Tiger in the woods

Pünktlich um halb zehn biegt ein hupender, roter Kleinbus auf den Parkplatz der Rodney Bay Marina. Der Fahrer Benedict Richardson stellt sich uns vor und fügt hinzu: „but you can call me Tiger!“. Los geht die Reise entlang der grünen Westküste. Tiger beeindruckt uns mit seinen botanischen Kenntnissen: Die Serpentinen der vulkanischen Insellandschaft sind flankiert von Palmen, Ananas-Stauden, Avocado-Bäumen und über 60
verschiedenen Mangoarten. Tiefer und tiefer dringen wir auf unserem Weg gen Süden in den Regenwald vor, der seinem Namen alle Ehre macht, denn es gießt in Strömen. Immer wieder passieren wir markierte view points. Tiger: „From here you can usually see the Pitons“, aber der Regen verwehrt uns jede Fernsicht. In den Ortschaften stehen die Rastafaris im Regen. Am südlichsten Punkt unserer Reise kehren wir zum Mittagessen ein. Blue Marlin lautet die Empfehlung des Tages. Für alle steht die Wahl fest, außer Einer, der entscheidet sich für Hähnchen. Der Marlin schmeckt allen hervorragend, außer Einem, denn der hatte eigentlich keinen Fisch bestellt. Also reklamiert Einer und bekommt dann tatsächlich sein Geflügel. Geschmacksnote: Muffig, als wäre es einmal durch die Bilge
gezogen. Nach dem Essen die Kellnerin zu Einer: „Did you like it?“. Einer: „No“. Kellnerin: „But you finished it all!?“. „Yes, cause I was hungry, not because it was tasty“. Es verlassen also nur fast alle zufrieden das Etablissement. Nun scheint die Sonne, es ist erschreckend heiß. Aber dafür liegt endlich der Blick frei auf den Gros und den Petit Piton, zwei frei stehende Felsformationen, die direkt an der Küste 700 Meter hoch in den Himmel ragen. So beeindruckend, dass wir es auf dem Rückweg kaum schaffen, uns anzuschnallen, bevor es wieder heißt: „Photo!“. Als wir uns aus dem Urwald wieder den dichter besiedelten Gebieten im Norden St. Lucias nähern, klingelt das Handy unseres Fahrers. Er antwortet: „Yeahh, Tiger is back from the woods. Tiger is in town now!“.
Karibik, wir sind da!

Von Jens M.

Ps.: Fotos folgen…