55 tolle Sachen möcht’ ich in der Karibik machen! Folge 44/55: Verschiedenste Rum-Sorten kennenlernen

Rum ist gut. Das wissen Seeleute schon seit vielen hundert Jahren und so ist es nicht verwunderlich, dass der Rum und die Seefahrt wie miteinander verwoben scheinen. Dies liegt unter anderem daran, dass auf den Überfahrten in die Kolonien Wasser und Bier regelmäßig verdarben und so die Royal Navy auf die Idee kam den Matrosen Rum zu trinken zu geben.

Da fällt mir direkt eine kleine Anekdote zu ein. Admiral Vernon, der Old Grog genannt wurde (er trug einen Regenmantel aus Grogram), streckte den Rum mit Wasser und würzte ihn, wenn vorhanden mit Limettensaft und Zucker, damit seine Crew immerhin einigermaßen einsatzfähig war. Der findige Leser kann sich sicher denken, welches, auch hier in Norddeutschland beliebte Getränk, aus dieser Sitte entstand.

Zurück zum eigentlichen Thema. Rum ist nicht gleich Rum. Er wird in fast allen Ländern der Welt produziert, in denen Zuckerrohr angebaut wird. So verschieden die Länder sind, so verschieden ist dann letztendlich auch das Ergebnis der Destillation, die auf unterschiedlichste Weise durchgeführt wird. Sehr schön ist, dass viele der Rum produzierenden Länder auf unserer Reiseroute liegen. Da ich selber erst auf den Kanaren dazu stoßen werde, fange ich einfach dort an, ein paar der Rumarten und Sorten, die wir kennenlernen können, vorzustellen.

Da auf Gran Canaria Zuckerrohr angebaut werden kann, finden sich dort einige Destillerien (z.B. Arehucas). Dies führt dazu, dass Spanien einen der größten Rummärkte Europas besitzt.

Der nächste Stopp auf der Reise wird St. Lucia sein. Hier wurde der Zuckerrohranbau durch den der Banane ersetzt und somit wird der einzige Rum von der St. Lucia Distillers Group of Companies produziert. Die Melasse wird aus Guyana importiert.

Die nächste und rumtechnisch deutlich interessantere Insel ist Martinique. Um genau zu sein wird dort kein Rum, sondern Rhum produziert. Es handelt sich hierbei um den, von Holger schon beschriebenen, Rhum Agricole. Dieser wird auch auf den anderen französischen Übersee-Departements Guadeloupe und La Réunion hergestellt. Auf Martinique gelten für die Herstellung gesetzliche Regeln, die sehr gut in dem für den gesamten Artikel als Grundlage benutzten Buch „Cocktailian 2: Rum & Cachça“ nachzulesen sind. Ich selber bin ein riesiger Fan von Agricole, da er einfach eine unvergleichliche Frische im Geschmack aufweist. Ich hoffe natürlich, dass ich in den nächsten Monaten noch vergleichbare Geschmackserlebnisse erfahren darf.

Auf Grenada gibt es wohl auch sehr gute, aber nicht sehr bekannte Rums. Hier sollte man sich vielleicht eher auf die Gewürze, für die die Insel vor allem bekannt ist konzentrieren. Vielleicht schreibe ich demnächst einen Artikel darüber.

Der nächste erwähnenswerte Stopp auf der Route sind die BVI. Von hier kommt der Pusser´s Rum, einem Verschnitt aus Rums von den BVI, Guyana und Trinidad. Dieser ist die Grundlage für den Cocktail „Painkiller“ der in der Soggy Dollar Bar auf den BVI erfunden wurde. Ihren Namen verdankt die Bar der Tatsache, dass es dort keine Anlegestelle für Schiffe gab und die Gäste zur Bar schwimmen mussten. Die Getränke mussten sie daher mit „Soggy Dollars“ (feuchten Dollars) bezahlen. Es wäre cool, wenn es den Laden noch gibt. Das Rezept stammt aus den 70´er Jahren. (Nachtrag: Die Bar gibt es tatsächlich noch!)

Zum Schluss unserer Karibiktour werden wir noch mal in der Dominikanischern Republik Halt machen. Hier werden die auch in Deutschland für nicht allzu viel Geld (z.B. bei Citti) zu erwerbenden Rums Berceló, Brugal und Bermudez hergestellt.

