Wo ist der kleine Peter?

Nach einem etwa 32 Stunden andauernden Schlag gen Norden mit 30 Knoten Wind aus Nordost kamen wir gestern Abend in dem Etappenziel- und Wechselhafen Le Marin auf Martinique an. Bereits bei Sonnenaufgang war Martinique in Sicht und dennoch haben wir dank Gegenstrom, -welle und – wind bis zum Sonnenuntergang gebraucht, um die letzten Seemeilen Rasmus, dem alten Rübenschwein, abzutrotzen. Der Hafen empfing uns bei einbrechender Dunkelheit mit unzureichend angemessenen freien Plätzen, so dass wir zwischen einer Motoryacht und einer 80 Fuß-Segelyacht festgemacht haben. Und wieder einmal fühlten wir uns mit dem Peter als besseres Beiboot. Àpropos Beiboot: es wurde bereits vor kurzem in einem anderen Beitrag erwähnt, dass wir das „beschissenste Dinghi der Karibik“ besitzen, dies soll hiermit noch einmal ausdrücklich bekräftigt werden. Weiteres bleibt jedoch einem gesonderten Bericht vorbehalten.

Zurück zum Wesentlichen. Auch wenn wir in Größe regelmäßig geschlagen werden, so jedoch niemals in Crewstärke. Kaum ein Passant oder Nachbarlieger, der nicht beeindruckt, verängstigt oder auch entgeistert schaut, wenn aus dem vorderen und hinteren Niedergang die ASVer im ganzen Dutzend herausströmen und sich die Flut mit Rum und Gitarre in das Mittelcockpit ergießt.

Dennoch, es bleibt missvergnügt festzustellen, dass unser Kojenbomber in nahezu jedem Hafen einem Spielzeug gleicht. Das Geld in der Karibik schwimmt, wird permanent geputzt, poliert und erstrahlt mit weißem oder blauem Rumpf. Einzige Ausnahme bildete eine über 200 Fuß große Motoryacht im Antigua Yacht Club, die im marinefarbenen matten Tarngrau gehalten wurde und nicht überraschen würde, wenn darin auch eine Batterie Flugabwehrraketen installiert wäre. Es entsprang übrigens einem glücklichen Zufall, dass wir dem privaten Marinefanatismus beiwohnen durften: Eines Abends in Antigua marschierte ein kleines Grüppchen ASVer durch das Örtchen und kam an einem umzäunten, palmenveredelten Grundstück vorbei. Der Pförtner saß gerade nicht in seinem Häuschen, so dass wir unbemerkt die Steganlage erreichen konnten, auf der uns dann doch schließlich der Pförtner entgegen kam, uns wohl für zugangsberechtigt hielt und uns freundlich zunickte. Wir führten den konkludent erteilten Passierschein auf unsere tadellose Erscheinung zurück, die mit Badelatschen, entsprechender Badeshorts und vergilbtem T-Shirt der Umgebung mehr als angemessen war. Vielleicht hat der Pförtner aber auch einfach zu viel Ganja (das hiesige Marihuana) geraucht oder es war ihm seine Abwesenheit im Diensthäuschen peinlich und er sah beflissen über unsere Dreistigkeit hinweg. In jedem Fall war das Ergebnis beeindruckend. Hier tümmelten sich mehrere gigantische Motoryachten, wie z.B. die bereits erwähnte Monströsität. Aber auch etliche Schönheiten, wie drei J-Class-Segelyachten lagen in Tuchfühlung vor uns. Für all diejenigen, denen J-Class kein Begriff ist: sie gelten als die wohl schönsten Segelschiffe der Welt, der Riss entstammt den Americas Cuppern der 30er Jahre, sie sind ca. 40 m lang, haben etliche hundert Quadratmeter Segelfläche und sind einfach nur beeindruckend.

Auch jenseits der ganzen Superlative geht es uns nach wie vor gut. Heute darf jeder machen, wann und was er will, zumindest nach dem uns die Capitainerie heute Morgen eigentlich des Liegeplatzes verwiesen hat und wir erfolglos auf den Hafenmuckel gewartet haben, der uns einen neuen Liegeplatz zuweisen wollte. Dass wir den Liegeplatz nicht behalten dürfen, wussten wir nun alle schon im Voraus, denn der kleine Peter darf nicht zwischen den Großen spielen. Aber wir wissen auch, dass die Zeit kommen wird, dass der Peter wieder nach Hause kommt und wieder ein großer Fisch in seiner Kieler-Förde ist und das Sprotten-Dasein allen anderen überlässt.

Tobias für die PvD-Crew

2 Gedanken zu „Wo ist der kleine Peter?

  1. Na dann wartet mal noch 2 Wochen ab. Dann trefft ihr das Walross zur Heineken Ragatta. Da könnt ihr gern unser Beiboot haben. Ich würde wetten, dass unser Dinghi auch ein ganz heißer Kandidat für das „beschissenste Dinghi der Karibik“ ist und sich vor eurem nicht verstecken braucht.

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