eindeutig auf der Rückfahrt nach Kiel! Die Wettervorhersage verspricht allerfeinsten Ostwind mit etwa 15-25 Knoten. Dazu noch etwas Gegenstrom und strahlende Sonne. Die Crew ist hochgradig motiviert: Während der Ankerwache der letzten Nacht wurden die Positionen in selbst gezeichnete Mercatorprojektionskarten eingezeichnet, der Sextant ist fast pausenlos in Gebrauch und gerade haben wir den Anker unter Segeln aufgeholt… In diesem Sinne viele Grüße von Karin und der Peter-Crew