Mitten auf dem Atlantik machen wir dann noch einmal ein kleines Päuschen auf den Bermudas. Hier wird traditionell eine Mischung aus Ginger Beer und dort produziertem Rum getrunken. Wird dieser Drink aus Gosling´s Black Seal Rum und Barritt´s Ginger Beer hergestellt erhält man einen der beiden einzigen mit Trademark versehenen Cocktails. Der andere ist übrigens der Bacardi Cocktail. Ach ja, aus steuerlichen Gründen hat eben diese Rummarke ihren Sitz auf die Bermudas verlegt.

Am Schluss der Reise kommen wir dann in Deutschland an. Wie ihr sicher schon gemerkt habt wird in Deutschland kein Zuckerrohr angebaut. Stattdessen wird etwas anderes produziert, was als Rum-Verschnitt in den Regalen liegt. Was das genau ist, habe ich erst jetzt erfahren. Es handelt sich um hocharomatischen jamaikanischen „High-Ester-Rum“, der mit Neutralsprit und Wasser geblendet wird. Prost! Ich glaube der gute Admiral Vernon würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass so etwas nach ihm benannt ist.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die vielfältigen Seiten dieses wunderbaren Getränkes geben. Ich plane übrigens über meine Erfahrungen mit den diversen Rums auf diesem Blog zu berichten.

Gruß aus Great Yarmouth

Nach mehreren Tagen erreichte uns gestern am späten Abend die erste Nachricht von Bord des Peter von Danzig. Maike schreibt:

Die Nordsee hat uns viel abverlangt!

Sonntag früh noch gut erholt bei Flaute unter Motor über die Elbe und auf die Nordsee getuckert, frischt es gegen Abend auf. Schnell hat der Wind auf 5-6 Bft. zugenommen, dazu kommen mannshohe Wellen, beides schiebt von hinten durch die dunkle Nacht. Toller Auftakt!

Der Montag beginnt ähnlich, der Seegang hat bisher nur vereinzelt Ausfälle in der Crew zu verantworten. Doch gegen Mittag beginnt der Barograph, ins Bodenlose zu fallen. Gegen 16:00 Uhr frischt es dann auch plötzlich weiter auf, innerhalb kurzer Zeit messen wir über 50 Knoten. Das Trysegel bei diesen Bedingungen anzubauen, ist ein Akt, der uns etwa eine Stunde kostet. Die Fock hingegen ist dann schnell geborgen. Die Stimmung bleibt über die ganze Zeit gut, eine Hand greift in die andere. Guntram steht wie ein Fels in der Brandung am Steuer, während uns die Gischt um die Ohren fliegt. Unvorstellbar starker Wind, die höchste Windspitze auf der Anzeige beträgt 63 Knoten.

Als in den Morgenstunden der Wind zumindest unter 40 Knoten fällt, werden schon wieder erste Scherzchen gemacht. Das aufkommende Tageslicht beruhigt zusätzlich.

Der Dienstag bleibt windig, das Trysegel bleibt oben, jetzt aber unterstützt von der Sturmfock. Peter ist in seinem Element und erträgt alle Schikanen ohne Murren. Wir entschließen uns, unser eigentliches Ziel Dover aufzugeben und nach Great Yarmouth einzulaufen. Dort kommen wir in den frühen Morgenstunden am Mittwoch an und finden ein lauschiges Plätzchen an der Pier. Nach einer heißen Suppe aus der Dose (für viele die erste Nahrungsaufnahme seit Montagmittag) geht es ab in die Koje, wir sind dann doch sehr erleichtert!

Der Mittwoch wird zum Groß-Reinemachen genutzt, einige Spuren hat der Sturm dann doch hinterlassen. So werden Segel genäht, Dinge wieder fest geschraubt, Sachen zurück an den rechten Platz gerückt. Anschließend ziehen wir als Karawane zum örtlichen Schwimmbad, endlich duschen! Dabei müssen wir auch feststellen, dass wir in einer echt hässlichen kleinen Stadt gelandet sind, abgeranzte Spielhölle mit Meerblick. Aber schietegal, nun geht’s ins Pub und morgen schlafen wir noch mal aus, bevor wir nachmittags Richtung Newhaven auslaufen.

Beste Grüße an alle Zuhause!

Neuesten Infos zufolge wird der PvD Great Yarmouth um 14:00 Uhr UTC (16:00 Uhr MESZ) wieder verlassen und in Richtung Eastbourne auslaufen. Die Crew rechnet damit, morgen gegen Mittag dort zu sein. Gute Fahrt!

