Futterneid

Ich kannte ihn eigentlich nicht, ich hatte ihn noch nie erfahren. Immer zuvor hatte es Essen gegeben ohne Neid. An Bord des Peters lernte ich neu. Es war das Gefühl, dass die anderen aßen, während ich die Bodenbretter abfegte; dass sie tranken, während ich das Deck klarierte. Die Sorge war geboren, dass ich nicht genug abbekäme. Trotz Bunkerkauf alle vier bis fünf Tage, trotz irrer Mengen Süßkartoffeln und saftigster Papaya. Ich passte nun genau auf: Wir waren zu elft, ein Elftel stand mir also zu, mit Glück etwas mehr. Und ich wollte mehr: Vom Labskaus, von den Beefburgern, von der Fischsuppe, den Fajitas, dem gegrillten Thunfisch, den vielen Kuchen, dem karibischen Linseneintopf. Kaum erhielt ich am Tisch meine Mug, schielten meinen Augen zum Nachbarn um zu sehen, wie gefüllt dessen war, in der Bereitschaft, einen Missstand dringlich zu äußern. Noch bevor ich meine Magenwandspannung erfasst hatte, rief ich laut nach Nachschlag. Ich initiierte Zwischenmahlzeiten, kontrollierte genau die Brotscheibenanzahl der anderen sowie die Marmeladenschichtdicke auf diesen, stopfte mich beim Smuten bereits voll und erkundigte mich nach der Menge des jedem (und somit insbesondere mir) zustehenden Safts. Der Futterneid erfasste Besitz von mir, keine Sekunde mehr ohne die in der Bilge gestapelten Vorräte: Körbeweise Gemüse, zehn Kilo Nudeln, acht Sack Kartoffeln, 230 Liter Saft, Milch, Wasser. Und achteraus zappelt ein Fisch an der Angel.

Katja für die PvD-Crew