Update:
Ein aufmerksamer ASVer hat eine Webcam in Great Yarmouth ausfindig gemacht und das Auslaufen des PvD für uns festgehalten. Der Zeitstempel zeigt 3:48 p.m., das entspricht 14:48 Uhr UTC. Die Planung wurde also gut eingehalten und der Peter konnte unter Segeln und im Sonnenschein wieder in den Englischen Kanal auslaufen!

Die Flucht in der Presse

Die Kieler Nachrichten berichten in ihrer heutigen Ausgabe vom Start unserer „Flucht“:

In der Onlineausgabe der Zeitung haben wir es sogar auf die Startseite geschafft, der Bericht fällt auch noch etwas detaillierter aus als in der Printausgabe: LINK.

PvD gesichtet!

Nur wenige Stunden sind seit dem Ablegen in Kiel vergangen, schon erreichen uns erste „Spionagefotos“ des Peter von Danzig. Am gestrigen Abend wurde das Schiff im Hafen vor der Schleuse in Brunsbüttel gesichtet, heute Morgen dann unter Segeln vor Cuxhaven!

Aus der Reichweite der AIS-Landstationen ist der Peter nun seit ca. 12:30 Uhr verschwunden, die letzten Infos von Bord lauteten: Zielhafen Dover. Wir warten gespannt auf die nächste Positionsmeldung!

Herzlichen Dank an die Einsenderinnen und Einsender der Fotos!

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Die Flucht beginnt!

Farewell Peter von Danzig!Der Blick auf unseren Countdown rechts verrät es: Es ist soweit! Nach gut einjähriger Vorbereitung und vielen, vielen investierten Arbeitsstunden konnte unsere Flucht in die Karibik heute Morgen um 10 Uhr wie geplant beginnen. Auf 17 Etappen wird das Schiff in den kommenden 42 Wochen über die Kanarischen Inseln in die Karibik gesegelt, im Mai 2013 geht es dann über Bermuda und die Azoren zurück nach Kiel. Rund 100 Segler freuen sich auf eine Farewell Peter von Danzig!unvergessliche Reise!

Nachdem wir den Abschied bereits am gestrigen Abend (und bis tief in die Nacht) mit einer karibischen Farewell-Party gebührend gefeiert hatten, stand heute Morgen die formelle Verabschiedung durch Kiels Bürgermeister Peter Todeskino, den Präsidenten der Universität Prof. Gerhard Fouquet sowie unseren Ersten Vorsitzenden Uli Münker auf dem Programm (die Lokal- und Fachpresse wird in den nächsten Tagen berichten).

Kiels Wetter zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite und war von stundenlangem Nieselregen geprägt. Nichts desto trotz war die Freude über den Reisebeginn bei allen Beteiligten groß. Die Crew der ersten Etappe darf endlich auf’s Wasser und für den Rest der Organisatoren und der Vereinsmitglieder kehrt nach den strapaziösen letzten Wochen wieder etwas Ruhe ein.

Das Organisationsteam freut sich riesig, dass das Schiff gut vorbereitet und technisch topfit zu seinem 42-wöchigen Törn starten kann! Und so verließ der über die Toppen geflaggte Peter von Danzig pünktlich um 10 Uhr seinen heimatlichen Liegeplatz am ASV-Steg an der Kiellinie. Seine Position kann nun, solange er sich in Landnähe befindet, hier mitverfolgt werden – wovon wir regen Gebrauch machen werden!

Farewell Peter von Danzig!Und wer sich gewundert hat, warum die Festmacher nicht mitgenommen wurden: Wir haben schöne neue an Bord!

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Artikels war der Peter übrigens bereits in der Schleuse von Brunsbüttel! Die Daheimgebliebenen wünschen gute Fahrt!

55 tolle Sachen möcht’ ich in der Karibik machen! Folge 43/55: Hommage an die Azoren

Dieser Artikel ist wieder von Jan-Ole:

Nachdem bereits ein Artikel über das Peter Café Sport in Horta von mir erschienen ist, folgt nun eine generelle Ode an die Azoren. Sie stammt vom fünfmaligen Weltumsegler Webb Chiles und ist neben anderen, spannenden Publikationen auf seiner Website   http://www.inthepresentsea.com/the_actual_site/introduction.html  zu finden.

Full disclousure: Da ich selbst schon einmal in Ponta Delgada war, bin ich sicherlich vorbelastet, was meine Begeisterung für die Azoren angeht. Um so mehr freue ich mich, im Juni nächsten Jahres wieder dort sein zu dürfen.

The Azores

1994

There are not many places that are liked by everyone who visits them.

I have never been to Ireland, but everyone I know who has tells me that they enjoyed the island of poets….


(Anmerkung der Blogredaktion: Es muss noch kurz mit dem Autor geklärt werden, ob der ganze Text hier veröffentlicht werden darf.)

Cocktail und Bermuda

Guten Morgen allerseits!

Ich habe auch das Glück, im Rahmen der FidK nach Bermuda zu segeln. Das freut mich und als ich gerade auf einer für mich neuen Homepage namens „Mixology“ war, da stach mir dieser Artikel direkt ins Auge. Ich hoffe, dass ich vielleicht vor Ort die Möglichkeit habe, diese Daiquiri-Variante einmal zu verkosten.

55 tolle Sachen möcht’ ich in der Karibik machen! Folge 42/55: Segeln in sanften Nächten

Kay hat heute mal schön beschrieben, was man in der Karibik tun kann, wenn nicht die Sonne scheint:

Maike freut sich auf  Wochen ohne Land in Sicht, Heyka träumt von Meeresleuchten, Lutz, meine ich, wollte den Abend am Strand, irgendwer schwärmte vom Sundowner und alle unterschlagen das Gemeinsame: die Nacht! Die Nächte auf See …

Für sich genommen mag dem einen oder der anderen ja vor der Hundewache grauen, mitternächtens aus der Koje geholt zu werden, wenn man gerade so gut geträumt, so kuschelig gelegen hat. Und doch hat die Nacht auf See so viel Reiz, Traum, Faszination:

Du stehst am Rad, kennst Deinen Kurs und suchst Dir Deinen Stern, nach dem Du steuerst. Du siehst weniger, doch das Sehen wird besser. Du hörst mehr. Vielleicht spiegelt sich der Mond im Wasser, vielleicht hörst Du die Wale blasen, sehen kannst Du sie nicht, denn tags sind sie nicht da (so war’s vor Kanada).

Bist Du Ausguck, suchst Du nach Lichtern, wer Euch begleitet, Euren Kurs kreuzt, suchst mit allen Sinnen, ob da nicht welche ohne Posis fahren, suchst nach Seezeichen ohne Licht. Sowieso: weniger Lichter sieht man auf See, weiter ab vom Land vielleicht gar keine mehr. Die Sterne werden klarer, keine diffuse Halo, kein Leuchtenrauschen nimmt ihnen die Brillanz. Vielleicht siehst Du doch eine Insel, ein bisschen Zivilationshelligkeit, aber weniger Menschen machen weniger Licht. Stumm ziehen wir an der Insel vorbei, lautlos wie die Gedanken an den vergangenen Tag. Statt des Buchenwaldflüsterns der dänischen Südsee querab machen die Palmen ihr eigenes Geräusch – welches wohl? Und fliegen die fliegenden Fische auch nachts? Hört man ihre Flossen schlagen? Zischen sie durch den Wind oder hört man sie nur, wenn sie an Deck klatschen?

Wenn ich nicht steuere, nicht Ausguck gehe, nicht Segel trimme sondern einfach so Zeit habe an Deck, sehe ich mir den karibischen Himmel an, Stern für Stern, unter dem unser Schiff dahingleitet. Vielleicht ist’s leise, nichts zu hören außer den Wellen am Schiff, vielleicht erzählt sich die Wache reihum Piratengeschichten und vom Schätzefinden. Nach einem heißen, karibisch-tropischen Tag wird die Nacht erfrischend sein, nicht kalt. Kühl genug, dass der Kakao schmeckt, warm genug, dass er nicht sein muss.

Auf den Etappen in der Karibik wird das Segeln in der Nacht nicht notwendig sein, die Strecken sind meist kurz, wir wollen in die Häfen und Ankerbuchten und doch: eine, wenigstens eine Nacht segeln unter den Sternen wollen wir, unter einem Himmel, der dem heimatlichen wohl gleichen wird und doch sein eigenes hat. Sanfter denke ich mir die Nacht in der Karibik und träume, da hier die Tage schon wieder kürzer werden und die Nächte frischer, träume von den lauen Nächten der Karibik und nehme Euch andere Romantiker schon mit an Bord, auf See, in die Nacht.